Die Mittellage zwischen den Ballungsräumen Stuttgart und Karlsruhe eröffnet der Region Nordschwarzwald eine attraktive Perspektive für die kommenden Jahre. Hier ist noch Raum für industrielle Ansiedlung, ohne die Natur zu gefährden.
Chefredakteur Dr. Rolf Langbein Rolf.Langbein@konradin.de
„Arbeiten, wo andere Menschen Urlaub machen“, dieser Slogan charakterisiert eine Region, die als Zukunftsregion Baden-Württembergs bezeichnet wird. Immerhin hat die Bevölkerung der Region Nordschwarzwald in den letzten 20 Jahren um rund 100 000 auf 583 000 zugenommen und weist damit die fünfthöchste Bevölkerungszunahme aller 97 bundesdeutschen Regionen auf. Bis zum Jahr 2005 sollen nach Prognosen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg noch weitere 42 000 hinzukommen.
Was den Wirtschaftsstandort Nordschwarzwald anbelangt, so leitet sich dessen Attraktivität nicht zuletzt aus einem wohldosierten Mix aus Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistung ab. Dabei lässt eine funktionierende Symbiose aus Wirtschaft und Natur genügend Freiraum für gewerbliche Entwicklungen. Allein 28 000 Mitgliedsunternehmen mit 125 000 Mitarbeitern zählt die Industrie- und Handelskammer und vertritt dabei 120 Berufe. Hinzu kommen 8000 Handwerksbetriebe mit knapp 60 000 Beschäftigten in 94 unterschiedlichen Zukunftsberufen.
Die Mittellage zwischen den Ballungsräumen Stuttgart und Karlsruhe gestaltet sich zu einem wesentlichen Vorteil. So kann die Region Unternehmen kosten- und verkehrsmäßig günstige Gewerbeflächen anbieten. Das wird künftig zunehmend Bedeutung erlangen, wenn Betriebserweiterungen, Auslagerungen oder auch Neugründungen in den großen Industriezentren räumlich nicht mehr möglich oder aus Kostengründen nicht mehr finanzierbar sein werden. Dabei besteht die große Chance, verstärkt technologieorientierte Unternehmen und moderne Dienstleister anzusiedeln. Auf diese Weise kann der Standort Nordschwarzwald ein völlig neues Profil aufbauen, das ihn für die Zukunft wettbewerbsfähig macht.
Aus- und Weiterbildung werden in der Region Nordschwarzwald groß geschrieben. Ein reichhaltiges Angebot trägt dazu bei, dass Fach- und Führungskräfte in Sachen Bildung stets am Puls der Zeit bleiben. So gilt die Hochschule Pforzheim für Gestaltung, Technik und Wirtschaft als Elite-Fachhochschule und rangiert im FH-Ranking regelmäßig an der Spitze. Europaweit herausragend ist die Fachrichtung Automobildesign. Kaum ein Auto, bei dessen Entwicklung nicht Designer aus Pforzheim beteiligt waren. Weitere namhafte Ausbildungsstätten in Calw, Horb und Nagold runden das ausgezeichnete Angebot ab. Darüber hinaus genießen in der näheren Umgebung die Universitäten und Hochschulen in Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen, Heidelberg und Freiburg einen hervorragenden Ruf.
Charakteristisch für die Region Nordschwarzwald ist die mittelständisch strukturierte Wirtschaft. Steht der Süden traditionell mehr im Zeichen des Tourismus, so zeigt der nördliche Teil eine stärkere industrielle Prägung. Dabei kommen entscheidende Impulse aus der knapp 120 000 Einwohner zählenden Metropole Pforzheim. Die Goldstadt, wie die nördliche Pforte zum Schwarzwald auch genannt wird, ist das Zentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie. Erlernte Fähigkeiten in der Feinstbearbeitung haben in den zurückliegenden Jahren zu einer Reihe von Neugründungen in anderen Wirtschaftszweigen geführt. So hat sich Pforzheim zu einem führenden Kompetenz- und Produktionszentrum für Metall- und Präzisionstechnik entwickelt.
Pforzheims Oberbürgermeisterin Christel Augenstein weist darauf hin, dass sich in den letzten fünf bis zehn Jahren ein neuer wirtschaftlicher Schwerpunkt herauskristallisiert hat. „Etwa 70 Prozent der Beschäftigten und des Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe des Wirtschaftsraumes Pforzheim entfallen auf Metallbearbeitung, Maschinenbau und Feinwerktechnik“, hebt sie hervor.
Wo einst die Flößer das Holz des Schwarzwaldes in Richtung Norden transportierten, entwickelt sich heute ein Wirtschaftsraum, der durch seine Natur, die Fähigkeiten seiner Einwohner und eine geschickte Wirtschaftsförderung eine hohe Attraktivität für Neuansiedlungen und Existenzgründungen bietet.
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