Wissenschaftler in aller Welt arbeiten an druckbaren elektronischen Polymeren, die in fünf oder zehn Jahren einen Milliarden-Markt begründen könnten.
„Chips von der Rolle“ nennt Fachjournalist Michael Vogel eine Zukunftstechnologie, über die er in der Juli-Ausgabe von „Bild der Wissenschaft“ berichtete. Diese gedruckten elektronischen Schaltkreise bestehen aus Folienstreifen, die mit polymeren Elektronik-Bauelementen in Massendruckverfahren bestückt werden.
Die Basis für diese Technologie sind leitfähige Polymere, die so strukturiert sind, dass sie ähnlich wie herkömmliche Halbleiter einen Mangel oder einen Überschuss an Elektronen aufweisen. Da sie sich im flüssigen Zustand verarbeiten lassen, können sie wie Farben gedruckt werden – und zwar in einem Bruchteil der Zeit, die für das Herstellen von Silizium-Chips nötig ist.
Freilich befindet sich diese Technik noch in den Anfängen. Professor Arved Hübler vom Institut für Print- und Medientechnik der TU Chemnitz vergleicht den Stand ungefähr mit dem, den die Silizium-Elektronik vor 60 Jahren erreicht hatte. Experten prognostizieren dennoch bereits für 2010 einen Weltmarkt in der Größenordnung von 7 Mrd. US-Dollar für die gedruckte Elektronik. Firmen wie BASF, Degussa, DuPont, 3M, Motorola, Philips, Samsung oder Siemens beteiligen sich an der Entwicklung.
Warum dieses Engagement? Chips auf Basis der Polymerelektronik könnten einmal wesentlich billiger sein als die aufwendig gefertigte Siliziumelektronik. Ihr Preis könnte sogar nur wenige Cents betragen, also weit unter den Kosten von RFID-Tags liegen. Sollte diese Rechnung aufgehen, dann eröffnen sich Massenmärkte für die gedruckte Elektronik, etwa Funketiketten für Konsumerwaren. Start-ups haben bereits erste Schritte in diese Richtung gewagt: Printed Systems aus Chemnitz druckte im Frühjahr 2005 die Eintrittskarten für den Chemnitzer Auto- und Tuning-Salon, wie es in „Bild der Wissenschaft“ heißt. Neben Druckerschwärze enthielt das Ticket eine elektronische Schaltung mit Identifikationscode, die es fälschungssicher machen sollte. os
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