Mit dem 60. Geburtstag lässt es sich nicht mehr leugnen, dass man so langsam in die Seniorenklasse aufrückt. Dabei soll 60 das neue 40 sein, umgarnt einen die Modebranche unablässig. Doch selbst wenn man sich auch „nur“ um zehn Jahre jünger fühlt, raubt einem eine einzige Postwurfsendung alle Hoffnung darauf, dass die Zukunft noch vor einem liegt. Ab 60 nehmen einen die Anbieter von Hörgeräten und Sterbegeldversicherungen unbarmherzig ins Visier.
Die Post in meinem Briefkasten versichert mir, mit einem Hörgerät von X sei mein Leben wieder Rock ’n’ Roll. Und Versicherer Y rät mir dringend dazu, meinen Abschied schon jetzt in Würde und vor allem ohne finanzielle Last vorzubereiten, um meinen Lieben nur Positives zu hinterlassen!
Obwohl ich höre wie ein Luchs und keinen Gedanken an meinen Abschied vom irdischen Dasein verschwende, wird mir schlagartig bewusst, dass 60 das neue 80 ist. Ein Gedanke, der sich bei mir in Sekundenschnelle verfestigt hat. Habe ich die Postwurfsendungen nun im Müll entsorgt oder in irgendeinem Papierstapel gebunkert? Ich habe keinen blassen Schimmer mehr. Dabei müsste ich unbedingt Kaufverträge und Versicherungspolicen abschließen, bevor es zu spät ist und ich nicht mehr unterschreiben kann. So wie ich mich gerade fühle, könnte das schon morgen sein.(dk)