Westdeutschland ist Spitze – was die Arbeitskosten angeht, sagt das IW Köln. Besser steht hingegen Ostdeutschland da: Dort bewegen sich Löhne plus Lohnnebenkosten auf dem Niveau vieler Konkurrenzländer.
Westdeutschland gehörte 2004 zu den teuersten Standorten weltweit. Eine Arbeiterstunde kostete die Industrieunternehmen in den alten Bundesländern im Schnitt 27,60 Euro, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln errechnet hat. Nur in Dänemark mussten die Unternehmen mit 28,14 Euro höhere Ausgaben verkraften.
Wesentlich besser weg kommt der Standort Ostdeutschland. Dort beliefen sich 2004 die Stundenlöhne plus Personalzusatzkosten der Industrie zusammen auf durchschnittlich 17,15 Euro. „Das ist etwa so viel wie in Italien und Kanada“, verdeutlicht IW-Experte Christoph Schröder.
Die Produktionsbedingungen sind in Osteuropa bekanntermaßen deutlich günstiger, was die Löhne anbelangt: etwa in Ungarn und in der Tschechischen Republik, wo die Arbeiterstunde lediglich mit rund 4,50 Euro zu Buche schlägt. Negativ wirken sich für die westdeutschen Firmen vor allem die Personalzusatzkosten von 12,15 Euro je Stunde aus – so schwer wiegt dieser Posten in keiner anderen Industrieregion. „Zudem das Kostenhandikap auch wegen des steigenden Eurokurses noch größer geworden“, gibt Wirtschaftswissenschaftler Schröder zu bedenken.
Die Ausgaben für eine Arbeiterstunde in der westdeutschen Industrie überstiegen 2004 den Schnitt der Konkurrenzländer um 38 % – das sind laut IW 2 % mehr als 2003. Ein kleiner Trost: Im Rekordjahr 1995 mussten die westdeutschen Unternehmen noch einen Kostennachteil von 54 % Prozent gegenüber anderen wichtigen Industrienationen schultern.
Dass Boden gutgemacht werden konnte, verdankt der Standort Deutschland West – neben mittelfristig günstigen Wechselkursen – der Lohnentwicklung. Diese sei nach „deutlich überzogenen Abschlüssen in der ersten Hälfte der neunziger Jahre“ zuletzt moderater aus gefallen, so die Einschätzung der Kölner Wirtschaftsforscher.
Für die weitere Entwicklung in diesem Jahr lasse sich noch kein klarer Trend erkennen, so IW-Experte Schröder. Zwar müssten die Betriebe weniger für die Krankenversicherung ihrer Mitarbeiter aufwenden. Eine deutliche Entlastung bei den Zusatzkosten sei jedoch nicht in Sicht. Positiv: Bei der Lohnentwicklung zeichnen sich gemäßigte Zuwachsraten ab. Schröder: „Die Konkurrenzländer werden ihre Wettbewerbsposition kaum mit übermäßigen Gehaltszuwächsen aufs Spiel setzen.“ tv
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