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Bei Wälzlagern aus China ist Kontrolle besser als Vertrauen

Zahl chinesischer Aussteller im Bereich MDA hat sich fast verdoppelt
Bei Wälzlagern aus China ist Kontrolle besser als Vertrauen

Damit günstige Wälzlager aus China bessere Chancen haben, werden sie von Dienstleistern oder Händlern geprüft. Präzisionslager kommen jedoch auf absehbare Zeit von den weltweit agierenden Großunternehmen.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermannbirgit.oppermann@ konradin.de

Wer Lager aus China kauft, fragt als erstes nach dem Preis und als nächstes voller Sorge nach der Qualität. So umschreibt die Qua-City Engineering Ltd. (Halle 24, Stand D22) das Problem der chinesischen Hersteller. Tests sind die Lösung, die das Unternehmen aus Shanghai anbietet, um den Kunden die Bedenken zu nehmen. Dass diese nicht ganz zu Unrecht bestehen, zeigen Angaben einer chinesischen Prüfinstitution aus dem Jahr 2001: Untersuchungen bei 53 Herstellern ergaben demnach, dass etwa 59 % der Produkte nicht den staatlichen Anforderungen entsprachen.
Qua-City ist einer von über 170 Ausstellern aus China, die in diesem Jahr auf der Fachmesse Motion, Drive & Automation (MDA) in Hannover vertreten sein werden – womit sich nach Angaben der Deutschen Messe AG die Zahl der Aussteller aus der Volksrepublik im Vergleich zur Schau vor zwei Jahren beinahe verdoppelt hat. Unter den rund 1200 Ausstellern der MDA erreichen sie damit einen Anteil von rund 14 %. Die meisten engagieren sich im Bereich der Automatisierung und Lager.
Trotz des Qualitätsproblems können Produkte aus China eine interessante Alternative sein, wie deutsche Händler berichten. Um ihren Kunden konstante Qualität zu garantieren, hat beispielsweise die Loeffler & Fischer Kugellager GmbH auch den Weg der Tests eingeschlagen. Die Leipziger verkaufen seit gut drei Jahren chinesische Lager unter dem Markennamen LFD. Alle Produkte stammen aus Werken, die vorgegebene Mess- und Prüfverfahren in ihre Fertigung integriert haben. Ausgewählt wurden die Betriebe zusammen mit einem privaten Forschungs- und Prüfinstitut in Shanghai. Dessen Mitarbeiter kontrollieren jedes Lager, bevor es nach Deutschland verschickt wird. Wenn die Komponenten im Dortmunder Stammhaus eingehen, werden sie noch einmal auf Lagerluft und Geräuschentwicklung hin untersucht.
„Der Marktanteil der chinesischen Anbieter wird in Europa und Amerika im Bereich der Billiglager sicher weiter wachsen“, sagt Gunnar Gremlin, Vorsitzender der Geschäftsführung der SKF GmbH in Schweinfurt (Halle 22, Stand B14). In den hochtechnologischen Anwendungen hätten solche Produkte heute jedoch noch keine Chance. „Hier ist der Vorsprung von Anbietern wie SKF auf absehbare Zeit gegeben.“
Das gilt nach Auskunft von Experten auch in China selbst, wo ein Bedarf an höherwertigen Lagern bestehe, den die einheimischen Unternehmen nicht decken könnten. Daher investiert der Staat nach Angaben der Kölner Bundesagentur für Außenwirtschaft (Bfai) in die Modernisierung von Produktionsanlagen, auf denen Präzisionswälzlager für Eisenbahn und Fahrzeugindustrie hergestellt werden. Davon profitiere etwa die Hälfte der Betriebe der chinesischen Wälzlagerbranche, die 2001 zum staatlichen Sektor gehörten.
Den bisherigen Vorsprung gegenüber diesen Herstellern will SKF nutzen. „China ist in Asien ein sehr bedeutender Raum, und wir werden unser Engagement weiter ausbauen“, so Gremlin. „Wir haben dort bereits in diesem Jahr ein weiteres Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion von Kugellagern in Betrieb genommen.“ Obwohl viele Lager aus China hohen Qualitätsansprüchen nicht gerecht würden, dürfe man solche Aussagen nicht verallgemeinern. „Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv: Wenn man sich mit den Besonderheiten der chinesischen Kultur und Wirtschaft arrangiert, kann man dort mit großem Erfolg arbeiten und auch die qualitativen Anforderungen erfüllen.“
Über ähnliche Erfahrungen berichtet die Schweinfurter FAG Kugelfischer Georg Schäfer AG & Co. KG (Halle 22, Stand A34). „Weil in China riesige Entfernungen überwunden werden müssen, spielt die Bahn bei der Industrialisierung eine große Rolle“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Jürgen M. Geißinger. An dieser Entwicklung beteiligt sich FAG und produziert dort seit gut einem Jahr Radlager für die Bahn. Dafür haben die Franken ein Joint Venture mit der Xibei Bearings Group Co. Ltd. in Yinchuan gegründet. Die Xibei-Gruppe ist der viertgrößte Wälzlagerhersteller in China und gilt nach Angaben von FAG als eines der „Vorzeigeunternehmen für die Privatisierung der Wirtschaft“. Mit Aufnahme der Flanschlagerproduktion im Jahr 2004 wird FAG Shanghai nach Auskunft von Geißinger zum größten Radlager-Produzenten Chinas.
Eine wirkliche Herausforderung sieht Geißinger in dem wachsenden Angebot chinesischer Produkte nicht. „Wir müssen uns allerdings gegen das Kopieren unserer Qualitätsprodukte schützen“, sagt der Vorstandsvorsitzende, „und wir arbeiten im Verband der Wälzlagerhersteller bereits an geeigneten Sicherungsmöglichkeiten, zusammen mit unseren japanischen Wettbewerbern.“
Der Markt in China
Nach einem Bericht der Kölner Bundesagentur für Außenwirtschaft (Bfai) vom April 2002 liegt die Produktionskapazität der Wälzlager-Branche in China bei 2,4 bis 2,5 Mrd. Lagern pro Jahr und soll bis 2005 auf 3 Mrd. Lager pro Jahr steigen. Nach Vorhersagen der China Bearing Association sollen sich die Exporte auf 1,8 Mrd. Einheiten belaufen. Statistisch erfasst wurden im Jahr 2000 rund 500 Hersteller mit einem jährlichen Mindestumsatz von 5 Mio. RMB (rund 641 000 Euro). Sowohl bei der produzierten Menge als auch beim Herstellwert machen kleine und mittlere Lager mit rund 60 % den größten Anteil aus. Sie werden auch am häufigsten exportiert. Große Lager hingegen werden in China kaum gefertigt. Importiert wurden rund 730 Mio. Lagereinheiten, wobei es sich vor allem um hochwertige Produkte handelte. Die fünf wichtigsten Lieferländer sind Japan, Deutschland, Thailand, Taiwan und Singapur. In den kommenden Jahren soll der Bedarf an Lagern für die Kfz-Industrie sowie für Elektrohausgeräte stark steigen.
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