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Aufzug für Flugzeugteile

Lift-Systeme von Hänel optimieren die Wartung bei der Lufthansa Technik AG
Aufzug für Flugzeugteile

Flexible Lagersysteme sind für die Lufthansa Technik AG entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Mit Hilfe von vertikalen Lift-Systemen des Herstellers Hänel optimieren die Hamburger ihre Lagerorganisation bei der Flugzeug-Überholung.

Die Lufthansa Technik AG ist einer der führenden Anbieter für die Wartung und Überholung von Flugzeugen inklusive den Trieb- und Fahrwerken. Am Standort Hamburg wird nach 30 000 Flugstunden und rund 25 Mio. Flugkilometern die Generalüberholung der Flugzeuge in rund vier Wochen durchgeführt. Es handelt sich dabei um die umfangreichste aller flugzeugtechnischen Dienstleistungen. Bis ins kleinste Detail wird bei einem so genannten D-Check die gesamte Struktur eines Flugzeugs kontrolliert. Danach werden die Triebwerke, das Fahrwerk und die Landeklappen demontiert. Um die Maschine auf Beschädigungen und Korrosion überprüfen zu können, wird die Inneneinrichtung sowie die Wand- und Deckenverkleidung entfernt. Die Spezialisten nutzen moderne Verfahren wie Ultraschall, Wirbelstrom oder Röntgenstrahlung, damit selbst feinste Haarrisse nicht übersehen werden. Jedes ausgebaute Teil bekommt einen Laufzettel. Darauf ist vermerkt, wann und an welcher Stelle das überprüfte oder reparierte Bauteil von den Werkstätten der Lufthansa Technik angeliefert werden muss, damit das Flugzeug pünktlich fertig wird. Zudem entwickelt die Lufthansa Technik eigene Verfahren für die Instandsetzung von Flugzeugteilen aus Komposit-Werkstoffen, zu denen zum Beispiel Flügelspitzen, Lande- und Fahrwerksklappen, Triebwerksverkleidung und Schubumkehrer gehören.

Um die Montageleistung beim D-Check zu erhöhen, ersetzte die Lufthansa Technik, kurz LHT, in Hamburg das Hochregallager durch ein automatisiertes Lager mit fahrerlosen Transportfahrzeugen. Mehrere frei fahrende Hochhubwagen bedienen gleichzeitig die Bahnhöfe in den Instandhaltungs-Werkstätten, in der Montagehalle für die Kabineneinrichtungen und in der Flugzeug-Überholungshalle. Dort steht jeweils ein vertikales Lagerlift-System „Lean-Lift“ des Herstellers Hänel für die Flugzeug-Kleinteile. Der für die Lagertechnik verantwortliche LHT-Betriebsmittelplaner Stefan Paschke erklärt: „Durch die dezentrale Lagerstrategie konnten wir die langen Transportwege und Wartezeiten sowie die Zahl der Transporte zwischen den Werkstätten und den Montagehallen reduzieren.“ Für die in Boxen liegenden Kleinteile, die im ehemaligen Hochregallager auf Paletten gestapelt waren, ist im neuen Lager gar kein Platz mehr. „Mit den Lagerlift-Systemen unterstützen wir zudem das ehrgeizige 26-Tage-Ziel für einen kompletten D-Check“, so Paschke. Die angeforderten Artikel in den geschlossenen Boxen wie Schrauben, Dichtungen oder Kunststoff-Formteile aus Polycarbonaten werden im Lift schnell zum Mitarbeiter an der Entnahmestelle befördert. Dabei werden die Zugriffszeiten von häufig aufgerufenen Artikeln durch die Lagerverwaltung minimiert. Mit der höhenoptimierten Vertikallagerung vereinen die Lift-Systeme dabei Lagerung und Transport auf engem Raum. Alle Lifte in der Hauptabteilung WD der Flugzeugüberholung sind mit kompakten Touch-Screen-Steuerungsterminals ausgestattet. In der Hauptabteilung WT der Triebwerksüberholung wurden acht Lean-Lift-Systeme und ein Rotomat-Industrielift zusätzlich mit Barcode-Scannern und einer Lagerverwaltungs-Software ausgeliefert.
In Hamburg führt die LHT die D-Checks für Großraum-Jets durch. Das am Flugzeug angedockte, dreigeschossige Wartungsgerüst ist mit einer Stahlbaubühne verbunden. Dort steht ein etwa 10 m hoher Lean-Lift. Die im Rumpfbereich des Jets ausgebauten Kleinteile werden sofort im Lift eingelagert. Falls eine Reparatur oder Wartung notwendig ist, informiert der Techniker die Mechaniker in den Instandhaltungswerkstätten, die diese Bauteile in der Entnahmestelle im Erdgeschoss abholen und nach erfolgter Überholung dort auch wieder einlagern. Zusätzlich benötigte Ersatzteile werden ebenfalls in diesem Lagerlift bereitgestellt. Eingelagert ist überdies Verbrauchsmaterial für den schnellen Zugriff wie Klebebänder, Staubschutzkappen, Filter, Knieschoner oder Schellen. Im Erdgeschoss ist die Entnahmestelle auf der Vorderseite und im ersten und zweiten Obergeschoss jeweils auf der Rückseite. So lässt sich auch Material in die einzelnen Geschosse transportieren. An jeder Entnahme gibt es ein Schnelllauftor zum Schutz gegen Staub und Schmutz und ein Steuerungsterminal mit Touchscreen. Ein- und Auslagerungen sind dadurch an allen Entnahmestellen gleichzeitig möglich. „Die Industrielifte garantieren einen besseren Arbeitsablauf“, sagt Stefan Paschke. „Auf kleiner Grundfläche entsteht ein Maximum an Lagerkapazität, denn die Lifte nutzen die vorhandenen Raumhöhen optimal. Kostenintensive Lagerfläche und Arbeitszeit werden reduziert.“
Die LHT ist auch einer der führenden Anbieter in der Instandhaltung von Triebwerken. In Hamburg sorgen rund 1800 Mitarbeiter für die Wartung von jährlich etwa 300 Modellen. Die Triebwerke müssen große Belastungen aushalten. So erzeugt jede einzelne Turbine eines vierstrahligen Großraum-Jets wie dem Airbus A380 einen Schub bis zu 34 t. Bei diesen gewaltigen Kräften sind die Schaufeln der Triebwerke einem ständigen Verschleiß ausgesetzt. Die mit der Luftströmung einfallenden Staubpartikel bewirken an ihren Vorderkanten zudem eine starke Erosion. Insbesondere die Deformation der Schaufeln im Verdichter kann zu enormen Leistungsverlusten und damit zu höherem Kraftstoffverbrauch führen. Früher mussten viele Triebwerksteile ungeachtet ihres technischen Zustands aus Sicherheitsgründen zu festen Zeitpunkten ausgetauscht werden. Die Ingenieure der LHT haben Verfahren zur Wiederherstellung abgenutzter Triebwerksschaufeln entwickelt. Instand gesetzte Triebwerke können so rund 1000 Stunden länger im Einsatz bleiben und verringern überdies den Treibstoffverbrauch und damit den Schadstoffausstoß.
Die einzelnen Triebwerkskomponenten werden während der Instandhaltung in acht Lagerliften sicher und geschützt zwischengelagert. Zur Lagerung der Turbinenwellen wurde ein Modell speziell ausgerüstet. Mit einer ausgeklügelten Verschiebemechanik können die Tablare mit schweren Triebwerksteilen bequem auf einen Transportwagen abgestellt werden. „Mit dieser Technik konnten wir die Ausfallzeiten der ehemaligen Lagersysteme reduzieren“, versichert der verantwortliche Betriebsmittelplaner Norbert Baranowski. „Und bei Störungen verhindern die elektronischen Sicherheitssysteme, dass die Lagerlifte mechanisch beschädigt werden.“
Einerseits werden in den Liften Triebwerkskomponenten gelagert, die aus rund 10 000 Einzelteilen bestehen. Andererseits werden mit den Lagerliften auch Einzelaufträge abgewickelt wie etwa die Überprüfung und Reparatur eines Turbinen-Schaufelsatzes, der anschließend zur Auslieferung in den Lean-Liften bereitgestellt wird. Alle Liftsysteme sind mit jeweils einem Steuerungsterminal und einem Barcode-Scanner ausgerüstet, wobei das Lagerverwaltungspaket im SAP-System der LHT integriert ist. Transparent und ohne Papier wird damit der Lagerbestand und der Warenfluss automatisiert im Hostsystem erfasst und abgewickelt. Durch die hinterlegten Part- und Serial-Nummern kann jedes eingelagerte Flugzeugteil direkt auf die Herstellungscharge zurückverfolgt und der zugehörige Lagerplatz unmittelbar anzeigt werden. In SAP erkennt der Mitarbeiter in der Arbeitsvorbereitung beispielsweise, wie viele Schaufeln eines kompletten Triebwerksatzes vorrätig sind und welche noch fehlen und bestellt werden müssen.
In der LHT-Abteilung Aircraft-Engine-Maintenance können durch den automatisierten Materialfluss bis zu 25 000 elektronische Buchungen täglich durchgeführt werden. „Neue Lagersysteme müssen mit unseren Systemen kompatibel sein und vernetzt werden können“, unterstreicht Norbert Baranowski. „Ein wichtiger Aspekt beim Betrieb solcher Systeme ist daher auch die Wartung und der Service, denn Ausfälle können wir uns nicht leisten.“ Mit dem Service von Hänel ist der Betriebsmittelplaner zufrieden.“ Durch effektive Überwachungs- und Diagnosesysteme gewährleistet Hänel einen Service rund um die Uhr an über 300 Tagen im Jahr. Die wichtigste Aufgabe des Kundendienstes ist dabei, die Funktion und den Wert der Anlage zu erhalten. Die kurzfristige Verfügbarkeit von Servicetechnikern innerhalb von 4 h ist für Hänel daher selbstverständlich. Eine Besonderheit ist hierbei die Ausstattung der Liftsysteme mit dem Notbetriebssystem ESB und einem zweiten Sicherheitskreis zur Überbrückung der wichtigsten elektronischen Funktionen im Störfall. Dadurch bleibt der Betrieb der Geräte aufrechterhalten, bis ein Servicetechniker vor Ort ist.
Gerade während der Revisionszeit ist der Schutz der empfindlichen Flugzeug-Komponenten vor Beschädigungen und Schmutz besonders wichtig. Der strategische Einkäufer bei LHT, Dr. Bernd Röhl, bringt es auf den Punkt: „Mit den Liftsystemen von Hänel konnten wir unsere Abläufe im Lager optimieren, die Kosten für die Lagerhaltung reduzieren und die Montageleistung steigern.“
Gerd Knehr Fachjournalist in Reutlingen
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