Das Konjunkturklima ist auch im äußersten Südwesten merklich abgekühlt. Dennoch: Kein Grund zur Beunruhigung, meint der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB).
Die Auftragslage insgesamt ist noch stabil,“ weiß Dr. Karl V. Ullrich, Hauptgeschäftsführer des WVIB. Das hat eine Konjunkturumfrage unter den 950 Mitgliedsunternehmen für das 1. Halbjahr 2001 ergeben.
Auf der einen Seite signalisieren rückläufige Zuwächse im Auftragseingang zwar, dass die wirtschaftliche Dynamik, weltweit gesehen, nachlässt und als Folge davon auch deutsche Unternehmen betroffen sind. Auf der anderen Seite war das Jahr 2000 auf Grund der hohen Exportrate für viele Mitgliedsfirmen ein Rekordjahr, in dem es sogar zu Lieferengpässen kam. „Viele Firmen sind mit einem außerordentlich hohen Niveau ins Jahr 2001 gestartet“, so Ullrich. „Jetzt setzt eine Normalisierung ein, die einer Reihe von Firmen gut tut.“
Auslastung der Kapazitäten ist leicht rückläufig
An den aktuellen Zahlen lässt sich dies belegen. Während die WVIB-Mitgliedsfirmen durchschnittliche Steigerungen von 14,5 % im 1. Halbjahr 2000 und von 13,8 % im 2. Halbjahr 2000 verzeichneten, mussten sie sich im 1. Halbjahr 2001 mit nur noch 3,7 % zufrieden geben. Immerhin: Bis Ende Juni meldeten noch immer 54,2 % der befragten Unternehmer steigende Auftragseingänge. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Nummer eins im Auftragseingang mit einem respektablen Zuwachs von 9,6 % sind die Unternehmen, die im Bereich EDV und industrienahe Dienstleistungen tätig sind. Sie hatten allerdings vor einem halben Jahr noch einen Zuwachs von 18,5 %.
Auch bei der Elektrotechnik und der Elektronik hat sich der Zuwachs von 14,4 auf 7 % praktisch halbiert. Mit gravierenden Problemen dagegen hat eine Reihe von Firmen aus anderen Branchen zu tun.
„Der Stahl- und Metallbau muss schon seit einiger Zeit kämpfen“, so Ullrich. Diese Branche verzeichnete auch jetzt mit 2,1 % den geringsten Zuwachs im Auftragseingang, nur leicht übertroffen vom Maschinen- und Apparatebau mit 2,4 % und der Feinmechanik/Optik mit 2,7 %. Auch der Einbruch auf dem Telekommunikationsmarkt macht sich bei den WVIB-Unternehmen bemerkbar, gibt es hier doch eine Reihe von Zulieferfirmen, die zum Beispiel Kunststoffgehäuse, Steckverbindungen oder Leiterplatten herstellen. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass die Zahl der Firmen rückläufig ist, die Überstunden machen.
„Die Rahmenbedingungen für den Mittelstand haben sich in den letzten zwei Jahren eher verschlechtert als verbessert“, fasst WVIB-Präsident Werner Thieme seine Beobachtungen zusammen. Die vorab so gelobte Unternehmenssteuerreform benachteilige vor allem die Personengesellschaften. Um auf einen höheren Wachstumspfad zu gelangen und weitere Arbeitsplätze zu schaffen, müsse sich die Bundesregierung vor allem darum bemühen, das Vertrauen der Unternehmer wieder zu gewinnen.
Der WVIB selbst will seinen Mitgliedsfirmen dabei helfen, Strategien für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung auszuarbeiten, von der individuellen Beratung über Weiterbildung bis hin zu strategischer Unternehmensplanung und Krisenbewältigung. Keine ganz einfache Aufgabe, sind doch so unterschiedliche Branchen wie Medizintechnik und Fahrzeugbau unter dem Dach des Verbandes vereint – freiwillig übrigens.
„Wir begreifen uns als Dienstleister, als Hausarzt fürs Unternehmen“, so WVIB-Hauptgeschäftsführer Ullrich. Der regional ausgerichtete Verband mit seinem Stammgebiet in Baden und Süd-Württemberg fungiert nun schon seit 1946 als Ansprechpartner für alle Probleme des täglichen Unternehmer-Geschehens und vertritt die Interessen seiner Mitglieder auch auf der politischen Ebene. Das große Plus des Verbandes fasst Ullrich so zusammen: „Wir sind keine Vereinigung von anonymen Mitgliedern, sondern eine große Familie.“
Simone Lutz ist Journalistin in Freiburg
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