Spanische Fräs- und Bearbeitungszentren haben hierzulande ihre spezielle Arena. Überwiegend ausgelegt für die Fertigung großformatiger Teile, konnten sie sich seit Anfang der 90er-Jahre vor allem im Werkzeug- und Formenbau etablieren und machen den deutschen und italienischen Platzherren den Markt streitig. Wir haben einen Anwender iberischer High Tech besucht.
Von Chefreporter Wolfgang Filì chefreporter@fili.net
Mit der KPCU-AR 4000 habe man jetzt schon die vierte Zayer-Maschine im Haus, erklärt Lars Steinkamp. Es sei die bislang größte. Der Geschäftsführer der Espelkamper Steinkamp GmbH + Co. KG fährt mit der Hand leicht über eine Schablone im Couchtischformat: „Wissen Sie, in unserem Job kommt es ja nicht bloß auf tadellose Formen und Flächen an, sondern auch, ob man sie zuvor in bezahlbarer Zeit aus dem Vollen geholt hat.“ Exakt deshalb stehe die Zayer Nr. 4 jetzt in seiner Halle. Die drei anderen Maschinen – jeweils drei- statt fünfachsig und mit maximal 2000 mm Längsverfahrweg auch wesentlich kleiner – hatten zur Komplettbearbeitung großer Teile in ein und derselben Spannung nicht mehr gereicht.
Die KPCU-AR war vor allem für Formen, Bohrvorrichtungen und Spritzformen um die 3000 mm Länge und mehr angeschafft worden. Bei solchen Brocken eigne sich die Portalmaschine genauso gut zum Schwer- wie zum Feinzerspanen und biete Vorteile gegenüber vergleichbaren Fabrikaten. Steifigkeit und Tempo seien entscheidend. Der Gabel- und der Drehkopf der Maschine würden bei Bedarf – also beim Wechsel von Schruppen auf Schlichten – halbautomatisch eingewechselt. „Wenn das der richtige Mann anpackt, ist die Sache binnen fünf Minuten erledigt“, versichert Lars Steinkamp. In der Tat gibt sich die von der Erkrather Zayer-Vertretung Iberimex GmbH betreute KPCU-AR als solides Stück Maschinenbau. Der Antrieb über Zahnstangen und Doppelritzel in Längs- und Querachse machen Achsbeschleunigungen bis 2,5 m/s² möglich. Die Längs- und Querverfahrwege betragen 4 sowie 3,5 m und der Höhenhub 1,1 m. Der vertikale Gewichtsausgleich arbeitet hydraulisch. Präzisionswerkzeuge werden hydromechanisch geklemmt. Das von Steinkamp so gelobte Kopfwechselsystem erlaubt den alternativen Betrieb eines stufenlos positionierbaren Universalfräskopfs mit 6000 min-1 und 37 kW Antriebsleistung sowie eines zweiachsigen Gabelfräskopfs mit 24 000 min-1.
Nach vier Monaten Betrieb seien die Erfahrungen mit der Maschine gut, sagt der junge Geschäftsführer. Er hofft, die knapp 850 000 investierten Euro weit unterhalb der gesetzlichen Abschreibungsfrist amortisiert zu haben. Voraussetzung seien konstante Aufträge und ein mehrschichtiger Betrieb. An seiner Zayer Nr. 4 und dem bislang völlig ungeforderten Iberimex-Service dürfte es jedenfalls kaum liegen.
Lieferant Iberimex
Die Erkrather Iberimex GmbH vertreibt und betreut in Deutschland seit 30 Jahren die Werkzeugmaschinen der Zayer S.A., Vitoria. Zum Programm des spanischen Herstellers gehören Bearbeitungszentren, Bett- und Starrbett- sowie klassische Portal- und Gantryfräsmaschinen, Lateral- und Doppelständerfräswerke, Hochgeschwindigkeits- und Sondermaschinen. Iberimex arbeitet mit derzeit 20 Anwendungs- und Kundendienstfachleuten.
Kunde Steinkamp
Die Steinkamp GmbH+Co. KG in Espelkamp fertigt Gummimetallformen, Blas- und Spritzgießformen, Prototypen, Betriebsmittel und Sondermaschinen. Hauptkunde ist die deutsche Automobilbranche nebst Zulieferern. Das seit 1970 familiengeführte Unternehmen hat 140 Mitarbeiter und konnte 2003 rund 11 Mio. Euro umsetzen. Steinkamp hält 80 Frässysteme unter Span. Die HSC- und fünfachsigen Maschinen werden zweischichtig genutzt.
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