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Aufträge rutschen heute nicht mehr durch

Wie FCM ihre Produktionsprozesse verbessert
Aufträge rutschen heute nicht mehr durch

Sie musste ein Integrationstalent sein – die neue Standardsoftware des Halbleiterherstellers Freiberger Compound Materials (FCM). So sollte die Lösung zum vorhandenen PPS-System passen, das gleiche Entwicklungswerkzeug besitzen, auf derselben Datenbank laufen und offen sein für weitere Nutzer.

Dr. Ralf Magagnoli ist Journalist in Montabaur

Die Integration bestehender Individualsoftware in betriebswirtschaftliche Standardlösungen stellt Unternehmen oft vor erhebliche Probleme. Ein offener und transparenter Datenfluss muß sichergestellt sein. Hinzu kommt, dass gerade mittelständische Unternehmen auf vertretbare Anschaffungs- und Betreiberkosten angewiesen sind. Dass eine solche Integration nicht teuer sein muss, dennoch große Effekte auslösen und die Leistungsfähigkeit des Betriebs steigern kann, zeigt das Beispiel des Sächsischen Halbleiterherstellers Freiberger Compound Materials (FCM).
  • 1990 übernahm das Systemhaus Füger Softwareservice die EDV-Betreuung für die Freiberger Elektronikwerkstoffe GmbH (FEW), aus der FCM 1995 hervorging. Die Softwerker entwickelten seit 1994 auf der Basis sogenannter „Sprachen der vierten Generation” (4GL) unternehmensspezifische Client-Server-Programme: einerseits zur Produktions- und Ablaufsteuerung, andererseits zur Betriebs- und Prozessdatenerfassung. Zu diesen Lösungen, die auf einer zentralen SQL-Datenbank arbeiteten, zählte ein 1994 entwickeltes PPS-Programm für den Galliumarsenid-Bereich. Damit ließen sich alle in der Produktion anfallenden Daten eindeutig identifizieren und zu Protokollen der jeweiligen Arbeitsplätze verarbeiten. Nach der Ausgründung der Freiberger Compound Materials, des ehemaligen Galliumarsenid-Bereichs, musste die EDV fast völlig neu aufgebaut werden, da alle betriebswirtschaftlichen Programme außer der PPS-Software bei der FEW verblieben.
  • 1995 startete das Management die Suche nach einer Standardsoftware, um damit Warenwirtschaft, Verkauf, Einkauf und Rechnungswesen zu unterstützen. Zielvorgabe war eine einheitliche Anwendung. „lnsellösungen und Stückwerk sollten auf jeden Fall vermieden werden”, erklärt Gregor Geiger. Dem Produktionsleiter bei FCM war es wichtig, „dass nicht jeder Geschäftsbereich seinen eigenen Softwarestandard setzt”. Außerdem sollte die Software zu dem vorhandenen PPS-Programm passen, das heißt, das gleiche Entwicklungswerkzeug besitzen und auf derselben Datenbank laufen. Auch sollte es eine offene Lösung sein, die bei Bedarf erweitert werden konnte.
Da sich die meisten Mitarbeiter, in der Mehrzahl Techniker, erst in die speziellen betriebswirtschaftlichen Bereiche wie Rechnungswesen und Marketing einarbeiten mussten, sollte das Programm leicht verständlich und nach Möglichkeit Windows-orientiert sein. FCM entschied sich für die modular aufgebaute Standardsoftware Apertum. Die von der BTK AG, heute Great Plains Deutschland GmbH mit Sitz in Hamburg, entwickelte Lösung ist speziell auf mittelständische Unternehmen zugeschnitten.
Die Migration der Daten in das neue System nahm Dienstleister Füger komplett vor. Installiert wurde auf dem vorhandenen SQL-Server in einem Netware-Netz von Novell. „Installation und Datenübertragung waren unproblema- tisch”, berichtet Dr. Matthias Füger, Inhaber von Füger Software-Service. Apertum und die von FCM eingesetzten Programme laufen auf einer Gupta-SQL-Datenbank und besitzen dieselbe Programmierumgebung. Spezielle Schnittstellen zwischen den Anwendungen waren daher laut Füger nicht notwendig.
Die Hardware-Neuanschaffungen hielten sich in Grenzen. Heute sind die Applikationen und Datenbanken auf mehrere zentrale Server mit Netware 4.11 und Windows NT Server 4 verteilt. Die Produktionsdaten werden inzwischen wegen eines wesentlich höheren Transaktionsaufkommens auf einem SQL Server verwaltet. Zur Datensicherung dient ein Backup Server mit CA Arc-Serve. Über Gruppenschulungen, individuelle Maßnahmen und Beratungen durch Füger wurden die Mitarbeiter mit dem System vertraut gemacht. Außer Seminaren zur Arbeit im Netz und mit SQL-Datenbanken legte das Management auch Wert auf spezielle Apertum-Seminare. Obwohl sich nach Aussage eines Mitarbeiters von FCM „das Programm fast von selbst erklärt und sogar von unseren wenig computerbegeisterten Beschäftigten rasch angenommen wurde”.
Die Skalierbarkeit dieser Lösung stellte sich als vorteilhaft heraus, denn in der Folge ist die Zahl der Anwender ständig gewachsen. Ende 1995 installierte Füger das Programm mit dem Grundmodul Warenwirtschaft für fünf Nutzer; es folgten 1996 die Module Einkauf, Chargenverwaltung und Finanzbuchhaltung und 1998 Service Management, das an das Modul Warenwirtschaft gekoppelt wurde. An 25 Arbeitsplätzen befinden sich heute Kernmodule der Standardsoftware; an weiteren 125 kommen individuell entwickelte Zusatzmodule zum Einsatz, die über die offene SQL-Datenbank mit den Apertum-Bausteinen kommunizieren.
Besonders die Fertigung stellte hohe Anforderungen an die EDV. Galliumarsenidkristalle zu Scheiben herzustellen, ist aufwendig und mit einem komplexen Prozess verbunden. Jede Scheibe ist entsprechend der Kundenwünsche durch eine Vielzahl von Messwerten charakterisiert und optisch nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Gerade hier hatte sich die bis 1995 vorgenommene händische Auftragsverwaltung als zunehmend problematisch erwiesen. Bei der Eingabe in den PC kam es zu Erfassungsfehlern. Seit Apertum in Verbindung mit den speziellen Programmen zur Produktionssteuerung genutzt wird, konnten einige tausend Aufträge regelgerecht bearbeitet werden. „Bei einem händischen Betrieb wie früher wäre das nicht zu schaffen gewesen”, nennt Gregor Geiger den Vorteil. Zudem würden jetzt auch keine Aufträge mehr durchrutschen.
Die Mitarbeiter der Fertigung werden noch an anderer Stelle unterstützt: Seit das Modul Service Management (ASM) vor eineinhalb Jahren eingeführt wurde, können sie an ihren PC zur Produktionssteuerung auch alle internen Reparaturaufträge über eine separate Maske eingeben. Diese Aufträge werden von den Technikern per PC in jeder Werkstatt eingesehen und entgegengenommen, meist ohne dass eine Disposition nötig wäre.
Zu positiven Veränderungen führte auch die Kopplung der Service-Module mit der Apertum-Warenwirtschaft „Artikel”. Die technischen Instandhalter können damit die rund 5000 Ersatzteile besser verwalten.
Die Lösung
Apertum ist eine SQL-basierte Client-Server-Lösung der Great Plains GmbH, Hamburg, die auf offene Komponenten und Standardentwicklungswerkzeuge setzt. Die betriebswirtschaftliche Software ist in der Lage, alle unternehmensinternen Prozesse von der Auftragsannahme bis hin zum Verkauf zu steuern. Als modular aufgebaute und plattformunabhängige Lösung entspricht sie den Anforderungen mittelständischer Unternehmen an eine Betriebssoftware.
Der Anwender
Eines der aufstrebenden Unternehmen der sächsischen Berg- und Universitätsstadt Freiberg ist der Halbleiterhersteller Freiberger Compound Materials GmbH (FCM). Mit über 170 Mitarbeitern ist der Mittelständler einer der größten Arbeitgeber.
– Hervorgegangen ist FCM 1995 als eines von drei Unternehmen aus der Freiberger Elektronikwerkstoffe GmbH (FEW), bis 1990 VEB (Volkseigener Betrieb) Spurenmetalle Freiberg.
– 1995 erwarb die israelische Federmann-Gruppe die Firma.
– Seit 1997 beteiligt sich auch die Siemens AG als Gesellschafter an der FCM, dem einzigen europäischen Produzenten von Galliumarsenid (GaAS).
Galliumarsenid wird besonders in der micro- und optoelektronischen Industrie verwendet – etwa für die Herstellung von Handys, Autotelefonen, Laserdioden und Verkehrsleitsystemen. Durch hohe Qualitätsstandards, Flexibilität, eine marktorientierte Organisationsstruktur und einen hohen Investitionsgrad für neue Prozesse und Produkte erzielt FCM jährliche Wachstumsraten von circa 40 %. Dadurch konnten die Freiberger auch ihren Weltmarktanteil auf über 20 % ausbauen. 1999 wird mit einem Umsatz von 55 Mio. DM gerechnet, der zu fast 80 % mit dem Ausland erwirtschaftet wird.
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