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Auto-ID macht die Logistik transparent

Barcode und Transponder im Systemvergleich
Auto-ID macht die Logistik transparent

Intelligente Identifikationssysteme gestalten logistische Prozesse und Abläufe transparenter und effizienter. Kein Wunder, dass Auto-ID-Systeme stark nachgefragt werden. Doch sie sind nur Werkzeuge und keine Strategie.

Dipl.-Kfm. Jörg Schmidt ist tätig im Fachgebiet Logistik an der Universität Dortmund, Dr.-Ing. Martin Wölker ist Geschäftsführer der Cognid Consulting GmbH, Dortmund

Wenn Informationen zeitnah bereitgestellt und Waren- und Informationsströme intelligent gekoppelt werden, führt heute kein Weg an dem Einsatz von Auto-ID vorbei. Sich ständig ändernde Rahmenbedingungen immer stärker dazu beigetragen, dass sich auch die Anforderungen an diese Identifikationssysteme geändert haben. So lässt sich eine rein technisch ausgerichtete Implementierungsstrategie nicht mehr ohne eine detaillierte Kosten-Nutzen-Betrachtung durchführen.
Aber erst einmal stellt sich dem Anwender die Frage, ob ein Barcode oder ein Transponder, auch TAG genannt, das richtige Informationsmedium ist. Mit dem Aufkommen der sogenannten Smart Labels, also hauchdünner Folientransponder auf 13,56 MHz-Basis, Ende der 90iger Jahre wurde über das Ende der Barcode-Ära diskutiert. Doch obwohl der Transponder gegenüber dem Barcode einige technische Vorteile bietet, substituiert er ihn nicht, sondern ergänzt ihn. So zeichnet sich mehr und mehr die intelligente Kopplung von unterschiedlichen Technologien als beste Praxis ab.
Wo der Barcode an Grenzen stößt, etwa bei rauer Umgebung mit Schmutz, Staub, Feuchtigkeit und Abrieb in der industriellen Produktion, ist der Transponder eine Lösungsalternative mit zum Teil deutlichen Prozessverbesserungen. Ähnliches gilt auch für den Einsatz in Mehrwegsystemen. Durch eine erhöhte Prozesssicherheit, eine stärkere Transparenz und eine bessere Materialflusssteuerung bietet sich hier das Medium RFID (Radiofrequenz-ID) besonders an.
Entscheidet sich der Anwender für ein RFID-System, muss er aber nicht auf die Barcode-Technologie verzichten. In den Industrienbranchen, in denen sich der Barcode als Standard etabliert hat, kann er auch weiterhin genutzt werden kann. Es entsteht dann eine Symbiose aus Barcode und Transponder. Konkret kann zum einen der Barcode auf dem Folientransponder physisch abgebildet werden. Zum anderen ist es möglich lediglich die Datenstruktur des Barcodes im Speicher des Tags zu hinterlegen. Untersuchungen, des Fachgebiets Logistik an der Universität Dortmund zeigen, dass die Abbildung der Datenstrukturen von verschiedenen Barcodes auf dem Speicherchip des Transponders als Hauptforderung gewährleistet wird.
Problematisch wird es, wenn logistische Prozesse mittels technologischer Quantensprünge transparenter und effizienter gestaltet werden sollen. Deshalb sollte abgewägt werden, ob nicht erweiterbare Minimallösungen für weitere Optimierungspotenziale sorgen können. Oft werden auch die Wirtschaftlichkeitsaspekte zu wenig beachtet. Ein häufiger Fehler ist es, erst zu einem sehr späten Zeitpunkt eine detaillierte Kostenbetrachtung vorzunehmen. Doch gerade in Systemen, in denen ein Mehrwert durch den Einsatz von Auto-ID-Systemen generiert werden soll, muss ein anderer Bewertungsmaßstab angelegt werden. Hier ist es zwingend erforderlich, dass dieser Zusatznutzen entweder finanziell bewertet wird – was aber in der Regel nicht ganz unproblematisch ist – oder zumindest als externer Faktor mitberücksichtigt wird.
Eines ist sicher: Die Barcode-Transponder-Kontroverse spiegelt immer auch die Kosten-Nutzen-Analyse. Gemessen an den tatsächlichen Kosten eine RFID-Systems wird schnell ersichtlich, dass die derzeitige Diskussion um den Billig-TAG für Mehrwegsysteme in einem anderen Licht erscheint. So ist es eher realistisch, je nach Stückzahl transponderseitig 0,50 bis zu 1 Euro zu veranschlagen. Dem stehen dann barcodeseitig nur wenige Zehntel Cent gegenüber, unabhängig von den sonstigen Hardware- und Software-Kosten wie für die Schreib-Leseeinrichtungen, Antennen, Barcodescanner oder die Systemintegration.
Bei dieser Gegenüberstellung der Identifikationsmedien darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Zusatznutzen wie
– Vermeiden von Redundanz,
– geringerer Suchaufwand,
– dezentrale Datenhaltung,
– höhere Datensicherheit und
– stetiger Informationsfluss oftmals in einer Kostenbetrachtung nicht berücksichtigt wird oder gar nicht unmittelbar finanziell bewertbar ist.
Der Anwender fragt sich, wie er seine Wahl beim Realisieren von Auto-ID- und RFID-Projekten absichern kann. Führt er seine Auto-ID-Systeme nicht als Insellösung, sondern unternehmensübergreifend, branchenweit und ganzheitlich ein, ist das Nutzenpotenzial sehr hoch. Hier wird deutlich, dass die RFID-Technolgie dann entscheidende Marktanteile gewinnen wird, wenn im Sinne des Supply-Chain-Ansatzes alle beteiligten Marktpartner einer Wertschöpfungskette diese Technologie einsetzen. In der Praxis liegt das Problem aber oft in einer konkreten Visualisierbarkeit und darin, wie Nutzenpotenziale bewertet werden. Hier hilft nur systematisches und objektives Beraten bei der Auswahl geeigneter Systeme. Dies sollte verbunden sein mit einer detaillierten Projektplanung. Erst diese stellt sicher, dass es später auch zum kosteneffizienten durchgängigen Umsetzen kommt. Gerade dort, wo mehrere Teilnehmer an ein und dem selben Transponder-Medium partizipieren, kommt mit der Kostenteilung ein weiterer positiver Effekt hinzu, der die Wirtschaftlichkeitsanlayse beeinflusst.
Quo vadis Prozessoptimierung und Kosteneffizienz
Auch wenn der Kosten-Nutzen-Vergleich für RFID-Anwendungen gegenüber Barcodelösungen noch ungünstig ist, kann davon ausgegangen werden, dass diese Technologie ein hohes Zukunftspotenzial besitzt. Mehr Informationen zu dieser Thematik liefert das Forum Warehouse Logistics am 1. und 2. Juli in den Westfalenhallen Dortmund sowie www.warehouse-logistics.org.
Die Veranstalter Cognid Consult GmbH und das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund widmen sich auch in einem Kongress der sechsstufigen Auto-ID-Projektierung unter einem ständigen Kosten-Nutzen-Vergleich.
Technologieentwicklung: Endlich erwachsen
Der eindimensionale Barcode mit übergreifend nutzbaren Dateninhalten ist derzeit noch immer die am weitesten verbreitete Ident-Technologie. In den letzten zwei Jahren hat der Einsatz von zweidimensionalen Barcodes aber deutlich zugenommen. Diese Art der Kennzeichnung, mit erhöhter Fehlersicherheit und erhöhtem Dateninhalt, ist nicht mehr als Sondersystem anzusehen, sondern nimmt an Bedeutung erheblich zu. Der Bereich der elektronischen Datenträger (RFID, Transponder) hat sich in den letzten drei Jahren wirtschaftlich unterhalb den allgemeinen Erwartungen entwickelt. Jedoch wurden in dieser Zeit erhebliche Fortschritte an technisch Machbaren und bei der Standardisierung erzielt. Viele Pilotprojekte zeigen, dass die Technologie endlich erwachsen ist. wm
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