Herr Krinke, sind kollaborierende Roboter sicher?
Kollaboration ist für mich ehrlich gesagt ein rotes Tuch. Derzeit werden in der Branche viele unseriöse Aussagen gemacht. Und es gibt schlagartig unheimlich viele kollaborierende Roboter, jeder hat einen im Angebot.
Was wollen Sie damit sagen? Dass viele kollaborierende Roboter gar nicht so sicher sind wie vom Hersteller behauptet wird?
Man muss sich klar machen: Wenn ein Roboter zum Beispiel 5 kg hebt und damit arbeitet, dann steckt da Power dahinter. Und wenn er einen spitzen Gegenstand in der Hand hat, wird das Ganze noch gefährlicher. Das gilt für alle Modelle. Man muss das Thema Sicherheit ganzheitlich betrachten: Erst den Roboter, dann die Werkzeuge und schließlich das finale Produkt. Die Sicherheitsbetrachtung muss über die komplette Applikation gehen.
Ihr Modell, der Workerbot, erfüllt bei der Sicherheit die höchste Kategorie 4. Was bedeutet das genau?
Wir verwenden nur Bausteine, die von der Berufsgenossenschaft abgenommen und zertifiziert sind. Und die kombinieren wir nach klassischen Regeln. Dadurch können wir den Roboter für jede Applikation sicher machen. Trotzdem ist zusätzlich eine Laserlichtschranke oder ein Sicherheitszaun notwendig, weil der offene Betrieb für den Menschen gefährlich werden könnte. Da reicht ein Bedienfehler oder ein Fehler in der Technik. Das muss alles in Betracht gezogen werden.
Und deswegen ist ein Zaun unumgänglich?
Nicht nur deswegen. Es kommt hinzu, dass der Anwender natürlich produktiv sein will und deswegen mit dem Roboter ganz schnell arbeitet. Wenn Sie sich auf der Hannover Messe oder auf der Automatica einen kollaborierenden Roboter anschauen, der wirklich einer ist, dann bewegt der sich sehr langsam.
Das bedeutet, dass Sicherheit aus langsamen Bewegungen gewonnen wird?
Genau. Im Grunde muss man immer den schlimmsten Fall annehmen und sich zum Beispiel fragen: Wenn ein Werker einen anderen Werker aus Versehen in Richtung Roboter schubst, wie lange dauert es dann, bis der am Roboter aufschlägt? Und was passiert, wenn sich der Roboter auch noch mit maximaler Geschwindigkeit in Richtung Werker bewegt? Aus diesen Überlegungen heraus ergeben sich Abstände, die ich einhalten muss, wenn die Sicherheit gegeben sein soll. Und wenn der Roboter sich langsamer bewegt, dann kann der Abstand kleiner werden. Dem kann sich niemand entziehen, das ist Physik.
Das klingt ziemlich ernüchternd.
Schon. Aber auf der anderen Seite ist es doch gar nicht so wichtig, dass der Roboter ganz nah beim Menschen arbeiten muss. Das wird meines Erachtens überzogen. Wo gibt es denn in der Industrie einen Arbeitsplatz, an dem Werker und Roboter am gleichen Werkstück rumschrauben? Nirgends. Und wann haben Mensch und Roboter gleichzeitig irgendwo die Finger drin? Extrem selten. Die Regel ist doch: Der Mensch macht etwas und gibt es dem Roboter rüber. Oder der Roboter macht etwas und übergibt es an den Menschen. Und das ist problemlos möglich. Dazu brauche ich keinen sündhaft teuren, kollaborierenden Markenroboter. Und wenn der ein Skalpell in der Hand hält ist er auch gefährlich, egal was da für ein Name drauf steht. Natürlich stoppt der irgendwann, aber dann ist der Schnitt schon gemacht.
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