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Begeisterung für NiMH-Akkus lässt nach

Nickel-Metallhydrid versus Nickel-Cadmium: Zwei Hersteller ziehen einen Technologie-Vergleich
Begeisterung für NiMH-Akkus lässt nach

Akkuwerkzeuge können derzeit mit NiMH- und NiCd-Zellen betrieben werden. Der Industrieanzeiger bat Experten zum Systemvergleich.

Vor ein paar Jahren wurden Nickel-Metallhydrid-Akkus (NiMH) mit großer Euphorie neben den gängigen Nickel-Cadmium-Zellen (NiCd) in den Markt eingeführt. Derzeit bieten alle maßgeblichen Wettbewerber beide Technologien an. Je nach Anwendung und Zielsetzung hat das seine Berechtigung. Doch nicht alle teilen die Begeisterung für NiMH: Die Stuttgarter Robert Bosch GmbH hält sich mittlerweile bei der Werbung für diese Zellen bedeckt. Der Produktgruppenleiter im Bereich Profi-Akkus, Michael Kurz, nennt die Gründe. Manfred Kerse, Verkaufsleiter bei der Panasonic Deutschland GmbH in Hamburg, hat dagegen nur gute Erfahrungen mit der Technologie gemacht. tp

„Nachteile für NiMH bei niedrigen Temperaturen und längerer Lagerung“
„Eins vorweg: Beide Akku-Technologien haben ihre Berechtigung. So erfüllen die NiCd-Zellen die Anforderung nach hoher Lebensdauer besser, während NiMH-Akkus eine höhere Kapazität und damit längere Laufzeiten für sich buchen können. Dennoch dürfen die Nachteile der Nickel-Metallhydrid-Technik nicht übersehen werden, und die treten vor allem beim Einsatz bei tieferen Temperaturen auf, beispielsweise im Winter im Baugewerbe. Schon unterhalb von 5 °C werden die Zellen schwächer, und bei -10 °C und darunter kann man von „Leistung“ praktisch gar nicht mehr reden.
Während sich NiCd-Akkus beim Entladen leicht erwärmen und nach dem anfänglichen Spannungsabfall bei tiefen Temperaturen wieder erholen, fällt die Spannung bei NiMH-Zellen beim Entladen rapide ab. Auch die Selbstentladung ist bei NiMH-Akkus höher als bei NiCd. Je nach Lagertemperatur kann die Kapazität bei NiMH schon nach ein paar Wochen deutlich sinken, und nach längerer Nichtverwendung müssen die Akkus wieder nachgeladen werden – in jedem Falle deutlich früher als die Nickel-Cadmium-Zellen.
In den Nickel-Metallhydrid-Akkus laufen nicht reversible chemische Vorgänge ab, die die Lebensdauer einschränken. NiCd-Zellen dagegen gewinnen ihre ursprüngliche Kapazität nach wenigen Ladezyklen zurück.
Wir haben zwar, vor allem im Schrauberbereich, viele Kunden, die mit NiMH sehr zufrieden sind. Doch wir haben auch festgestellt, dass es schwierig ist, eine differenzierte Botschaft durch die gesamte Vertriebsorganisation über den Handel bis zum Endverwender zu kommunizieren. Deshalb stellen wir zukünftig, vor allem bei den neuen O-Pack-Schraubern und den Systemprodukten der 14,4- und 24-V-Reihe, die robustere NiCd-Technik in den Vordergrund.“
„Komfortgewinn von NiMH gegenüber NiCd überwiegt die Mehrkosten“
„Durch NiMH konnte die Kapazität eines Akkus deutlich auf 3,0 Ah gesteigert werden. Die weiteren Vorteile sind eine erheblich höhere Lebensdauer, die Vermeidung des Memoryeffektes sowie ein extrem breiter Temperatureinsatzbereich speziell bei Niedrigtemperaturen. NiMH-Akkus sind umweltfreundlicher, da sie kein Cadmium enthalten. In einigen skandinavischen Ländern entfällt daher bei NiMH eine spezielle Umwelt-Abgabe.
Die technische Entwicklung wird langfristig zu einer weiteren Steigerung der Akkukapazität in Richtung 4,0 Ah führen. Möglich wird dieser Fortschritt durch die konsequente Umsetzung moderner Ladetechnologien, wie der Invertertechnik, Selbstdiagnose-Funktion, ein spezielles Ladeprogramm für NiMH-Akkus und eine extrem genaue Temperaturerfassung und -regelung.
Auch über den Einsatz neuer Elektrodenmaterialien, wie Lithium-Ionen, denken die Entwickler nach. Bei Handys und Laptops sind sie bereits bei vielen Herstellern Standard. Wegen der besonderen Anforderungen im Werkzeugbereich sind jedoch noch beträchtliche Entwicklungsarbeiten nötig, so dass selbst bei einem erfolgreichen Verlauf mit einem Einsatz frühestens in zwei Jahren zu rechnen ist.
Panasonic hat die NiMH-Technologie mit 3,0 Ah im Herbst 1999 weltweit eingeführt. Nach zweieinhalb Jahren sehr positiver Markterfahrung ist NiMH nicht mehr aus unserem Programm wegzudenken. Auch die übrigen Akkumaschinen wurden und werden schrittweise auf NiMH umgestellt. Die Anzahl der in der Praxis erreichten Ladezyklen ist identisch mit NiCd. Auch der Einsatz bei niedrigen Temperaturen verläuft sehr erfolgreich. Die Ausfallrate oder das „frühe Sterben“ von Akkus ist praktisch eliminiert. Die geringen Mehrkosten gegenüber NiCd stehen in keinem Verhältnis zu dem deutlichen Komfortgewinn.“
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
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