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Benchmarking entdeckt erfolgreiche Projekte

Successful Practices: WZL zeichnet fünf Unternehmen aus
Benchmarking entdeckt erfolgreiche Projekte

Benchmarking entdeckt erfolgreiche Projekte
Prof. Günther Schuh, WZL der RWTH Aachen:
Ein Benchmarking-Projekt des WZL der RWTH Aachen identifiziert fünf F+E-Konzepte von führenden Maschinenbauern. Zu deren Erfolg trug eine Engineeringdatenbank ebenso bei wie der Mut zum Elfenbeinturm oder eine hohe Fertigungstiefe.

Von unserem Redaktionsmitglied Werner Möller

Eine Umfrage bei 100 der erfolgreichsten deutschen Unternehmen im Bereich Maschinen- und Anlagenbau hat ergeben, dass mit einer Reihe von klar strukturierten Maßnahmen F+E-Projekte erfolgreich absolviert werden können. In dem Projekt des WZL wurden dazu die aktuellen Probleme in der F+E des Maschinen- und Anlagenbaus analysiert. „Die Schwerpunkte lagen auf den Gebieten Strategie, Kooperationsmamangement, Projektmanagement und Technologiemonitoring“, berichtet Jurymitglied Prof. Günther Schuh vom WZL in Aachen.
Befragt wurden die F+E-Leiter aller Benchmarking-Partner nach allgemeinen Unternehmensdaten wie Umsatzentwicklung oder F+E-Budget. Dazu kamen Angaben aus den Bereichen Projektmanagement, Technologiemonitoring, F+E-Kooperation und F+E-Strategie. „Ausführliche Interviews mit den vielversprechendsten Kandidaten führten zu detaillierten, anonymisiert dargestellten Fallstudien, die im Rahmen des Review-Meetings Anfang März 2003 den Konsortialpartnern vorgestellt wurden“, unterstreicht Prof. Schuh das Verfahren. Die fünf besten Unternehmen wurden im Anschluss von Konsortium und WZL besucht und analysiert. „In allen Fällen bestätigte sich, dass in den ausgewählten Unternehmen erfolgreiche Konzepte in der F+E umgesetzt sind und sie als Successful-Practice-Unternehmen bezeichnet werden können“, hebt Prof. Schuh hervor.
Im Einzelnen wurden ausgewählt:
  • Chiron Werke GmbH & Co. KG, Tuttlingen,
  • Pfeiffer Vacuum GmbH, Asslar,
  • Teamtechnik Maschinen und Anlagen GmbH, Freiberg/Neckar,
  • Trumpf GmbH & Co., Ditzingen,
  • Trützschler GmbH & Co. KG, Mönchengladbach.
Allen Projekten gemeinsam ist, dass beispielsweise die Geschäftsleitung persönlich und frühzeitig über die Ideenauswahl entscheidet und sich so kontinuierlich durch regelmäßige und effiziente Sitzungen Urteilsvermögen verschafft. Auf der Suche nach einer optimalen Entwicklungstiefe warnt Prof. Schuh vor einer Pauschalisierung: „Relevant ist einzig das strategische Positionieren hinsichtlich der Einzigartigkeit, das Finden der Kostenmitte oder der Verfügbarkeit.“
Auch der Mut zum Elfenbeinturm lohnt sich für die Unternehmen, wenn „Spinner-Entwicklungen“ mit eigenem Budget ohne Kundeneinfluss erfolgen. „Hier ermöglicht das Abkoppeln von Vertrieb und Marketing oder Produktion kreative Freiräume, die zur Entwicklung radikal neuer Produkte notwendig sein können“, sagt der WZLer.
Technologiebeobachter müssen zu Förderern werden, die in detailliert abgegrenzten Kompetenzfeldern Projektmanagement betreiben. Die Mitarbeiter sollten mit den erforderliche Kompetenzen ausgestattet sein, um so neue Ansätze aktiv ins Unternehmen zu bringen. Die Zielkosten hat nach Einschätzung von Armin Conrad ein Projektleiter aus dem Marketing gut unter Kontrolle. „Er steckt zwar nicht in der Technik“, weiß der F+E-Leiter von Pfeiffer Vacuum zu berichten, „aber dennoch kann er oft besser beurteilen, ob die Richtung und der Zeitrahmen noch stimmen.“ Grundsätzlich sollten zum Projektstart Verkaufspreis und Margen definiert und daraus die Herstellkosten abgeleitet werden. „Wichtig für die optimale Kostentransparenz ist auch“, so Conrad, „dass die Herstellkosten auf Baugruppen heruntergebrochen werden, um so Überschreitungen in anderen Modulen kompensieren zu können.“
Dr.-Ing. Hubert Reinisch rät dringend zu Vorstudien, die das Risiko visionärer Ideen hinsichtlich Machbarkeit minimieren. „Durch die Beteiligung unabhängiger Institutionen können neue Konzepte im fachlichen Diskurs bei minimiertem Personaleinsatz geprüft werden“, so der Entwicklungsleiter der Teamtechnik Maschinen und Anlagen GmbH. Weitere Eckpunkte seiner Strategie sind Entwicklungsworkshops gemeinsam mit Kunden auch vor Ort, um bei dem Vorstellen von Ideen schnell das richtige Fingerspitzengefühl zu erlangen. Gemeinsame Kreativitätsworkshops mit Lead-Usern erhöhen die Treffsicherheit innovativer Ideen, und auch die Prototypen werden zunächst bei den Kunden erprobt.
Aber auch einen spontanen F+E-Ansatz hält Reinisch für vielversprechend: „Das reicht bei uns von der offenen Themenliste in der Entwicklungsabteilung bis hin zum Notieren einer Idee auf Karten, beispielsweise bei der Fahrt in der S-Bahn.“ Auch eine Engineeringdatenbank hält der Entwicklungsleiter für unentbehrlich, denn eine kontinuierliche Weiterentwicklung ist ohne das Speichern, Vermehren und einen schnellen Zugriff auf Wissen für ihn nicht möglich. Eine sinnvolle Unterstützung bieten hier nur individuell angepasste Lösungen. Des Weiteren werden ausgewählte Methoden wie Triz, QFD, FMEA oder Target Costing systematisch, umfassend und konsequent eingeführt. Dabei sind auch hier individuelle Anpassungen der Methoden an Unternehmen und Projekte erforderlich.
„Hör auf den Service“, empfiehlt denn auch Dr. Georg Prust von den Tuttlinger Chiron-Werken. Der Entwicklungsleiter sieht in einer Produktentwicklung immer auch eine Produktoptimierung: „Wer hier die Felddaten systematisch erfasst, Fehlermeldungen klassifiziert und dazu die Servicedaten statistisch auswertet, der kann signifikante Konstruktionsmängel schnell identifizieren.“ Seiner Meinung nach müssen F+E-Mitarbeiter temporär im Service eingesetzt oder Service-Mitarbeiter frühzeitig in die Entwicklung beim Prototypenaufbau integriert werden.
Einen Schlosser und einen Ingenieur sieht Dr. Stefan Schlichter als Keimzelle einer Ideenschmiede. Der Entwicklungsleiter des Textilmaschinenherstellers Trützschler mahnt auch den Mut zur Sonderlösung an und nennt ein selbstentwickeltes Bildverarbeitungsmodul als herausragendes Beispiel: „Es gab auf dem Markt kein Gerät, das einen Millimeterfehler im Gewebe bei unseren hohen Produktionsgewindigkeiten erkennen konnte. Also haben wir es selbst gebaut.“
Nur individuelle Datenbanken sind für F+E brauchbar

Untersuchungen machen Sinn
Schwerpunkte des Benchmarking-Projektes waren F+E-Strategie, Projektmanagement sowie Technologiemonitoring. Die Jury bestand neben Prof. Schuh aus den Unternehmen:
  • Neumag GmbH & Co. KG, Neumünster,
  • Gebr. Becker GmbH & Co., Wuppertal,
  • Roschiwal + Partner GmbH, Augsburg, W. Schlafhorst AG & Co., Mönchengladbach,
  • Windmöller & Hölscher KG, Lengerich.
In Zusammenarbeit mit der Industrie plant das WZL auch zukünftig weitere Projekte. So findet unter dem Arbeitstitel „Benchmarking im F+E-Controlling“ eine Untersuchung statt, die am14. Oktober 2003 beginnt. „Benchmarking im Einkauf“ ist ein weiteres Vorhaben, das am 4. November 2003 startet. Interessenten wenden sich an Andreas Kubosch, Projektleiter im WZL. Infos:
E-Mail: a.kubosch@wzl.rwth-aachen.de oder im Internet unter
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