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Auch der Manager ist nur ein Mensch

Philip-Morris-Preis: Prof. Ockenfels entdeckt den fairen Manager
Auch der Manager ist nur ein Mensch

Bisher pflegten die Wirtschaftswissenschaften das Menschenbild des „Homo Oeconomicus“, der egoistisch und rein rational handelt. Das widerlegte Prof. Axel Ockenfels und erhielt dafür den Philip-Morris-Preis.

Eine wesentliche Einsicht aus Prof. Axel Ockenfels’ Untersuchungen an der Universität zu Köln ist, dass ökonomische Entscheidungen nicht nur vom Gewinnstreben abhängen. Sie werden systematisch durch Fairness und andere soziale Vergleiche beeinflusst. In Laborexperimenten wies der 37 Jahre junge Professor nach, dass Menschen sich nicht so streng egoistisch und rational verhalten, wie der „Homo Oeconomicus“ in den traditionellen Modellen der Wirtschaftswissenschaftler beschrieben wird. Viele sind beispielsweise in Internetauktionen bereit, Kosten in Kauf zu nehmen, um faire Ergebnisse durchzusetzen, oder zum Wohle aller zu kooperieren. Zusammen mit dem Volkswirt Gary Bolton von der Penn State University in den USA hat Ockenfels ein theoretisches Verhaltensmodell entwickelt, das letztlich ein einfaches Motiv in den Mittelpunkt stellt: das Streben, nicht hinter anderen zurück zu fallen. Je nachdem, auf welche Situation dieses Verhaltensmotiv trifft, liefert es die Erklärung für Phänomene wie Fairness in Verhandlungen, wechselseitige Kooperation in Teams und Konkurrenzstreben im Wettbewerb.

Das von Ockenfels und Bolton entwickelte ERC-Modell („Equity, Reciprocity, Competition“) hat sich in akademischen und praktischen Anwendungen bewährt. Ockenfels weist darauf hin, dass menschliches Verhalten nicht etwa irrational oder chaotisch ist, wo es nicht dem „Homo Oeconomicus“-Modell entspricht. Vielmehr hänge es systematisch vom jeweiligen institutionellen Umfeld ab. Kooperation und Wettbewerb lassen sich folglich steuern durch kluge Marktregeln und weitere Anreizelemente.
So lassen sich elektronische Kommunikationsmöglichkeiten nutzen, um bei virtuellen Märkten nicht auf Vertrauen und Kooperation verzichten zu müssen. Als ein wirksames Instrument haben sich dabei „elektronische Reputationssysteme“ erwiesen, wie sie Ockenfels für die Internet-Auktionsplattform Ebay optimierte: Käufer und Verkäufer können sich dort nach der Auktion gegenseitig beurteilen. Aus diesen Wertungen ergeben sich Bewertungsprofile, die für alle sichtbar sind. Da niemand als Betrüger gelten will und ein Verkäufer mit einem besonders guten Leumund auch eher höhere Preise erzielt, verhalten sich die meisten Teilnehmer korrekt. Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit ist demnach das Resultat von cleveren Marktregeln. In verwandten Anwendungsfeldern beschäftigt sich Ockenfels mit der Frage, wie innovative Belohnungsregeln die Motivation von Mitarbeitern steigern können, wie bei Verhandlungen die Gefahr des Scheiterns minimiert oder der Erfolg von Umweltschutzanstrengungen maximiert werden kann.
Da sich die Interaktion der Teilnehmer in komplexen Märkten zuweilen nicht mehr allein durch mathematische Modelle erfassen und optimieren lässt, setzt der Wirtschaftsprofessor ergänzend Feldstudien, Laborversuche und Simulationsstudien ein. Die Ergebnisse fließen in die Forschung und in die Gestaltung von realen Märkten ein: Ökonomische Grundlagenforschung und Praxis sollen voneinander lernen. os
Ebay-Regeln machen seriöses Verhalten schmackhaft

Keine Transaktion ohne Vertrauen

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Nachgefragt

Welche Eigenschaften des Menschen haben die Wirtschaftswissenschaften bisher übersehen?
Das Modell des Homo Oeconomicus lässt keinen Raum für Fehler, uneigennützige Motive oder Emotionen.
Wo kommen diese Eigenschaften zum Tragen?
Überall: In Arbeitsbeziehungen und Verhandlungen spielen Fairness und Reziprozität eine oft entscheidende Rolle. Es gibt so gut wie keine ökonomische Transaktion, bei der nicht ein Mindestmaß an Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit nötig ist.
Welche Konsequenzen lassen sich daraus für das Handeln von Firmen ableiten?
Menschen reagieren auf Regeln, und Unternehmen können Regeln setzen. Das Wissen über das tatsächliche ökonomische Verhalten können sie in ein Organisations- und Marktdesign umsetzen, das zum Wohle von Unternehmen und Arbeitnehmern dient. Etwa bessere innerbetriebliche Anreizsysteme, die Wettbewerb und Kooperation versöhnen. Dadurch lassen sich oft enorme Effizienzgewinne erzielen.
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