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Brennstoffzelle ist im Bundesland keine Zukunftsvision mehr

Kompetenzzentrum und Forschungsallianz bündeln Wissenschaft und Industrie
Brennstoffzelle ist im Bundesland keine Zukunftsvision mehr

Gottlieb Daimler baute in Bad Cannstatt das erste Auto. Da ist es nicht verwunderlich, wenn Autos und Busse mit Brennstoffzellenantrieb auch in dieser Region das Laufen lernen. Doch bis die Brennstoffzellen-Produkte in Serie gefertigt werden können, gibt es für die Baden-Württemberger noch viel zu tun.

Die 30 Daimler-Chrysler-Linienbusse Citaro, die bald in Mannheim vom Band laufen, präsentieren den neuesten Stand in Sachen Brennstoffzelle. Im Frühjahr 2003 werden sie an Verkehrsbetriebe in zehn europäischen Städten geliefert. Daimler-Chrysler testet damit zum ersten Mal die Brennstoffzelle in großem Umfang. Auch Stuttgart erhält drei Busse. „Die Einsatzorte wurden so ausgewählt, dass sie möglichst unterschiedliche Bedingungen bieten“, erklärt Hans-Peter Schmidt vom Daimler-Projekthaus Brennstoffzelle.

Nachdem das Vorgängermodell des Citaro, der Nebus, noch zwei riesige Wasserstofftanks auf dem Dach trug, hat Daimler die Gasbehälter deutlich verkleinert. Grund dafür sei, dass der Treibstoff mit größerem Druck hineingepresst werden kann. Auch der Brennstoffzellen-Antrieb findet nun problemlos auf dem Dach des Busses Platzt. Und das bei gleicher Leistung. Die amerikanisch-kanadische Ballard Power Systems Inc., Burnaby/Kanada, hat das 85-kW-Aggregat in der Größe eines Reisekoffers hergestellt.
Für die baden-württembergische Zulieferindustrie könnte sich im automobilen Sektor ein großer Wachstumsmarkt auftun. 70 % der Teile eines Autos werden sich durch die Brennstoffzelle verändern, prophezeien Experten. Wenn die Unternehmen den Anschluss an die Zukunftstechnologie Brennstoffzelle nicht verpassen wollen, müssen sie jetzt bei der Entwicklung der Prototypen dabei sein. „Hat ein Unternehmen wie Daimler-Chrysler erst einmal mit einem Zulieferer Prototypen für ein Fahrzeug entwickelt, wird es sich später kaum einen neuen Zulieferer suchen, wenn die Zusammenarbeit für alle zufriedenstellend war“, glaubt Robert Hammel, Projektleiter des Kompetenzzentrums Brennstoffstelle in Stuttgart.
Zwei Säulen stützen Forschung im Land
Was Daimler mit der Brennstoffzelle im mobilen Bereich versucht, wird auch in anderen Bereichen getestet. Derzeit nimmt die EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Karlsruhe, das Projekt Endkunde ins Visier. Das Unternehmen sucht nach Privatleuten, die sich die Brennstoffzellentechnologie in den Keller holen wollen. Bis zum Jahr 2004 will die EnBW 55 Brennstoffzellen-Blöcke in Privathaushalten installieren, die dann für Strom und Wärme sorgen. Mit einer elektrischen Leistung von 1 kW und einer Wärmeleistung von bis zu 24,5 kW sind die Anlagen so groß wie konventionelle Heizungen. „Zunächst wollen wir ein Contracting-Modell anbieten, bei dem der Kunde nur Strom und Wärme bezahlen muss“, erklärt Dr. Wolfram Münch, Leiter Forschung und Entwicklung. Da es sich um eine Testphase handele, bliebe der Block im Besitz der EnBW. In rund fünf Jahren könnten die ersten Geräte verkauft werden.
Im Bereich portabler Geräte am Ball bleiben wollen die Forscher des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Solare Energie ISE. Kürzlich haben sie mit dem koreanischen Konzern LG ein Labtop vorgestellt, in das ein Brennstoffzellensystem vollständig integriert ist. „Dort, wo früher der Akku saß, befinden sich jetzt Mini-Brennstoffzelle, Wasserstofftanks und Elektronik“, erklärt Dr. Christoper Hebling, Leiter des Projekts. Die Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff und Luft-Sauerstoff Strom produziert, besteht aus 27 in Stack-Bauweise gestapelten Einzelzellen. Drei Lüfter führen der Zelle Luft-Sauerstoff zu. Ein Spannungswandler sorgt dafür, dass die nötige Ausgangsspannung für den Computer erzeugt werden kann. Das Brennstoffzellensystem hat eine Leistung von 50 W.
Die Fachleute der Region sehen die Brennstoffzellen-Forschung in Baden-Württemberg deutschlandweit führend. Viel interessanter ist für sie aber die Frage, wer weltweit vorne liegen wird. „Wer es zuerst schafft, eine Produktionslandschaft aufzuziehen, hat die Nase vorn“, sagt der Projektleiter des Kompetenzzentrums.
Um Forschung und Industrie auf dem rechten Weg zu halten, wird die Forschungslandschaft Baden-Württemberg von zwei Säulen gestützt: dem Kompetenzzentrum Brennstoffzelle, Stuttgart, und der Forschungsallianz Brennstoffzellen Baden-Württemberg (FABZ). Ein wichtiger Schritt für den Erhalt der Brennstoffzellen-Kompetenz im Land, meint Robert Hammel. „Durch die Gründung der Zentren haben wir die bestehenden Ressourcen im Land gebündelt und die Forschungsaktivitäten im Bereich der Brennstoffzelle effektiver koordiniert“, so Hammel. „In der Vergangenheit haben wir unser Know-how eher ins Ausland exportiert.“ Das Wissen müsse aber im Land bleiben, um Pilotprojekte auf die Beine zu stellen und davon zu lernen. Während sich die Forschungsallianz um die universitären und öffentlich geförderten Einrichtungen kümmert, betreut das Kompetenzzentrum die wirtschaftlichen Akteure. Beide initiieren und betreuen Projekte und suchen beim Partner nach geeigneten Allianzen.
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