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Antrieb muss Hacker-sicher sein

Ethernet: Büro-Bus erst in fünf Jahren im Feld
Antrieb muss Hacker-sicher sein

Beim Kongress, der die Messe SPS/IPC/Drives begleitet, zählen Echtzeitfähigkeit und Hackerschutz für Ethernet zu den heißesten Themen. Die Antriebshersteller sind auf den Bus vorbereitet – auch wenn es noch Kritik gibt.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de

Industrial Ethernet in Varianten, in Antriebskomponenten, in aller Munde – und trotzdem soll das alles nicht mehr sein als „wieder eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird“. Harte Worte eines Antriebstechnik-Experten, der die Zeit für ein weiteres Bus-System an den Antrieben noch lange nicht für gekommen hält. Eine Maschine würde nicht schneller durch das Übertragungsprotokoll aus der Bürowelt, moniert er, günstiger würde sie auch nicht, und ein einheitlicher Standard, nach dem man sich richten könne, sei genauso wenig in Sicht – was das relativ geringe Interesse bei den Anwendern erkläre. Von solch einer kritischen Meinung distanzieren sich jedoch die Antriebshersteller, die sich auf der Nürnberger Messe SPS/IPC/Drives bereits mit Ethernet-kompatiblen Produkten präsentieren. Wenngleich sie einräumen, dass der heutige Stand der Technik dem Einsatz von Ethernet noch Grenzen setzt.
„Unsere antriebsbasierte SPS wird beispielsweise in Verpackungsmaschinen eingesetzt, weil das Vernetzen über PC mit Ethernet erheblich einfacher ist als mit herkömmlichen Bus-Systemen“, sagt Henry Claußnitzer, verantwortlich für Marketing bei der Parker Hannifin GmbH, EME (Halle 6, Stand 150). Die Offenburger wollen interessierten Anwendern alles bieten, was der heutige Stand der Ethernet-Technik erlaubt. Die Möglichkeit, über Ethernet einfach Diagnoseinformationen aus einer Anlage abzurufen, erleichtere beispielsweise den Service. Die Grenze sei jedoch die Vernetzung über das Internet: Aktive Eingriffe in die Steuerung, die von außen erfolgen, werden derzeit ausgeschlossen – solange es für das Ethernet-Protokoll keine Lösung für den Schutz vor Hackern gibt. Was die echtzeitfähigen Varianten angeht, übt Parker Hannifin Zurückhaltung. „Wir sehen uns als Antriebsspezialisten“, sagt Claußnitzer, „und wir mischen uns nicht in das ein, was auf den höheren Steuerungsebenen passiert.“
Die Kirchheimer Baldor ASR GmbH wiederum stellt ein Paket aus Motion Controller und Antrieb vor, das zum echtzeitfähigen Ethernet Powerlink kompatibel ist (Halle 4, Stand 240). „Dieses Protokoll erschien uns unter den Möglichkeiten, die zurzeit am Markt sind, als das zukunftsträchtigste“, sagt Geschäftsführer Johann Petsch. Die zentrale Kontrolle zahlreicher vernetzter Achsen in der Verpackungs- oder Fördertechnik nennt er als einen wichtigen Vorteil der Ethernet-Vernetzung – der die voraussichtlich höheren Kosten für die Komponenten bei weitem überwiegen werde. Auf der Messe wird am Baldor-Stand ein System mit 16 Achsen in Betrieb sein, „mit den ersten lauffähigen Produkten“, wie Petsch erläutert. Weiter als bis zum Motion Controller wird Ethernet jedoch bei Baldor nicht reichen.
Auch für die Berger Lahr GmbH & Co. KG endet der Einsatzbereich von Ethernet am Motion Controller (Halle 4, Stand 211). „Die Antriebe selber koppeln wir über einen Feldbus an“, erläutert Manfred Kutschera, zuständig für Marketing von Motoren und Antrieben bei den Lahrern. Auch für die Zukunft ist kein Ethernet-Anschluss direkt am Antrieb geplant. „Da bisher die Frage nach dem Schutz vor Hackern nicht geklärt ist, müssten wir spezielle Sicherheitsmaßnahmen per Software in den Antrieben installieren“, erläutert Kutschera. Den Aufwand wollen die Lahrer vermeiden, zumal sich die Nachfrage in Grenzen hält. Ein weltweit agierender Maschinenbauer habe diese Anforderung bisher formuliert, um sich die Option auf Lösungen für die Fernwartung offen zu halten. Eingesetzt werde Ethernet aber auch hier bislang nicht.
Für die Hamelner Lenze AG (Halle 1, Stand 358) ist Ethernet eine Basistechnologie und vor allem deshalb interessant, weil es in der Lage sei, „die harten Echtzeit-Anforderungen zu erfüllen“. Die Ethernet Powerlink-Version 2.0 sehen sie als geeignetes Protokoll dafür an. Vorgestellt hat diese Version ein Zusammenschluss von Unternehmen, die Ethernet Powerlink Standardization Group im schweizerischen Winterthur. Fünf bis zehn Jahre wird es nach Ansicht der Lenze-Experten noch dauern, bis sich Ethernet auch in der Feldebene durchsetzt. In diesem Jahr zeigen die Niedersachsen ein Ethernet-Can-Bus-Gateway, das den Feldbus mit Ethernet verbindet und für Fernwartungsaufgaben optimiert wurde. Auch die Servo-Umrichterbaureihe 9400 wird mit Ethernet-Kommunikationsmodulen ausgestattet.
Die Bargteheider Getriebebau Nord GmbH & Co. KG (Halle 4, Stand 370) hält sich in Sachen Ethernet zurück. In ihren Labors laufen zwar Tests, wie sich die Antriebe mit den Bus-Protokollen auf Ethernet-Basis vertragen. Im Augenblick halten die Norddeutschen ihr Bus-Spektrum aber auf Can-Open, Profibus und Devicenet beschränkt. Die Entscheidung, ob ein weiterer Bus-Anschluss am Antrieb erforderlich und sinnvoll ist, wollen sie den Anwendern aus dem Maschinenbau überlassen. Sollten diese mit einer Anfrage kommen, sei es noch früh genug, um die Erfahrungen aus den Labors in die Praxis zu übertragen.
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