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Antriebsstarke Logistik unter einem Dach

Outsourcing: Steinle bewirtschaftet Getrag-Logistikzentrum
Antriebsstarke Logistik unter einem Dach

Der Logistikdienstleister Steinle betreibt das Getrag-Logistikzentrum in Heilbronn. Durch höhere Materialverfügbarkeit, kürzere Reaktionszeiten und gebündelte Transporte stabilisiert der Antriebstechnik-Spezialist seine Versorgungskette.

In den vergangenen Jahren haben die Fahrzeughersteller ihre Fertigungsverantwortung zu immer größeren Teilen an ihre Zulieferer und deren Vorlieferanten übertragen. Einer der weltweit führenden Zulieferer, die Getrag Getriebe- und Zahnradfabrik Hermann Hagenmeyer GmbH & Cie KG in Untergruppenbach, hat sich bereits frühzeitig auf diese Entwicklung eingestellt. Mit Erfolg: Der 1935 als Produktionsbetrieb für Motorradgetriebe und Getriebeteile für die landwirtschaftliche Maschinenindustrie in Ludwigsburg bei Stuttgart gegründete Getrag-Konzern produziert heute an weltweit 16 Standorten mit über 9000 Beschäftigten jährlich über drei Millionen Getriebe.

Angesichts der gestiegenen Modellvielfalt ist das Getrag-Artikelsortiment entsprechend komplex. Von einer kleinen Schraube über ein Rohteil bis zur Gewindestange mit bis zu drei Meter langem Stangenstahl: Um die Beschaffung von rund 4000 Artikeln von über 800 Lieferanten optimal zu steuern, nutzt der Automobilzulieferer seit rund einem Jahr die Vorteile des Logistikoutsourcing.
„Zur reibungslosen Bewirtschaftung des Logistikzentrums suchten wir einen leistungsstarken und zuverlässigen Dienstleister mit umfangreichen Erfahrungen im Bereich Automotive“, sagt Hans-Ulrich Rau, Bereichsleiter für Logistik bei Getrag. „Damit unsere Produktion stets mit den passenden Teilen versorgt ist, benötigen wir ein Höchstmaß an Flexibilität und Reaktionsvermögen.“ Mit seinem speziell auf die Anforderungen von Getrag zugeschnittenen Angebot hat sich der Schwieberdinger Logistikdienstleister Steinle gegen zehn Mitbewerber durchgesetzt – darunter auch Großkonzerne – und den Zuschlag zur Bewirtschaftung des Logistikzentrums erhalten. Der Betreibervertrag über eine Gesamtlaufzeit von fünf Jahren umfasst ein Auftragsvolumen von rund 20 Mio. Euro.
Am Anfang der gemeinsamen achtmonatigen Planungsphase stand eine intensive Standortanalyse. Die erste Wahl fiel auf das ehemalige Schmalbach-Lubecca-Gelände in der Dieselstraße in Heilbronn. Als Knotenpunkt zwischen den fünf deutschen Produktionsstätten bietet Heilbronn eine ideale Ausgangslage für effiziente Transporte. So liegen fast alle Strecken zwischen den einzelnen Werken und dem Logistikzentrum im Nahverkehrsbereich.
„Eine intensive Planungsphase ist ein absolutes Muss für ein erfolgreiches Logistikprojekt“, sagt Oliver Rupps, Vorsitzender der Geschäftsführung von Steinle Logistic Solutions. „Unsere Berater kommen alle aus der Praxis. Sie wissen, wie betriebswirtschaftliche und logistische Prozesse erfolgreich funktionieren und welche Lagertechnik- und IT-Systeme echten Nutzen bringen.“
Paritätisch zusammengesetzte Berater-Teams, bestehend aus Mitarbeitern beider Unternehmen, erarbeiteten Lösungen für alle wichtigen Teilbereiche wie Lagertechnik, Informations-Technologie, Personaleinsatz, Qualitätsmanagement und Betriebsabläufe. Regelmäßig berichteten die Experten-Teams an den Entscheidungs- und Steuerkreis.
„Nach einer Gesamtvorbereitungszeit von rund eineinhalb Jahren konnten wir im April 2004 den offiziellen Startschuss für das neue Logistikdienstleistungszentrum geben“, sagt Rau. „Seit Mai 2004 steuern wir von hier aus unsere komplette Versorgungslogistik. Das Zentrum dient als Schnittstelle zwischen unseren Lieferanten und allen fünf deutschen Getrag-Werken.“ Vier davon – Ludwigsburg, Neuenstein, Oberstenfeld und Rosenberg – liegen ebenfalls in Baden-Württemberg. Das fünfte Werk, Bad Windsheim, ist in Bayern.
Vor der Neustrukturierung der Logistik organisierte jedes der fünf Getrag-Werke seine Beschaffungsprozesse selbst. Der Nachteil: eine Vielzahl von Lkw-Transporten und mehrere Kapital bindende Lagerstufen. Heute können sämtliche Transporte – auch die Lieferanten-Distribution – über das Logistikzentrum gebündelt werden. Das Frachtenmanagement ist schlanker und effizienter, die Prozesse sind schneller. Mit Zentralisierung der Bestände wurden wertvolle Produktionsflächen frei, die das Unternehmen früher zur Zwischenlagerung der Teile genutzt hatte.
Auf rund 18 500 m² arbeiten die Teams von Getrag und von Steinle Hand in Hand: Insgesamt sind rund 90 Mitarbeiter im Logistikdienstleistungszentrum im Einsatz – fast die Hälfte davon sind Beschäftigte von Steinle. Während die Getrag-Mitarbeiter die sensiblen technischen Qualitätskontrollen der Zulieferteile übernehmen, sind die Logistikexperten für den Wareneingang, die Lagerhaltung, die auftragsbezogene Kommissionierung, den Warenausgang sowie die nachfragegerechte Produktionsversorgung zuständig. „Für Getrag arbeiten täglich mehr als 40 unserer Mitarbeiter in zwei Schichten, zwischen 6 und 22 Uhr“, erläutert Rupps. „Bei Bedarf, zum Beispiel für Sonderprojekte, stocken wir unsere Mannschaft kurzfristig auf.“
Mit der Anlieferung der Zulieferteile von weltweit 800 Getrag-Lieferanten über das Steinle-Beschaffungsnetzwerk beginnen die Aufgaben der Logistikmitarbeiter: Täglich müssen sie rund 400 Paletten Ware entladen und nach positiver Qualitätsprüfung durch die Getrag-Mitarbeiter einlagern. Herzstück des Logistikzentrums ist ein Regallager mit 10 000 Palettenstellplätzen sowie 8000 Fachbodenregalplätzen. Für einen reibungslosen und transparenten Materialfluss werden sämtliche Prozesse durch elektronischen Datenaustausch über das Getrag-eigene SAP-System gesteuert. „Sobald die Steinle-Mitarbeiter die mit Barcode versehene Ware per Handscanner erfasst haben, erhalten sie den konkreten Bestimmungsort“, erklärt Rupps. „Entweder wird die Ware als Bestand geführt und unsere Mitarbeiter befördern sie zu einem bestimmten Lagerplatz oder wir schleusen sie sofort in unseren Transport-Rundlauf, weil sie noch am selben Tag in den Fertigungsstätten benötigt wird.“
Die Produktionslinien der Getrag-Werke werden nach dem Kanban-Prinzip versorgt. Sobald die Mitarbeiter an den Produktionsbändern bestimmte Losgrößen aufgebraucht haben, senden sie per Scannung die Information über das SAP-System ins Heilbronner Logistikzentrum, und das Steinle-Team startet umgehend die abrufgesteuerte Kommissionierung. Praktisch in Akkordleistung: Täglich stellen die Logistiker rund 1500 Aufträge für die fünf Getrag-Werke zusammen. „Als logistischer Generalunternehmer bietet Steinle uns die komplette Bandbreite logistischer Services und zuverlässige Transporte aus einer Hand“, sagt Rau. „Über die Stückgut- Kooperationen IDS und Elix garantiert unser Dienstleister den Zugriff auf ein flächendeckendes Transportnetz.“
Zeitpunkt, Qualität, Stückzahl – damit an den Getrag-Montagebändern alles punktgenau passt, muss in der Supply Chain jeder Schritt sitzen. Für eine zuverlässige Produktionsversorgung setzt Steinle einen Lkw-Shuttle-Service zwischen dem Heilbronner Logistikdienstleistungszentrum und den fünf Getrag-Werken ein – insgesamt bis zu 15 Shuttle-Fahrten täglich. „Just in time, nach einem konkreten Zeitplan, steuern die Lkw-Fahrer die Transporte in einer festgelegten Reihenfolge zu den Entladestellen in den Werken“, erläutert Rupps. „Um kostenaufwändige Zwischenlagerungen zu vermeiden, fahren wir jede Produktionslinie einzeln an. Bei Engpässen organisieren wir umgehend zusätzliche Sonderfahrten.“
Aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit hat Getrag bereits nach kurzer Zeit weitere Aufgaben an seinen Logistikdienstleister vergeben: So unterstützt Steinle den Ersatzteilversand und übernimmt Mehrwertdienste wie Vorbereitungstätigkeiten, Etikettierung und die Retourenabwicklung der Leergutbehälter. Für die Leergutbehälter haben die Schwieberdinger eine spezielle Reinigungsmaschine angeschafft, die ohne zeitaufwändiges Umrüsten verschiedene Behälterformen säubert.
„Durch die Vergabe an einen Spezialisten können wir uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und noch flexibler auf die Bedürfnisse unserer Kunden reagieren“, sagt Getrag-Projektleiter Eckhard Röger. „Auf dem Erfolg ruhen wir uns allerdings nicht aus. Mit Unterstützung der Logistikexperten von Steinle werden wir auch künftig nach weiteren Optimierungspotenzialen suchen.“ jk
Frachtenmanagement wird schlanker und effizienter
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