Das Weiterbildungskonzept für den neuen Industriemeister wurde im Hauruck-Verfahren eingeführt. Inzwischen liegen Erkenntnisse vor, wo es noch Schwachpunkte gibt.
Das Gespräch führte Peter Becker
Wo zeigen sich in der Praxis Probleme?
Die Teilnehmer betrachten die Aufgabenstellung aus ihrer derzeitigen Tätigkeit und aus ihren eigenen Erfahrungen. Eine Situationsaufgabe aber nimmt die Arbeit als Meister vorweg, also die künftige Praxis. Da fällt der Transfer mitunter schwer. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass die Aufgaben für die Kurse und die Prüfungen bisher zu sehr aus Großbetrieben stammen. Das heißt: Sie geben zu wenig die Unternehmenspraxis aus dem Mittelstand wider.
Gibt’s noch mehr Schwierig-keiten?
Probleme bereitet den angehenden Meistern auch die Tatsache, dass sie das eigenverantwortliche und selbstständige Lernen nicht gewohnt sind. Bisher hat ihnen der Lehrer oder der Lehrherr gesagt, was sie wissen müssen und wie sie etwas machen sollen. Mit den Situationsaufgaben müssen sie sich auf einmal selbstständig Lösungswege überlegen und sich dann auch noch für den besten Weg entscheiden.
Um bei Ihrem Bild zu bleiben: Ist bei dieser Art von Lernen also der Weg das Ziel?
Die Lernenden erarbeiten sich die Fähigkeit, den Prozess der Lösungsfindung zu gestalten. Damit aber jetzt hier nicht Missverständnisse entstehen: Lernziel ist und bleibt die Lösung der Aufgabe. Denn ein Unternehmen lebt davon, dass es Produkte, Verfahren und Dienstleistungen verkauft, nicht davon, dass es Möglichkeiten debattiert.
Wie beurteilen Sie das Konzept insgesamt?
Auch wenn für manchen Begriffe wie Situationsaufgabe oder handlungsorientiertes Lernen abschreckend klingen: diese neue Methode zur Qualifizierung ist wegweisend.
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