Die Zeit in den Griff zu bekommen, ist nicht einfach. Meistens haben wir das Gefühl, immer weniger Zeit zu haben. Einige nehmen sich zu viel Zeit – und geraten in Verdacht, in dieser Leistungsgesellschaft nicht bestehen zu können. Wieder andere schlagen als Müßiggänger, auf der Sommerwiese liegend, zu Lasten der Solidargemeinschaft ihre Zeit tot. Bisweilen existiert die Zeit also gar nicht mehr. Diesen Zustand will jetzt die Insel Sommarøy hoch im Norden Norwegens erreichen. Da die Sonne monatelang dort nicht untergeht, macht es für die Insulaner offenbar keinen Sinn, über Zeiten fürs Abendessen oder irgendeine andere Zeit zu reden, argumentieren sie ihr Begehr, die Zeit abzuschaffen. Die Mitternachtssonne, so heißt es, mache Uhren auf der Insel überflüssig. Klarer Fall: Der Sommarøy-Norweger tickt nicht mehr (richtig). Ganz anders der Deutsche: Er kann es kaum erwarten, bis von 2030 an die Züge mit einem verlässlichen Deutschland-Takt in regelmäßigen Abständen vernetzt fahren. Auf den wichtigsten Strecken zwischen Großstädten soll alle 30 Minuten eine Verbindung entstehen. Doch der künftige Stuttgarter Hauptbahnhof (S21) ist angeblich für einen solch engen Takt gar nicht ausgelegt. Das Nadelöhr Stuttgart werde sich weiträumig auswirken, ereifert sich so mancher. Beispielsweise müssten Fahrgäste aus Mannheim in Ulm 26 Minuten warten, um Richtung Bodensee weiterfahren zu können. 26 Minuten warten! Was sind wir doch für ein merkwürdiges Völkchen! dk
Glosse
Wer tickt da nicht richtig?
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