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„Buslösungen mit Infrarotschnittstellen vernetzen Feldgeräte mit Ex-Schutz“

Interkama: ABB-Vorstand Volker Kaiser zu Veränderungen in der Prozessautomation
„Buslösungen mit Infrarotschnittstellen vernetzen Feldgeräte mit Ex-Schutz“

„Buslösungen mit Infrarotschnittstellen vernetzen Feldgeräte mit Ex-Schutz“
Zur Person - Dipl.-Ing. Volker Kaiser, 57, ist als Vorstandsmitglied der ABB AG für die Division Prozessindustrie verantwortlich. Kaiser ist weiterhin Mitglied in den Vorständen der Interkama 2001 und des ZVEI-Fachverbandes Automation
Nach Volker Kaiser, Vorstandsmitglied der deutschen ABB AG in Mannheim und verantwortlich für die Division Prozessindustrie, schreitet die Evolution der Automatisierung voran. Profitieren wird davon die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt.

Das Gespräch führte Robert Donnerbauer, freier Fachjournalist in Frankenberg

Herr Kaiser, die Interkama galt immer als Leitmesse der Automatisierung. Über was lässt sich heute noch berichten?
Unser Schlagwort ist die komplette Automatisierung der Wertschöpfungskette, wobei alle dazugehörigen Geschäftsprozesse zu berücksichtigen sind. Die Automatisierung wird dabei zur zentralen Datendrehscheibe.
Muss man nicht noch einen Schritt weiter gehen und den Unternehmenswert als Ganzes sehen?
Dies ist richtig. Wir setzen uns schon seit einiger Zeit für eine „Asset Optimization“ mit ganzheitlicher Betrachtung ein. Zu den Assets eines Unternehmens zählen die Gebäude und Produktionsanlagen, das Kapital und die Lagerbestände, das Know-how, nicht zu vergessen die Mitarbeiter und die ethischen Werte, auch „Company Ethics“ genannt. Die Automatisierungstechnik stellt dabei eine Teilstrategie dar, die unbedingt in die Gesamtstrategie integriert sein muss.
Kann es dabei nicht auch passieren, dass eine mögliche Investition in Automatisierungsmaßnahmen entfällt, wenn sie sich nicht positiv auf den Unternehmenswert auswirkt?
Selbstverständlich. Über den ganzen Lebenszyklus einer Anlage betrachtet, kann sich so manche High-Sophisticated-Lösung als nicht sinnvoll erweisen. Automatisierung darf nicht zum Selbstzweck werden.
Wie weit hat sich diese Erkenntnis schon im Markt durchgesetzt?
Dies ist noch eine neue Erkenntnis. Die Idee wird zwar von Herstellern wie ABB unterstützt, doch die vorhandenen Unternehmensstrukturen und -philosophien wirken vielfach als Hemmnis. Branchen, die sich frühzeitig auf ihre Kernkompetenzen konzentriert haben, wie die Papierindustrie, haben dafür ein besseres Verständnis als Branchen mit großen Engineering- oder Instandhaltungsabteilungen.
Wer ist die treibende Kraft dafür?
Das sind die Veränderungen in der Wirtschaft, hervorgerufen durch Entwicklungen wie Globalisierung und Internet.
Wie müssen sich die Automatisierer darauf einstellen?
Software und Beratungsdienstleistungen werden immer wichtiger. Hat der Dienstleistungsanteil vor 20 Jahren noch rund 20 Prozent betragen, sind es heute schon 50 Prozent, bei Pharmaanlagen noch mehr. Doch ich möchte auch hervorheben, dass die klassische Automatisierungstechnik mit ihren Messumformern oder Leitsys-temen weiterhin die Basis für alle Maßnahmen bleibt. Den angesprochenen Paradigmenwechsel werden jedoch erst die Dienstleistungen und der Einsatz intelligenter Software-Pakete zusammen mit der „klassischen“ Automatisierungstechnik vollziehen können.
Sie sprachen eben von der Datendrehscheibe. Ersetzt Informationstechnik – IT – die Automatisierung?
Natürlich ist IT derzeit in aller Munde. Doch rein technisch betrachtet wird die Automatisierung nicht durch IT ersetzt. IT an sich automatisiert ja nicht, eröffnet aber viele neue Möglichkeiten wie die Internet-Kommunikation. So machen wir heute bereits vieles über das World-Wide-Web: Nicht nur Informationen bereit stellen oder Ersatzteilbeschaffung, sondern auch Remote-Training, Remote-Service oder Software-Updates unserer Systeme.
Welche Trends gibt es auf der rein technischen Seite?
Hier bestimmen Basistechnologien die Entwicklungen. Themen sind die Nutzung des Internets, die Fortschreitung der Digitalisierung auch in den Feldinstrumenten, die Dezentralisierung der Intelligenz bis ins Feld, die Erweiterung des Ethernet in die Feldebene oder eine verständliche und durchgängige Anzeige der Prozessinformationen. Eine intelligente Steuerung auszuarbeiten ist heutzutage „Business as usual“. Die Kunst liegt darin, die Dinge zu vernetzen.
Welche Chancen haben neue Lösungen auf PC-Basis?
Noch Ende der 80er Jahre hatte der PC keine Chance. Wir waren mit „Freelance“ dann einer der ersten Hersteller, die ein PC-basiertes System entwickelt haben. Nach der dramatischen technischen Entwicklung in den 90er Jahren kann man heute sagen, der PC ist als Baustein der Automatisierungstechnik akzeptiert. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir über kurz oder lang einen Zustand erreichen, der der Microsoft-Welt ähnelt.
Bei den Kommunikationsprotokollen steht Ethernet mit den Feldbussen im Wettbewerb. Welcher Standard setzt sich durch?
Es wird aller Voraussicht nach keine Einigung zwischen Profibus und der Fieldbus-Foundation geben. Bevor dies geschieht, wird Ethernet alle überholen. Dann haben wir einen Quasi-Standard. Ich rechne fest damit, dass mit zunehmender Durchdringung der Microsoft-Office-Welt auch die Echtzeitfähigkeit des Industrial-Ethernet schnell gelöst wird. Der Ex-Schutz stellt da eine größere Aufgabe dar. Neue Buslösungen mit Infrarot-Schnittstellen könnten aber auch hier helfen.
Bis wann könnte sich Industrial-Ethernet durchgesetzt haben?
Ich denke, dass dies keine zehn Jahre mehr dauert.
Welche Entwicklungen finden auf dem Automatisierungsmarkt selbst statt?
Nach Stückzahlen, betrachtet ist der Markt bisher immer gewachsen und wird auch in Zukunft weiter wachsen. Nur die Preise waren eher rückläufig. Grund sind hohe Überkapazitäten sowohl auf der Produktseite als auch beim Engineering. Auch die Projektstrukturen haben sich verändert. Es gibt einen Wandel weg von großen Anlagen hin zu kleinen Einheiten, ob es sich nun um Raffinerien, Gießereien oder Kraftwerke handelt.
Wie weit spüren Sie den Preisdruck?
Der Preisdruck macht vor keinem in der Branche Halt. Ich bin mir daher sicher, dass der vor rund zehn Jahren begonnene Konzentrationsprozess unter den Automatisierungs-Anbietern weiter geht.
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