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Automatisierungstechnik liegt noch gut im Rennen

Innovative Technik und umfassendes Angebot sichern das Überleben
Automatisierungstechnik liegt noch gut im Rennen

Auf der Messe SPS/IPC/Drives Ende letzten Jahres in Nürnberg stellten sich einige Automatisierer neu auf. Internationalität, Kooperationen, fortschrittliche PC-Ansätze und ein zweiter Anlauf bei IT-Lösungen sind die Maßnahmen, um der Krise im Maschinenbau zu begegnen.

Von unserem Redaktionsmitglied Werner Möller – ia-redaktion@t-online.de

Noch keinen Grund zur Klage sahen ZVEI-Verantwortliche hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung der Automatisierungstechnik: Im vergangenen Jahr konnte die Branche nochmal um 4 % wachsen und die 25-Mrd.-Euro-Hürde überspringen. Allen voran Marktführer Siemens, der im Geschäftsjahr 2000/2001 8,9 Mrd. Euro erwirtschaftete und damit den Umsatz um 13 % steigerte. Für Horst J. Kayser, seit Juni Geschäftsgebietsleiter der Siemens A&D-Sparte Industrial Automation Systems, war dies das erfolgreichste Jahr in der A&D-Geschichte.
Auch die Beckhoff Industrie Elektronik GmbH, Verl, verzeichnete im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von rund 25 % gegenüber dem Vorjahr, während der Auftragseingang im zweiten Halbjahr etwas zurückging. Neue Industrie-PC-Varianten, das Ausweiten der Busklemmen-Reihe mit der Einführung der Powerklemme und ein erfolgreicher Relaunch der Automatisierungssoftware TwinCAT 2.8 waren, in einem für die Automatisierungsindustrie insgesamt schwierigen Jahr, wichtige Erfolgsgaranten,“ so Geschäftsführer Hans Beckhoff. Bei beiden Unternehmen ist das Ergebnis in zweistelliger Höhe angesichts der momentanen Absatzschwierigkeiten des Maschinenbaus um so positiver zu bewerten.
Es gibt aber auch Beispiele, wo sich Firmen mit Absatzeinbrüchen konfrontiert sahen. So traf es die eng an der abgestürzten Halbleiterbranche angesiedelte Ludwigsburger Jetter AG mit Einbrüchen von 40 % besonders hart. Auch die Münchener Softing AG plagen Sorgen. In seiner Automationssparte büßte der der Anbieter einen zweistelligen Prozentbetrag ein. Hierzu hat allein das Geschäft mit dem PC-basierenden „4Control“ beigetragen. Trotz neuer Entwicklungen, wie der 4Control-Embedded-Software für fertige Steuerungslösungen auf verschiedenen Prozessoren und Betriebssystemen, ist gerade das reine Softwaregeschäft äußerst schwierig. Auch Siemens-Mann Kayser malt die weitere Entwicklung des Automatisierungsmarktes als Wolkenbild. So seien die Prognosen für die kommenden Monate eher gedämpft. Eine Möglichkeit zum Ausgleich bestehe aber durch Expansionsmöglichkeiten in Osteuropa, Amerika und Asien. Kayser äußerte sich optimistisch: „Die aufkommende Konjunkturdelle trifft uns außerdem nicht so hart, da wir als Marktführer in China und mit unserer guten Entwicklung in den USA neues Potenzial erschlossen haben.“
„Zwar wirken sich die wirtschaftlichen Negativmeldungen des Maschinenbaus auch auf die Automatisierungstechnik aus“, befürchtet auch Hans Beckhoff, „doch ich sehe darin eher eine Chance, wenn der Maschinenbauer seine Konzepte überdenkt und innovativen Lösungen den Vorzug gibt.“ Auch wer sein Know-how auf möglichst viele Branchen und Märkte verteilt, der nimmt lokalen Konjunkturtiefs die Schärfe, sind die Experten überzeugt.
Hersteller, die heute beispielsweise noch keine offene Steuerungsplattformen auf Industrie-PC-Basis anbieten, könnten das Nachsehen haben. Doch die meisten Anbieter haben reagiert und führen entsprechende Lösungen in ihrem Programm. Siemens bietet mit der Plattform Simatic und ABB mit Industrial-IT Lösungen, die mehr als nur die Aufgaben der speicherprogrammierbaren Steuerungen übernehmen. Beckhoff hat mit der Automatisierungssoftware Twin-CAT eine Logik- und Positioniersteuerung im Portfolio. Mit seiner Logix-Plattform für SPS-Systeme, dem View Any Ware für HMI-Systeme und Net Linx für Netzwerksysteme, reiht sich Anbieter Rockwell Automation in den Reigen ein. Schneider Electric hat sich durch Aufkäufe von Steeple- chase und Think & Do, die der französische Konzern in seinem Unternehmen Entivity bündelt, auch mit PC-basierten Systemen auf die Anforderungen des Markte gerüstet. Alle diese Plattformen reduzieren die Integrationszeit erheblich. Dem steht allerdings der Nachteil gegenüber, dass Software-Komponenten für Maschinensteuerungen des freien Marktes sich nicht integrieren lassen, da beispielsweise Treiber nicht kompatibel sind.
Ein weiterer Trend ist der Einzug der Informations-Technologien in die Automatisierung. So sieht Dietmar Herian, Leiter Industrielle Kommunikation im Geschäftsgebiet Special Products, Projects Automotive Industry und Training bei Siemens A&D, den Kommunikationsstandard OPC DX als Chance und Herausforderung für die Kommunikation. OPC DX bietet den Datenaustausch auf der Ebene aller Automatisierungslösungen (PLC, DCS, PC) zwischen unterschiedlichen Herstellern. Laut Herian unterstützen die führenden Automatisierungs-Hersteller sowie die relevanten Organisationen den neuen Standard, der gleichzeitig eine Absage an das .Net-Konzept von Microsoft ist.
Eine wichtige Entwicklung ist der Trend bei mobilen industriellen Kommunikationsgeräten zu Thin-Client-/Server-Systemen. Ein oder mehrere Server versorgen eine Vielzahl von Clients, die in der Regel weder über einen direkten Prozessanschluss noch über große Ressourcen wie Rechenleistung oder Massenspeicher verfügen. Bei diesem Prinzip werden Daten, Applikationen und Bildschirmausgabe physikalisch getrennt. Dadurch können die mobilen Geräte wesentlich robuster gebaut werden, da keine beweglichen Teile wie Festplatten notwendig sind. Und gegenüber den herkömmlichen Client-Server-Architekturen sind die jährlichen Unterhaltskosten von Thin-Client-Systemen etwa um das Drei- bis Fünffache geringer. Der unter diesen Vorgaben von Siemens entwickelte Mobile Industrial Communicator, kurz Mobic, ist der erste Vertreter dieser Geräteklasse. In der Fertigungsindustrie – beispielsweise in der Automobil-Branche – rechnet man damit, dass 10 bis 20 % der Instandhaltungszeiten Wegezeiten sind und zwar hauptsächlich dadurch, weil dem Instandhalter Informationen fehlen. Wenn Informationen über Störungsursachen, Ersatzteilvorrat und Anlagendokumente vor Ort an der Anlage zur Verfügung stehen, lässt sich diese Zeit sparen.
Die Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit treibt Roland Bent zu einer Einkaufs-Tour. Vor einem Jahr stellte der Geschäftführer von Phoenix Contact, Blomberg, seinen neuen Geschäftsbereich Automation Systems vor. Die Komplettierung des Produktprogramms begann durch die Beteiligung am MMI-Spezialisten Sütron Electronic GmbH, Filderstadt. Mit der Übernahme des Automatisierungssoftware-Spezialisten KW Software GmbH, Lemgo, und der Beteiligung an dem PC- und Systemtechnologie-Spezialisten Ads-tec GmbH, Leinfelden-Echterdingen, wurde jetzt die Sparte weiter ausgebaut. „Wir zeigen, dass es auch für mittelständische Unternehmen möglich ist, in diesem Markt zu bestehen und überproportional zu wachsen“, bekräftigt Roland Bent seinen Ansatz.
Seit Januar hat Phoenix Contact neben den Vertriebsorganisationen für die industriellen Komponenten einen eigenständigen Vertrieb für die Automatisierungssysteme aufgebaut. Beide Einrichtungen arbeiten dabei kooperativ zusammen. Diese Vertriebsstruktur ist zunächst in Deutschland umgesetzt worden und hat sich im operativen Geschäft bewiesen. Mit derzeit etwa 250 Mitarbeitern sowie dem branchenspezifischen und geografischen Fokus erreicht die Vertriebsorganisation von Automation Systems eine gute Abdeckung in der Fläche und vor allem der technologischen Tiefe der Applikationen. Im Vorjahr wurden rund 200 Mio. DM umgesetzt.
Auch die PMA GmbH will sich durch einen Focus auf andere Branchen stärken. Bisher auf Kunststoffmaschinen spezialisiert, wollen sich die Kasseler jetzt mit dem Geschäftsfeld PMAiCOM, dem Geschäftsfeld des allgemeinen Maschinen- und Anlagenbaus, widmen. Dazu wurde das Programm komponentenseitig abgerundet durch eine Kooperation mit dem Automatisierer Berghof GmbH aus Eningen. Terminals sowie Industrie-PC steuern Proface oder die Leinfeldener Advantech GmbH bei.
Industrieanzeiger
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