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Aachen ist die Hauptstadt des Plastic Valley

Region Aachen bietet viel Kunststoff-Know-how
Aachen ist die Hauptstadt des Plastic Valley

Die 20 in der Intra e. V. zusammengeschlossenen High-Tech-Unternehmen sind der Katalysator für den Technologietransfer vom Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in die kunststoffverarbeitenden Firmen der Region, Deutschlands und weltweit.

Von unserem Redaktionsmitglied Walter Schulz

Wir greifen Technologien von der Universität auf, betreiben den Transfer dieser Technologien in die kunststoffverarbeitenden Betriebe und helfen ihnen dabei, konkurrenzfähig zu bleiben und Arbeitplätze zu sichern oder zu schaffen“, fasst Dr.-Ing. Erwin Baur, Vorsitzender der Interessengemeinschaft innovativer Aachener Unternehmen der Kunststoffbranche (Intra e. V.), zusammen. Zu der 1999 gegründeten Gemeinschaft gehören inzwischen 20 Unternehmen mit rund 300 Mitarbeitern, die in den vergangenen 20 Jahren als Absolventen des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV) an der RWTH Aachen im Bereich der Industrie- und Handelskammer Aachen Spin-off -Unternehmen gegründet haben. Sie arbeiten in folgenden Bereichen:
– Beratung
– Forschung und Entwicklung
– Werkstofftechnik
– Konstruktion
– Messtechnik
– Software
– Fertigung
– PR-Dienstleistungen
– Qualitätssicherung.
Mitglied bei der Intra kann nur der Firmeninhaber persönlich sein, das Unternehmen muss im Bezirk der IHK Aachen angesiedelt sein, es muss sich mit Kunststofftechnik beschäftigen und über eine Verbindung zum IKV verfügen. Und die ist bei den Mitgliedern schon dadurch gegeben, dass sie meist selbst Absolventen des Instituts sind. „Das IKV lehrt in einem besonderen Geist“, erinnert sich Dr.-Ing. Erwin Bauer, selbst Absolvent des Instituts. Das Credo der Institutsleiter: Unternehmenslustige Persönlichkeiten industrienah zur Selbstständigkeit ausbilden. Dass das keine professoralen Sonntagsfloskeln sind, belegen Zahlen. Mit rund 7 % der über 1500 Absolventen seit 1970 machten sich überdurchschnittlich viele gleich nach ihrem Studium erfolgreich selbstständig. Rund ein Sechstel davon stärkt inzwischen die Kunststoffregion Aachen, die mit ihren zahlreichen traditionellen Kunststoff verarbeitenden Betrieben rund 8000 Arbeitsplätze bietet. Und weil der Geist des IKV lange nachwirkt, haben sich die Jungunternehmer nach Jahren regelmäßiger informeller Treffen offiziell zur Intra zusammengeschlossen.
Inzwischen bildet diese Gemeinschaft im engen Verbund mit dem IKV eine Art virtuelles Unternehmen. Unter Beibehaltung der individuellen Einzelunternehmen und deren Strukturen werden große Projekte durchgeführt, in die die jeweils spezifische Kompetenz der einzelnen Teilnehmer einfließt. Ganz nach Kundenanforderungen erarbeiten jeweils unterschiedliche Mitgliedsfirmen – teilweise zusammen mit dem IKV – Problemlösungen für spezielle Anforderungen. So wickelten die beiden Intra-Unternehmen Simcon kunststofftechnische Software GmbH und Isatec Plastics GmbH für einen Zulieferer der Weißwarenindustrie das Engineering für ein Produkt mit über 40 Spritzgießwerkzeugen ab. Sie optimierten die bereits vorhandenen Konstruktionsentwürfe auf kunststoffgerechtes Design, Funktionalität und Herstellbarkeit, ermittelten geeignete Werkzeugbauer, simulierten und optimierten den Spritzgießprozess. Keine der beiden Firmen hätte allein ein Projekt in dieser Größenordnung im vorgegebenen Zeitraum allein bearbeiten können. Isatec beschäftigt sich mit der ganzheitlichen Entwicklung von Kunststoffbauteilen, Simcon ist Hersteller von Software und Dienstleistungsanbieter für Spritzgießsimulation.
Die Unternehmen der Intra stellen neues Know-how und Produktideen für Kunden in der Region genauso wie in Übersee zur Verfügung. Der Exportanteil liegt dabei bei 50 % und erreicht in Einzelfällen bis zu 70 %. Doch der Technologiestrom speziell in deutsche Betriebe der Kunststoffverarbeitung könnte größer sein. „Wir kämpfen hierzulande immer wieder mit einer unverständlichen Innovationsfeindlichkeit“, beklagt der Intra-Vorsitzende Baur und ergänzt: „Viele Entscheidungsträger in den Firmen schotten ihr eigenes Gedankengut gegenüber neuen Erkenntnissen ab, lassen Visionen nicht an sich ran.“ Dabei ist die Kunststofftechnik ein hoch innovativer Bereich mit erheblichem Wachstumspotenzial. Doch daran können nur Betriebe teilhaben, die für technische und Produkt-Innovationen offen sind. Die finden bei den Mitgliedsfirmen der Intra „geballtes Know-how zu entscheidenden Technologien, das weltweit einzigartig ist“, wirbt Prof. Dr. Georg Menges, Pionier auf dem Gebiet der Kunststoffverarbeitung und langjähriger Leiter des IKV.
Geballtes Wissen zu entscheidenden Techniken
Gemessen an den rund 8000 Menschen, die in den gummi- und kunststoffverarbeitenden Betrieben der Region beschäftigt sind, nehmen sich die 300 Mitarbeiter in den 20 Intra-Firmen zahlenmäßig gering aus. Doch deren Bedeutung liegt auf ganz anderem Gebiet: „Der volkswirtschaftliche Nutzen ergibt sich aus den Vorteilen, die unsere Kunden durch den Einsatz der neuen Technologien erzielen“, umschreibt Erwin Bauer die Funktion der Spin-offs im Raum Aachen und setzt noch eins drauf: „Wir sind die Katalysatoren des Fortschritts in der Kunststoffverarbeitung.“
Das IKV in Aachen: Am Bedarf der Industrie orientiert
Die Seele der Kunststoffregion Aachen ist das 1950 gegründete Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen. Dessen einmalige Form der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft hat als „Aachener Modell“ weltweit großes Ansehen erlangt. Der von Prof. Dr. Georg Menges Mitte der 60er Jahre eingeschlagene Weg praxisnaher Forschung wird vom derzeitigen Institutsleiter Prof. Dr. Walter Michaeli und Prof. Dr. Edmund Haberstroh als Leiter des Lehr- und Forschungsgebiets Kautschuktechnologie konsequent weiter verfolgt. Die Forschung konzentriert sich auf alle gängigen Verarbeitungstechnologien von Kunststoffen. Eine zentrale Rolle am IKV spielt die Ausbildung der Studierenden. Ein großer Teil der Verantwortung liegt bei den Leitern der Arbeitsgruppen, die ihrerseits wieder Bereiche an Diplomanden delegieren. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter pflegen selbst die Kontakte zu den das Institut tragenden Firmen. Das erleichtert ihnen den Wechsel in die Industrie oder in die Selbstständigkeit. Sie lernen dabei schon potentielle spätere Kunden kennen. Zudem verweist das Institut auch weiterhin viele Aufgaben an selbstständige Ehemalige. Die wiederum inspirieren das Institut, offene, für die Industrie relevante Fragestellungen in seine Forschungsarbeiten aufzunehmen.
Neben 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter 70 Wissenschaftler, sind am Institut in auch 220 studentische Mitarbeiter beschäftigt, die so schon während des Studiums Erfahrungen mit aktuellen Forschungsprojekten der Industrie sammeln können.
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