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Mit Kurzschluss schneller zur Innovation

Biotech-Industrie: Wirtschaftsförderer vermittelt Kontakte
Mit Kurzschluss schneller zur Innovation

Die Potenziale des Engineering werden in der Pharma- und Biotech-Industrie noch nicht ausgereizt. Überzeugende Argumente für den ersten Kontakt in eine neue Branche entwickeln Automatisierer zusammen mit Biotech-Experten.

Wenn sich Automatisierer und Anwender aus der Pharma- oder Biotechnologie an einen Tisch setzen, gibt es nur Gewinner: Die einen bekommen einen neuen Kunden, die anderen können die Gesamtkosten ihrer Anlage über den Lebenszyklus hinweg senken. Nur: Bislang reden beide Seiten noch zu wenig miteinander.

Im Pharmabereich beispielsweise übernehmen oftmals spezialisierte Unternehmen den Anlagenbau und koordinieren das Beschaffen der erforderlichen Komponenten. „Dieser Ablauf lässt einen direkten Kontakt zwischen Pharma- oder Biotech-Experten und Maschinenbauern aber gar nicht zu“, bedauert Branchen-Insider Dr. Ralf Kindervater, Geschäftsführer der Bio-Pro Baden-Württemberg GmbH. „So ein Koordinator sucht vor allem, welcher Lieferant die geforderten 50 Druckzylinder oder 15 Steuerungen mit Ex-Schutz herstellt.“ Ganz neue und sogar bessere Lösungen, zu denen Maschinenbauer und Biotechnologen kommen, wenn sie einander Auge in Auge gegenüber sitzen, fallen dabei unter den Tisch. „Im Grunde wäre es aber der Kurzschluss, der am schnellsten zur Innovation führt“, erläutert Kindervater, der im Auftrag der baden-württembergischen Landesregierung den Kontakt zwischen Maschinenbau, Automatisierern und Life Science verbessern soll.
Seinen Gesprächspartnern aus der Bio- und Pharma-Branche macht er denn auch schon beim ersten Treffen eine verlockende Zusage. „Weil wir mit einem Experten-Pool zusammenarbeiten, kann ich einem Geschäftsführer immer ein Versprechen geben: Wir werden Ihnen drei gute Ideen für Ihr Unternehmen präsentieren, die aus einer Branche kommen, zu der Sie noch keinen Kontakt hatten.“ Stand-up-Innovation nennt Kindervater dieses Prinzip – an dessen Umsetzung sich dann Industrieunternehmen beteiligen.
Mit diesem Gedanken sind Kindervater und seine Mitarbeiter an Automatisierungsspezialisten wie beispielsweise die Esslinger Festo AG herangetreten. Deren Komponenten waren bei Rundgängen im Produktionsbereich von Pharmaunternehmen bereits im Einsatz zu sehen, und es war zu vermuten, dass sich aus dem Know-how der Automatisierer Verbesserungspotenziale in diesem Bereich erschließen lassen würden.
Dass Kontakte dieser Art Erfolg versprechen, bestätigt Alexander Riek, Branchenmanager Biotech/Pharma bei der Festo AG: „Den Anwendern von Automatisierungskomponenten in der Pharmaindustrie ist oft nicht klar, wie und vor allem in welchem Ausmaß sie durch besseres Engineering Geld sparen könnten.“ Gerade begännen Kampagnen zu greifen, die beispielsweise den Energieverbrauch betreffen und mehr Effizienz in der Drucklufterzeugung und -verteilung propagieren. Welche Möglichkeiten sich darüber hinaus durch den Einsatz von CAD in der Entwicklung, durch E-Procurement oder durch die Montage und Beratung von Automatisierungsexperten bieten, müssen die Festo-Mitarbeiter ihren Gesprächspartnern oft erläutern.
„Interessant ist, dass sich Anwender im Pharmaumfeld oft noch keine Gedanken darüber gemacht haben, dass beispielswise ein schnelleres Handling nicht nur machbar ist, sondern sogar bessere Ergebnisse verspricht“, erläutert Riek. Denn je kürzer die Verweildauer einer Probe in der Warteschleife, desto genauer seien die Analysedaten.
Solche Verbesserungsvorschläge, die auch Insider aus dem Labor überzeugen, kann allerdings nur machen, wer sich mit Biotech und Pharma ein bisschen auskennt. Bei Festo kamen entsprechende Überlegungen in Folge eines Workshops mit Biopro-Mitarbeitern in Gang. Diese brachten den Ingenieuren die Wünsche und Nöte der Prozessindustrie und ihrer Entwickler näher.
Dass solcher Input von außen auch für einen gestandenen Automatisierer beim Einstieg in die Life-Science-Nische eine wichtige Rolle spielt, bestätigen viele Ingenieure, die den Schritt in die Biotech-Branche gewagt haben. Mit den auf Zuverlässigkeit und Schnelligkeit gezüchteten, robusten Produkten aus dem Industriebereich könnten dort viele Verbesserungen erzielt werden. Und gerade Biotech-Start-Ups hätten großes Interesse daran, dass ihre Investitionen in eine Anlage auch die kommenden fünf Jahre überstehen.
Kontakte in eine Szene aufzubauen, die völlig anders strukturiert sei als der vertraute Maschinenbau, könnte einen klassischen Automatisierer allerdings vor Probleme stellen. Ein Möglichkeit, sich auf dem Weg in die neue Branche von einem Insider begleiten zu lassen, sind Wirtschaftsförderer wie die Stuttgarter Bio-Pro Baden-Württemberg. „Entsprechende Einrichtungen gibt es aber auch in anderen Bundesländern“, sagt Geschäftsführer Dr. Kindervater. „und den vermitteln wir auf Wunsch natürlich gern.“
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Hinter Engineering steckt mehr als Energiesparen

Automatisierer im Labor
Die Life-Science-Branche bietet nicht nur Chancen für Konzerne, wie das Beispiel der Reutlinger Manz Automation AG zeigt. Das Unternehmen mit 150 Mitarbeitern hat sich auf den Gebieten Robotertechnik, Bildverarbeitung und Steuerungstechnik weltweit einen Namen gemacht. Automatisierungslösungen für den Life-Science-Bereich bietet neuerdings der Geschäftsbereich systems.lab an. Er deckt Anwendungen ab, die direkt oder indirekt mit der Gesundheit des Menschen zu tun haben: von der wissenschaftlichen Forschung und der Pharmaindustrie über die Biotechnologie und Diagnostik bis hin zur Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. Hier fallen oft große Probenmengen an, die manuell schwer zu bewältigen sind. Die Automatisierer aus Reutlingen bieten Lösungen für einfache Aufgaben wie die Handhabung von Fläschchen oder Plattensystemen bis hin zu komplexen Workflows in Analytik oder Produktion.

Marktchancen
Industrielle Automatisierung ist zuverlässig, schnell, robust – und kann in bestimmten Anwendungen aus der Biotech- und Pharma-Branche gegenüber klassischen Lösungen für die Laborautomation punkten. Einen Alleingang Richtung Life-Science halten Experten jedoch nicht für sinvoll. Die besten Kontakte vermitteln Insider wie beispielsweise Bio-Pro-Mitarbeiter.
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