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App-Store für Fertigungstechniker

Maschinenbauer geht konsequenten Schritt Richtung Smart Factory
App-Store für Fertigungstechniker

Industrie 4.0 | Eine digitale Plattform soll auch kleineren Betrieben den Weg zu Industrie 4.0 ebnen. Eine Trumpf-Tochter entwickelt dazu ein offenes System mit App-Store für die Fertigungswelt. ❧ Mona Willrett

„Mit unserer digitalen B2B-Plattform können Fertigungsbetriebe ihre Prozesse extrem vereinfachen, synchronisieren und ihre Produktivität auf ein neues Niveau heben“, sagt Florian Weigmann. Der Geschäftsführer der Axoom GmbH in Karlsruhe weiter: „Wir kennen die Prozesse in kleinen und mittleren Produktionsbetrieben sehr gut. Deshalb haben wir eine Geschäftsplattform konzipiert, die allen Kunden, deren Zulieferern, Dienstleistern und Partner offen steht.“

Axoom ist eine Tochter des Blechbearbeitungsspezialisten Trumpf. Dr. Mathias Kammüller, unter anderem Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen bei den Ditzingern, sagt zur Neugründung: „Die eigentliche Fertigung bietet nur noch wenig Potenzial, die Produktivität zu steigern. Deshalb wollen wir die vor- und nachgelagerten Prozesse optimieren.“ Axoom sei ein konsequenter Schritt Richtung Smart Factory. „Wir schaffen damit ein starkes Netzwerk, das auch kleinen Betrieben Schritt für Schritt den Weg zu Industrie 4.0 ebnet.“
Die digitale Plattform soll die gesamte Wertschöpfungskette abbilden und Prozesse, Maschinen und Systeme verschiedener Hersteller und Technologien intelligent vernetzen. Der Mensch bleibt als Entscheider im Mittelpunkt. Er profitiert von einer bislang nicht gekannten Transparenz der Abläufe. Je nach Wunsch und Bedarf kann er wichtige Parameter selbst bestimmen oder die Prozesse automatisch ablaufen lassen. Die Plattform unterstützt den Nutzer zudem beispielsweise mittels Prozesssimulation und zeigt ihm, wie sich Änderungen – etwa eine zusätzliche Maschine – auf die Effizienz und die Produktivität auswirken.
Mit seiner jüngsten Tochter will Trumpf einen neuen Geschäftsbereich erschließen. „Die Digitalisierung der Fertigungstechnik ist eine großartige Chance für unsere Kunden. Wir wollen dieses Feld nicht anderen überlassen“, betont Florian Weigmann. Dass dazu ein eigenständiges Unternehmen gegründet wurde, das unabhängig von der Mutter agiert, habe einen einfachen Grund. Trumpf hat erkannt: Das Ziel ist nur über eine offene Plattform zu erreichen, an der sich viele beteiligen. Außerdem soll Unabhängigkeit dokumentiert und dadurch auch Wettbewerbern die Entscheidung zur Teilnahme erleichtert werden. „Und als unabhängiges Unternehmen können wir schneller agieren und unkonventionelle Ideen leichter umsetzen“, sagt der Axoom-Chef.
Angesichts der Vielfalt der Herausforderungen in Fertigungsbetrieben werde es selbst großen Einzelplayern kaum gelingen, eine umfassende Lösung anzubieten. „Die Aufgabenstellung ist komplex und heterogen“, meint Weigmann. Das lasse sich nur über ein Open-Source-System beherrschen, an dem sehr viele Entwickler mitarbeiten. An Axoom könne sich deshalb jeder beteiligen, der einen sinnvollen Beitrag leistet. Der Software-Spezialist zieht den Vergleich zum App-Store von Apple. Im Lauf der Zeit sollen auf Axoom Apps und hilfreiche Software-Tools für die unterschiedlichsten Aufgaben und Abläufe in produzierenden Betrieben verfügbar sein – entwickelt von den verschiedensten Anbietern. Angst vor den Googles und Microsofts dieser Welt hat Weigmann nicht. Um ein System zu entwickeln, das Produktionsbetrieben wirklich nützt, sei ein hohes Maß an Verständnis für Fertigungstechnik unerlässlich. „Und genau das haben wir allen IT-Riesen voraus!“
Die digitale Geschäftsplattform besteht derzeit aus den Bausteinen
Order Management (hier sind etwa Material, Stückzahl, Lieferadresse und -zeit oder die Teilezeichnung hinterlegt),
Resource Management (Axoom meldet automatisch, wenn das für einen Auftrag benötigte Material fehlt und ermöglicht eine einfache, schnelle Beschaffung),
Logistics (fertige Aufträge werden automatisch zur Auslieferung vorbereitet und der günstigste Logistikanbieter gewählt),
Shop Floor (ist das zentrale Navigationselement, über das sich etwa Materialbereitstellung, Maschinenbelegung, Personaldisposition oder die Reihenfolge der Bearbeitung optimieren lassen) sowie
Reports (bildet über Berichte und Kennzahlen Prozesse transparent ab).
Laut Weigmann wird es künftig weitere Bausteine geben – etwa für die Intralogistik.
Das System sei einfach zu bedienen und modular erweiterbar. Es ist offen fürs Anbinden aller Maschinenhersteller und soll künftig die unterschiedlichsten Fertigungstechnologien vernetzen. „Natürlich ist uns als Trumpf-Tochter die Blechbearbeitung besonders nah, aber auf einer höheren Ebene sind alle Produktionsprozesse vergleichbar“, sagt Weigmann. Erst wenn´s ins Detail gehe, unterscheiden sich die verschiedenen Branchen erheblich. Deshalb lasse sich die Plattform kundenindividuell konfigurieren.
Zur Lösung der Schnittstellen-Problematik sieht der Software-Spezialist zwei Ansätze: „Da ist zum einen der Trend zur Standardisierung, an dem wir mitarbeiten und den wir zu forcieren versuchen. Es gibt aber auch Adapter-Modelle, die sich über Plug-Ins sehr flexibel erweitern lassen. So genannte Factory Gates müssen heute zwar noch von Hand erstellt werden, könnten sich künftig aber automatisch installieren.“
Axoom funktioniert mit allen gängigen Browsern und unterstützt alle Gerätetypen – von Desktop-Computern über Tablets bis hin zu Smart Phones. Datensicherheit genießt laut Weigmann höchste Priorität. „Um zu verhindern, dass Kriminelle Zugriff auf Partnerdaten erhalten, haben wir Sicherheitsexperten in den eigenen Reihen, zudem arbeiten wir mit externen Spezialisten zusammen. Wir nutzen modernste Verschlüsselungsmethoden und achten sehr genau darauf, dass die Daten einzelner Teilnehmer vollständig separiert sind. In Europa kooperieren wir ausschließlich mit deutschen Rechenzentren, die europaweit die höchsten Standards haben. Nur die Daten amerikanischer Kunden laufen über US-Rechenzentren.“ Außerdem könnten die Nutzer selbst bestimmen, welche Daten sie preisgeben.
Anlässlich der Messe Blechexpo wurde Axoom Anfang November erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. „Mit unserem Messeauftritt trat das Projekt in die β-Phase. Nun laden wir ein breiteres Publikum ein, sich an der weiteren Entwicklung zu beteiligen“, sagt Weigmann. Ein produktionstauglicher Stand des Systems soll im ersten Halbjahr 2016 erreicht werden. „Wir sind dann aber noch lange nicht fertig. Die Entwicklung unserer Plattform ist eine Reise.“ Der Axoom-Chef appelliert an Fertigungstechniker aller Branchen: „Macht mit und gestaltet mit uns die Zukunft!“
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