Regeln, Bürokratie, Vorgaben, Anweisungen und Anleitungen. Darauf basiert die deutsche Gesellschaft – sonst würde schließlich komplettes Chaos herrschen. Zusätzlich gibt es moralische Standards und soziale Normen. Diese interpretiert der eine oder die andere auch gerne abseits der Norm. Aber zum Glück gibt es genug Personen, die einen freundlich darauf hinweisen, wenn man fernab der sozialen Normen agiert. Maßregeln nennt sich das, oder: Deutsche korrigieren einfach gerne.
In Singapur läuft das anders, dort überprüfen technische Helferlein die Einhaltung gesellschaftlicher Standards. Denn in der südostasiatischen Kultur ist es nicht üblich, auf Fehler hinzuweisen – schon gar nicht in der Öffentlichkeit. So soll Roboter „Xavier“ dort künftig helfen, die Sicherheit auf den Straßen des Stadtstaates noch weiter zu verbessern. Der vierrädrige Roboter patrouilliert in Bezirken, in denen viele Fußgänger unterwegs sind und dokumentiert, was Behörden als „unerwünschtes soziales Verhalten“ bezeichnen. Dazu gehört etwa die Versammlung von mehr als fünf Personen, was gegen aktuelle Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen verstößt. Auch Raucher und illegale Straßenhändler sind vor Xavier nicht sicher: Der blecherne Freund und Helfer sucht mithilfe von 360-Grad-Infrarot-Kameras vorgegebene Umgebungen ab und spürt autonom illegale Qualmer oder unsachgemäß geparkte Fahrräder sowie Autos und Motorräder auf Fußwegen auf. Bemerkt der Roboter einen Verstoß, benachrichtigt er eine Kommandozentrale und zeigt das Vergehen schriftlich auf seinem Display an.
Für Deutsche wäre das eventuell auch eine gangbare Lösung. Stellen Sie sich vor, ein Androide hält Sie an und liest Ihnen in seiner quietschigen Stimme vor: „Hey, Rauchen ist hier nicht erlaubt, Sie Idiot. Und der Glimmstengel gehört gefälligst in den Restmüll!“ So kennen wir‘s und können dem Blechkasten doch gar nicht böse sein, oder? (nu)