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„Beim Entwickeln neuer Produkte sparen wir uns derzeit zu Tode“

VDWF-Präsident Thomas Garbrecht zu den Kooperationsbemühungen chinesischer Werkzeugbauer
„Beim Entwickeln neuer Produkte sparen wir uns derzeit zu Tode“

„Beim Entwickeln neuer Produkte sparen wir uns derzeit zu Tode“
Dr.-Ing. Thomas Garbrecht ist Professor an der FH Esslingen (Bild: Garbrecht): „Das einzige Spielfeld, auf dem wir uns noch halten können, ist die Produktion neuer Produkte.“
Dem Vormarsch chinesischer Werkzeug- und Formenbauer lässt sich nur mit der Entwicklung neuer Produkte und der Produktion im Netzwerk begegnen, meint Prof. Dr. Thomas Garbrecht, Präsident des Verbands Deutscher Werkzeug- und Formenbauer.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de

Herr Professor Garbrecht, werden Werkzeuge made in China in deutschen Produktionshallen bald überwiegen?
Ich denke schon. Zwar können chinesische Unternehmen den hiesigen Markt noch nicht bearbeiten, sie nähern sich diesem Ziel aber mit Hilfe von Kooperationen. Finden sie einen Partner, der ihre Werkzeuge hier pflegt, wird das der nächste Schritt sein. Dabei gehen sie aggressiv vor, wie die Einladungen unserer VDWF-Mitglieder zu Kooperationsbörsen in China zeigen. Bereits jetzt können diese Firmen Werkzeuge viel billiger herstellen als wir. Das eigentliche Thema wird deshalb sein, ob wir überhaupt noch Produktionshallen haben werden. Langfristig wird das nicht mehr der Fall sein. Die Produktion hier werden wir verlieren.
Auch bei den komplexen High-Tech-Formen?
Auch dort sehe ich keinen Vorsprung. Was uns bleibt, ist die Innovationskraft, doch die nutzen wir im Moment nicht. Statt aggressiv unsere Strategie zu fahren nach dem Motto: ‚Was können wir denn besonders gut?‘ sparen wir an dieser Stelle. Wenn die Chinesen gewisse Dinge preisgünstig herstellen, sollten wir das nutzen. Natürlich liefern wir ihnen Know-how, aber das holen sie sich sowieso.
Aber wir brauchen hierzulande auch Wertschöpfung.
Wenn wir die Entwicklung von neuen Produkten halten, können wir auch eine Anfangsproduktion laufen lassen. Ein neues Produkt könnten wir sicherlich ein Jahr lang hier fertigen, danach ist auch diese Produktion kopiert. Dabei wäre das Entwickeln neuer Produkte relativ einfach. Wir müssten uns nur aus dem Fenster lehnen und hinterfragen, wie wir uns die Welt in fünf Jahren wünschen. Dann fällt uns garantiert etwas dazu ein, und wir wüssten auch um die Produkte, die wir entwickeln müssten.
Ist die Branche mit ihren vielen Betrieben kleiner und mittlerer Größe überhaupt in der Lage, treibende Kraft mit Ideen, Marke und Highend-Technologie zu bleiben?
Absolut nicht. Das funktioniert nur im Netzwerk. Auf diese Weise zu arbeiten, müssen die Unternehmen noch lernen, dass sie sich spezialisieren und ihre Spezialität im Netzwerk zur Verfügung stellen. Beispielsweise könnten sie bei Mikrowerkzeugen eine gewisse Stärke erlangen. Allerdings lassen sich viele auf einen Preiswettbewerb ein, der die Netzwerkbildung behindert.
Wie groß ist der Preiswettbewerb?
In der Branche hatten wir die Fertigung eines Halters angefragt. Der Preisunterschied bei diesem Werkzeug betrug 23 000 Euro, der niedrigste lag bei 17 000, der höchste bei 40 000 Euro. Daran wird deutlich, wie versucht wird, zu unterbieten, um im Markt zu bleiben.
Wie lassen sich in der Werkzeugherstellung noch mehr Kosten sparen?
Indem man China als Billiganbieter, als Vorarbeiter nutzt und das Spezialkönnen hier einsetzt. Das muss sich aber nicht auf China beschränken, auch in Osteuropa ist das möglich. Da lässt sich vielleicht etwas herausholen. Ansonsten durch Senken der Maschinenstundensätze, indem die Maschinen mehr arbeiten, auch nachts. Das ist heute nicht so und deshalb so gefährlich, weil die gleichen Maschinen in Ländern wie in China und in Osteuropa rund um die Uhr arbeiten.
„Im Netzwerk zu arbeiten, müssen unsere Unternehmen noch lernen“
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