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Kleiner Bestellerkredit fördert Auslandsgeschäft

Finanzierung von Investitionsgütergeschäften
Kleiner Bestellerkredit fördert Auslandsgeschäft

Kleiner Bestellerkredit fördert Auslandsgeschäft
Auftrieb für das Auslandsgeschäft: Auch der Windenergieanlagen-Hersteller Nordex profitiert vom Export per Bestellerkredit Bild: Nordex
Wenn es bei Aufträgen um Millionen geht, kann bereits der Zahlungsausfall bei nur einem Kunden die Existenz eines ganzen Unternehmens gefährden. Der so genannte Bestellerkredit bietet insbesondere Mittelständlern Sicherheit – auch bei Geschäften im Ausland.

20 Windkraftanlagen liefert die Rostocker Firma Nordex in die Türkei. In der Nähe von Izmir baut der Turbinenhersteller die bestellten Windräder auf. Mit einer Nennleistung von jeweils 2,5 MW sollen die Rotoren ab Herbst 2013 Strom produzieren. Sie stehen dann verteilt auf einer Fläche von 70 000 m2 im Windpark Zeytineli. Zusätzlich baut Nordex Überlandleitungen sowie eine Transformatorenstation auf, damit die Energie ins Netz fließen kann. Möglich ist das knapp 40-Millionen-Euro-Projekt, weil die Bayern-LB dem türkischen Besteller einen Kredit gibt, abgesichert durch eine staatliche Hermesdeckung, die vor Zahlungsausfall schützt.

Andreas Beuttler von der Stuttgarter Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft Binder, Hillebrecht & Partner (BHP) erklärt, wie Deals wie dieser zustande kommen: „Investitionsgütergeschäfte werden im Regelfall zu 85 Prozent des Auftragswertes mit einer Hermesdeckung abgesichert.“ Die nicht gedeckten 15 % verlangt der Exporteur als Anzahlung. In Deutschland übernimmt die staatliche Exportkreditversicherung (ECA – Export Credit Agency) die Euler Hermes Kreditversicherung AG. Die Tilgung der meist mehrjährigen Kredite erfolgt üblicherweise in Halbjahresraten im Anschluss an Fertigstellung und der damit verbundenen Inbetriebnahme der Maschinen und Anlagen.
Diese staatlich geschützten Geschäfte erleichtern dem deutschen Mittelstand den Export. Zumal sie für den Importeur lukrativ sein können. „Oft sind die Zinskonditionen einer deutschen Bank attraktiv für ausländische Käufer“, berichtet Beuttler. Denn vor allem in Ländern wie Portugal, Spanien oder Italien seien die Kredite für die örtlichen Unternehmen sehr teuer. Hintergrund ist zum einen die Eurokrise, zum anderen zwingen neue Richtlinien von Basel III die Banken europaweit zu einer höheren Eigenkapitalausstattung. Was wiederum die Zinsen für Investitionskredite in die Höhe treibt.
Kritisch würden sich diese Mindestanforderungen an die Banken zudem auf Geschäfte mit einem kleineren Finanzierungsvolumen auswirken, meint Beuttler. Aufträge, die unter 5 Mio. Euro lägen, würden vor allem für Großbanken mit Erfahrung in der Exportfinanzierung uninteressant. Hintergrund seien zu hohe Fixkosten, die die kleinen Kredite nicht einspielen und ein hoher Beratungsbedarf. Denn: „Nicht jeder Mittelständler ist gleichzeitig Finanzierungsexperte“, wie Beuttler aus eigenen Beratungen weiß.
In diese Presche springt die KfW IPEX-Bank. Sie bietet speziell dem Mittelstand einen kleinen Bestellerkredit an. Abgewickelt wird dieser von einem kanadisch-luxemburgischen Joint Venture mit dem Namen Northstar Europe. Geschäftsführer Matthias Wietbrock beschreibt die Rahmenbedingungen: Mit einer Laufzeit zwischen zwei und fünf Jahren und einem Kreditvolumen ab einer halben bis zu fünf Millionen Euro sei der kleine Bestellerkredit ideal für sogenannte Small Ticket Exporte.
Das Procedere läuft wie folgt ab: Im Normalfall bietet ein deutscher Maschinenbauer bereits beim Verkauf seiner Anlage dem Importeur an, bei KfW IPEX einen Kredit zu beantragen. Die prüft die Bonität des Importeurs und gibt die Anfrage zur Abwicklung an Northstar Europe weiter. Der Vorteil für den Käufer, seien günstige Zinskonditionen, die allerdings nach Land und Risiko variieren können und summa summarum zwischen sechs und fünfzehn Prozent liegen. Zum anderen belaste ein Kredit, den der Importeur bei Northstar Europe beansprucht seine bestehende Kreditlinie nicht – ähnlich wie bei einem Leasinggeschäft.
Doch bisher kommt die Nachfrage nach dem kleinen Bestellerkredit nur langsam in Schwung. Seitdem KfW IPEX ihn vor drei Jahren auf den Markt brachte, hat die Bank bisher für rund 50 Mio. Euro Kredite an ausländische Käufer deutscher Anlagen und Maschinen vergeben. Im Schnitt liegt das Geschäftsvolumen bei rund einer Million Euro.
Für Finanzexperte Beuttler ist die bisher doch eher verhaltene Nachfrage nicht nachvollziehbar. Gerade jetzt, wo deutsche Maschinenbauer vermehrt Geschäfte in Europa und den Anrainerstaaten abwickeln wollen, wäre die Absicherung durch einen staatlich gedeckten Kredit ein zusätzliches Verkaufsargument. Denn oft hätten zwar ausländische Käufer deutscher Maschinen gute Bonitäten, „immer wieder scheitern aber Verkäufe am restriktiven Geschäftsgebaren ausländischer Banken“, wie der Stuttgarter Wirtschaftsprüfer beobachtet.
Michael Sudahl Freier Journalist aus Stuttgart
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