Bachelorstudium | Erfüllen sechs Semester den Anspruch an eine Berufsqualifikation? An acht Semestern, wie im Ausland üblich, halten etwa die Universität Stuttgart und die TU München bei ihren Architekturstudiengängen fest.
Drei Jahre, sechs Semester, 180 Creditpoints. Musterstudienpläne und Module bestimmen den Studienverlauf: Zwei Drittel der rund 7200 Bachelorstudiengänge in Deutschland erfüllen die harten Fakten der vor 15 Jahren beschlossenen Bologna-Reform. Das Ziel, Studenten beschleunigt zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss zu bringen, ist damit aufgegangen. Wenn jeder zweite deutsche Student seinen Bachelor-Abschluss in der Regelstudienzeit schafft, kann das 6-semestrige Turbo- Studium so falsch nicht sein.
Vor allem Uni-Bachelor, die in großer Mehrzahl in den anschließenden Master drängen, bleiben in der Zeit. Wo Schatten ist – das sechssemestrige Studium wird oft als Bulemie-Lernen verspottet –, ist aber auch Licht. So gilt die Fähigkeit schnell zu sein, fast überall als Qualitätsmerkmal. Jeder Turbostudent hat bewiesen, dass er sich hervorragend selbstorganisieren und zügig arbeiten kann. Allesamt Fähigkeiten, die in der Arbeitswelt gefragt sind. Wer sein Studienziel in solch kurzer Zeit erreicht, kann sein Können zudem schneller der Arbeitswelt anbieten. Turbo-Bachelor-Absolventen der Fachhochschulen, die sich für den direkten Berufseinstieg entscheiden, kommen auf dem Arbeitsmarkt meistens gut zurecht. Auch das zeigt: Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich der schnelle Abschluss geräuschlos am Arbeitsmarkt etabliert.
6 statt 8! Das soll reichen?! Im Motorenbau erleben wir das Downsizing schon seit Jahren! Warum also nicht auch in der überquellenden Uni die Semester reduzieren? Drei gewichtige Gründe sprechen demgegenüber für das 8-semestrige Bachelor Architekturstudium. Zum einen muss bereits mit dem ersten Studienabschnitt, also dem Bachelor, eine Berufsbefähigung erworben werden können. Alle deutschen Architektenkammern schreiben zur Ausübung des Architektenberufs ein mindestens 8-semestriges Studium vor.
Die EU und der Architektenweltverband gehen sogar von einem mindestens 10-semestrigen Studium aus. Zweitens müssen unsere Studenten einen weltweit anerkannten Bachelorabschluss haben. Es kann nicht sein, dass unsere jungen Studenten, die beispielsweise in die USA gehen und einen Masterabschluss anstreben, dort nicht akzeptiert werden. Oder für viel Geld nachsitzen müssen. International ist der 8- oder sogar 10-semestrige Bachelor einfach die Regel. Drittens passen unsere superkomplexen Lehrinhalte einfach nicht in einen superkurzen Lehrplan. Genauso wenig wie bei den Ärzten und Juristen. Wer würde sich gerne von einem Arzt oder Juristen beraten lassen, der nur 6 Semester studiert hat? Von einem Architekten ein Haus – selbst ein nur kleines Haus – planen lassen, der nur 6 Semester studiert hat? 8 statt 6! Das reicht. Ganz knapp.
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