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„Aus- und Weiterbildung bleibt ein großes Thema“

VDW-Chef Dr. Wilfried Schäfer über Gegenwart und Zukunft der Werkzeugmaschinen-Branche
„Aus- und Weiterbildung bleibt ein großes Thema“

„Aus- und Weiterbildung bleibt ein großes Thema“
„Beim Thema ‚Vernetzte Fertigung‘ geht es zunächst darum, den Kundennutzen herauszuarbeiten und daraus marktgerechte Produkte abzuleiten“, sagt Dr. Wilfried Schäfer. Er ist Geschäftsführer des Branchenverbands VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken). Bild: VDW
Das steigende Produktionsvolumen zeige, die Nachfrage nach deutschen Highend-Maschinen sei auch international ungebrochen, sagt Dr. Wilfried Schäfer. Der Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) betont, den Herstellern müsse es aber auch weiterhin gelingen, den Mehrwert ihrer Produkte zu vermitteln. ❧ Mona Willrett

Herr Dr. Schäfer, welchen Herausforderungen muss sich der deutsche Werkzeugmaschinenbau in absehbarer Zeit stellen?

Das werden weiterhin jene sein, die uns schon seit einiger Zeit beschäftigen. Zum einen müssen wir – aufgrund unserer starken Exportorientierung – die internationalen Märkte intensiv beobachten und bearbeiten und auf aktuelle Entwicklungen rasch reagieren. Zum anderen dürfen die Anstrengungen in Forschung und Entwicklung nicht nachlassen, damit unsere Produkte künftig wettbewerbsfähig bleiben. Ein weiterer Aspekt ist die Aus- und Weiterbildung. Wir müssen es schaffen, talentierte junge Leute für unsere Branche zu gewinnen und die bestehenden Mitarbeiter für neue Aufgaben zu qualifizieren.
Aus welchen Regionen kommen die größten Herausforderer unserer Anbieter?
Das lässt sich nicht generell beantworten. In einigen Technologien haben wir starke Wettbewerber in Europa – etwa in der Schweiz, in Spanien oder Italien. In anderen Segmenten müssen wir eher auf Anbieter aus Asien achten.
Welche Auswirkungen haben die Verschiebungen in den Exportmärkten?
Hier sehe ich keine Aspekte, die man besonders hervorheben sollte. Die Abnahmevolumina in den Exportmärkten haben sich schon immer verschoben. Das gehört für unsere Mitglieder zum Alltagsgeschäft. Eine Zeitlang war zum Beispiel Brasilien ein sehr starker Markt, jetzt läuft dafür Mexiko gut. Solche Verschiebungen mögen für einzelne Unternehmen ein Problem sein, allgemein kommt die Branche aber gut damit klar.
Wie können es die deutschen Anbieter schaffen, neue Märkte zu erschließen oder weniger starke auszubauen?
Grundsätzlich neue Märkte gibt es nicht mehr. Vielleicht mit Ausnahme des Irans, aufgrund der Embargoöffnung. Wenn ein Anbieter in einem für ihn neuen Markt aktiv werden will, bieten sich die klassischen Instrumente an. Allen voran sind das Messen und Partnerschaften mit kompetenten und zuverlässigen Unternehmen vor Ort. Unser Verband führt eine Liste mit potenziellen Partnern. Das Internet sehe ich derzeit nicht als Plattform, um Maschinen zu verkaufen. Das kann sich aber noch entwickeln. Im Moment eignet sich das Netz eher, um die eigene Expertise darzustellen.
Wie wirken sich aktuelle politische Ereignisse – etwa der Brexit – aufs Geschäft aus?
Das lässt sich ganz schwer einschätzen. Das Geschäft in Großbritannien lief einige Jahre sehr gut. Wenn es nun zu einem Rückgang kommt, hat der seine Ursache im Brexit? Oder erleben wir nach einer Phase intensiver Investitionen nun einfach eine normale Beruhigung? Ähnlich diffus sind die Auswirkungen anderer Ereignisse.
Wie sehen Sie die Situation in der Türkei?
Die Situation ist sicher schwierig, aber es ist noch zu früh, um die Konsequenzen seriös zu beurteilen.
Auch einfachere Maschinen erfüllen heute bereits viele Kundenwünsche. Wie können es Highend-Anbieter schaffen, ihre Marktanteile zu halten oder gar auszubauen?
Das steigende Produktionsvolumen zeigt: Die Nachfrage nach Hightech ist ungebrochen. Unsere Hersteller sind durchaus in der Lage, marktgerechte Produkte anzubieten – auch im Midtech-Segment. Sie müssen den Kunden jedoch auch künftig den Mehrwert ihrer Produkte plausibel erklären können.
Welche Auswirkungen haben alternative Antriebskonzepte und das autonome Fahren für den Maschinenbau?
Mit alternativen Antrieben beschäftigt sich die Branche bereits seit Jahren. Trotzdem ist es noch immer schwierig zu sagen, wann welche Effekte in welchem Umfang eintreten werden. Maschinenbauer, deren Produkte überwiegend im Bereich Antriebsstrang eingesetzt werden, beobachten und analysieren diese Entwicklungen sehr genau und leiten daraus ihre Strategien ab.
Sehen Sie neue Geschäftsfelder für diese Unternehmen?
Kein Werkzeugmaschinen-Hersteller liefert zu 100 Prozent in die Automobilindustrie. Alle sind auch in alternativen Branchen aktiv, die sie ausbauen können. Ganz neue Geschäftsfelder sehe ich derzeit aber keine.
Welche Chancen sind mit vernetzten Fertigungsprozessen verbunden?
Hier geht es zunächst darum, aus dem Thema einen entsprechenden Kundennutzen abzuleiten, der sehr unterschiedlich sein kann. Er kann mehr in Richtung Produktivität ausgerichtet sein oder stärker auf die Planungsebene. Das kommt ganz auf den Bedarf und die Ausrichtung des Kunden an.
Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang die größten Herausforderungen?
Das sind die bekannten Themen: Schnittstellen und Datensicherheit! Es geht nicht darum, die Maschinenfunktionalitäten zu erweitern, sondern darum, unterschiedliche Bereiche, die bislang wenig oder nichts miteinander zu tun hatten, zusammenwachsen zu lassen. Das ist selbst bei uns noch ein Entwicklungsprozess. Deshalb ist es naheliegend, sich im ersten Schritt auf Kunden in Deutschland oder Europa zu konzentrieren, um die Wege kurz und die Kommunikation einfach zu halten.
Welche Fähigkeiten müssen Fachkräfte mitbringen, um diese Technik zu beherrschen?
In der Ingenieursausbildung liegt das entsprechende Know-how vor. Sie folgt dem technischen Fortschritt. Hier geht es eher darum, welche Disziplinen künftig verstärkt gefragt sind. Facharbeiter brauchen ein erweitertes Verständnis für die Abläufe und Zusammenhänge, die sich durch die Vernetzung ergeben. Mechatroniker beispielsweise bringen diesen breiteren Blick bereits mit.
Was bedeutet das für die Ausbildung?
Die Berufsbilder müssen um neue Ausbildungsmodule ergänzt werden. Die Inhalte dieser Module – sowohl für die Aus- als auch für die Weiterbildung – müssen definiert werden. Das gilt übrigens auch für die Grundausbildung der Berufseinsteiger. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Aus- und Weiterbildung der Lehrer. Das war in der Vergangenheit mitunter ein Problem. Außerdem muss die Ausstattung der Berufsschulen angepasst und erneuert werden.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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