Zunehmendes Outsourcing ruft neue Dienstleister-Typen auf den Plan: 3PL und 4PL. Sie entwerfen umfassende Lösungen für die logistische Kette.
Klaus Jopp ist freier Journalist in Hamburg
Unternehmen, die sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, fragen in steigendem Maße zusätzliche Logistikleistungen nach. Die beschränken sich längst nicht mehr auf Transport und Lagerbewirtschaftung, sondern betreffen die gesamte Auftragsentwicklung: Bestellwesen, Auftragsverarbeitung, Zahlungsverkehr, Zustellung, Kundenbetreuung und After-Sales-Service. Dabei entstehen neue Dienstleister-Typologien, die schon mit neuen Namen belegt sind: 3PL und 4PL.
Third Party Logistics Provider (3PL) kombinieren strategisches Fachwissen und operative Umsetzung, sind also systemintegrierend tätig. Sie agieren über die klassischen Aufgaben einer Spedition hinaus in den Bereichen Mehrwertdienste, wie Konfektionierung oder Montage von Teilen. Noch weiter geht der Ansatz der nächsten Dienstleister-Generation, der Fourth Party Logistics Provider (4PL): Sie bündeln Ressourcen, Fähigkeiten und Technologien, um umfassende Lösungen für die Supply Chain zu entwerfen, und übernehmen netzwerkintegrierend Planung und Beratung im Bereich Logistik. Dabei werden ganze Unternehmen oder ihre Teile durch den Einsatz neuer Informationstechnologien (IT) miteinander verknüpft, um den Wertschöpfungsprozess zu optimieren.
Nach Angaben des Zentrums für Logistik und Unternehmensplanung GmbH (ZLU) in Berlin gibt es in Europa derzeit noch keine richtigen 4PL; rund 60 Unternehmen entwickeln sich aber in diese Richtung. Die Marktchancen sind groß, allein in Europa kostet die Administration der Logistikprozesse 22,5 Mrd. Euro im Jahr.
Weit vorn in der Entwicklung sieht sich die Hamburger Stratex Logistics AG. Der Dienstleister koordiniert und steuert europaweit Fracht- und Mehrwertkapazitäten angeschlossener eigenständiger Partner bei direkten, zeitkritischen Sonderfahrten. „Mit innovativer Telematik und einer durchgängigen Abbildung der Geschäftsprozesse über unsere eigene B2B-Plattform im Internet setzen wir unsere Vorstellungen eines 4PL um“, betont Rainer Wasielke, Geschäftsführer und Inhaber von Stratex. Das Unternehmen verspricht, Frachten innerhalb von 30 min nach Auftragsannahme abzuholen. Stratex arbeitet mit einem satelliten- und internetgestützten Flottenmanagement.
Fulfillment-Dienstleister wie Stratex planen und steuern die Abwicklung der gesamten Versorgungskette und sorgen für eine reibungslose informatorische Anbindung aller Prozessbeteiligten. Durch die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Unternehmen haben sie die Möglichkeit, die Kosten für die Einführung innovativer Logistiksystemen erheblich zu senken. Die Hamburger kooperieren mit 1250 Transportpartnern.
Bemerkenswert ist, dass die 4PL keinen eigenen Fuhrpark, keine Umschlaganlagen, keine Hallen oder Lagerflächen besitzen. Nach Ansicht von Experten könnte gerade das ein Erfolgsfaktor sein. Weil sie keine eigenen „Assets“ auslasten müssen, bewahren sie eine besondere Neutralität. Denn von Seiten der Verlader bestehen oft Zweifel, ob ein Dienstleister nicht die eigenen Ressourcen bevorzugt einsetzt, auch wenn das nicht der besten Lösung entspricht.
Die Integration der Logistiksysteme von Unternehmen, Zulieferern, Dienstleistern und Kunden mit dem Ziel einer Gesamtoptimierung der Wertschöpfung hat zum Konzept des Supply Chain Management (SCM) geführt. Viele Experten sind davon überzeugt, dass dabei 4PL eine wichtige Rolle spielen werden. Nur sie können auf längere Sicht Aufbau und Führung der benötigten globalen Logistiknetzwerke sowie ihre Planung und zusätzliche Beratungsfunktionen übernehmen.
Unsere Webinar-Empfehlung
Der Summit richtet sich an Entscheider aus den Bereichen Fertigung, Instandhaltung, Fabrikautomatisierung, Automatisierung, Intralogistik und Fabrikplanung, Netzplanung, Netzwerkinfrastruktur, Innovationsmanagement. Daneben sind Hersteller aus den Bereichen Maschinenbau, Sensorik,…
Teilen: