Alu-Profile zeigen Muskeln wie Doppel-T-Stahlträger

Dr. Ralf Volker Schüler ist Mitarbeiter des Redaktionsbüros Give in Essen

Ein neuartiges Aluminium-Profilsystem deckt nun auch den Einsatzbereich im schweren Maschinenbau mit höchsten Belastungsansprüchen ab. Die Maschinenbau Kitz GmbH aus Troisdorf bei Bonn konzipierte mit ihrer „Serie 60“ ein System, dem das Rastermaß 60 mm x 60 mm zu Grunde liegt.

Die bisherigen „Mk“-Profile unterstützen leichte bis mittelschwere Konstruktionen, beispielsweise in Elektronik, Gerätebau und klassischem Maschinenbau. Daher wurde das neue Profil mit einem günstigen Massen-Festigkeitsverhältnis für hohe statische Belastungen entworfen, wie sie bei schweren Maschinengestellen oder anderen tragenden Konstruktionen auftreten. Die Weiterentwicklung des Systems ist aus der Praxis heraus entstanden. Viele Anregungen stammen aus dem Kundenkreis und von technischen Erfahrungen im Sondermaschinenbau.

Insbesondere im Hinblick auf Torsion und Durchbiegung erzielt die Serie 60 Belastungen, die bislang aufwändigen Stahlkonstruktionen vorbehalten waren. So entspricht ein Alu-Profilverbund mit 120 mm x 240 mm einem Doppel-T-Stahlträger mit parallelen Flanschflächen von IPB 1800-200. Diese hohe Belastbarkeit addiert sich zu den bekannten Vorteilen der bereits im Programm befindlichen Alu-Profile wie widerstandsfähige Oberflächenbeschaffenheit, niedriges Eigengewicht, hochwertige Legierungen und lösbare Verbindungen. Der Aluminium-Profiltechnik eröffnen sich neue Anwendungsgebiete im schweren Maschinenbau, beispielsweise im Gestellbau oder in der Portal-, Lager- und Transporttechnik.

Die lösbaren Verbindungen werden mit M12-Schrauben realisiert. Hierzu besitzen die Profile eine 14 mm breite und stets gleich geformte Nut. Interessant ist die Gegenüberstellung der zulässigen Querbelastung bei geschraubten Winkelverbindungen: So kann eine Schraubverbindung mit M8-8.8 immerhin eine Querlast von 2500 N aufnehmen, eine mit M12-8.8 ausgestattete Verbindung eine Querbelastung von 575 N. Für den Anwender entfallen Bearbeitungsschritte wie Schweißen, Brennschneiden oder Trennschleifen. Die Arbeit beschränkt sich fast ausschließlich auf Sägen und Montieren. Lackieren und Verputzen entfallen ebenfalls.

Für die technische Realisierung von Projekten im Maschinenbau sind aber nicht nur die ausreichende Bemessung und die auftretenden Verformungen bei Belastungen entscheidend, sondern auch die Maßabweichungen und die Toleranzen für Geradheit und Verwindung. Diese in der DIN 17615 für Präzisionsstrangpressprofile definierten Abweichungen sind äußerst eng gefasst. Sie eröffnen den Profilen – ohne Nach- oder Richtarbeiten – auch Anwendungsgebiete wie Handlingsysteme mit präzisen Rollenführungen. Aus der neu geschaffenen Serie 60 hat das Unternehmen sein Lineartechnikprogramm um genaue und hoch belastbare Linearmodule erweitert, die auf Wunsch auch mit einem Antrieb ausgerüstet werden können.

Bei bestimmten Konstruktionen ist es von Vorteil, im Verbund angeordnete Profile durch Ausschäumen der angrenzenden Hohlkammern zu fixieren. Hartschaum kann aber auch dazu dienen, um Schall zu dämpfen, beispielsweise in Linearmodulen. Die Mk-Schäumungsprofile umfassen eine Trägerbaugruppe, die hauptsächlich in Säulen und Trägern von Portalen und Maschinengestellen eingesetzt wird. Schäumungsprofile sind ohne weiteres in Standardlängen bis 5000 mm erhältlich.

Alle für den Zusammenbau benötigten Elemente wie Winkel, Klemmen, Konsolen, Grundplatten, Stellfüße, Verschlussprofile, Gleitleisten, Lagerungen bis hin zu Verladehilfen stehen für den Anwender bereit. Sie sind entsprechend der erforderlichen Belastbarkeit und Flexibilität ausgelegt. Die Kombinationsmöglichkeiten mit Verbindungs- und sonstigen Funktionselementen sind nahezu unbegrenzt. Als sehr praktisch erweisen sich beispielsweise eckige, trapezförmige oder runde Abdeckungen von Profilkanten, mit denen sich als zusätzliche Funktion ein Kabelkanal integrieren lässt.

Das Baukastensystem ist so aufgebaut, dass sich Konstruktionsänderungen etwa durch Teilmontage oder Demontage problemlos durchführen lassen. Kurze Montagezeiten sind die Folge. Wie wirtschaftlich der Einsatz der Profiltechnik ist, wird spätestens bei der Demontage einer Anlage deutlich, weil alle Profile und Elemente unbeschädigt wieder verwendet werden können.

Über 300 verschiedene Aluminiumprofile bietet das 1966 gegründete Unternehmen heute an, das sich vom Lohnfertiger über den Sondermaschinenbau hin zum Anbieter für Profiltechnik entwickelt hat.

Neben den stranggepressten Aluminiumprofilen und Zubehörelementen widmet sich das 170 Mitarbeiter starke Unternehmen auch den Geschäftsbereichen Handhabung sowie Förder- und Lineartechnik mit einer teilweise hohen Fertigungstiefe. Die Profiltechnik bildet jedoch die technologische Grundlage für alle Geschäftsbereiche. Deren Einsatzbereich reicht von relativ einfachen Anwendungen wie Maschinen-Verkleidungen oder Arbeitsplatz-Ausrüstungen bis hin zu komplexen Großanlagen. Andererseits werden die Profile auch als Komponenten an Weiterverarbeiter geliefert. Namhafte Kunden finden sich etwa in der Automobil-, Lebensmittel- oder Verpackungsindustrie.

Die Konstruktionsprofile und -elemente bilden Systeme, die ganzheitliche Problemlösungen ermöglichen. Auf der Hannover Messe dienten die erstmals der Fachöffentlichkeit vorgestellten Komponenten der neuen Serie 60 als Portal- und Untergestell eines auf dem Stand aufgebauten Handling- und Robotersystems.