Die Blechbearbeitungsmesse Blechexpo hat eine Stellung als wichtiger überregionaler Branchentreff mit internationalem Anstrich eingenommen. Fast 14 000 Besucher informierten sich bei einer Rekordzahl von knapp 700 Ausstellern über Neu- und Weiterentwicklungen.
Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Bernhard Reichenbach bernhard.reichenbach@konradin.de
Exakt 13 890 Fachbesucher aus dem In- und nahen Ausland besuchten die Blechbearbeitungsmesse Blechexpo – früher Südblech –, die kürzlich in Sinsheim stattfand. Sie interessierten sich nicht nur für die Produkt- und Verfahrensneuheiten, sondern verstärkt auch für die Dienstleistungen, die eine Rekordzahl von 694 Unternehmen präsentierte. Die leicht zurückgegangene Besucherzahl ist jedoch weniger auf ein abnehmendes Interesse an innovativen Lösungen als auf einen geringeren Informationsbedarf zurückzuführen: Aufgrund der Verschiebung auf die ungeraden Jahre lagen die vorherige Südblech nur rund ein Jahr und die Blech-Leitmesse Euroblech erst ein gutes halbes Jahr zurück.
Der Terminwechsel hatte logischerweise Auswirkungen auf den Neuigkeitswert des Angebots: Bei Innovationszyklen in der Blechbearbeitung von – hoch gegriffen – ein bis zwei Jahren, hatte durchaus nicht jeder Aussteller – nicht einmal jeder Marktführer – echte Neuheiten oder signifikante Weiterentwicklungen zu bieten. Kein Wunder, dass mancher Hersteller auf die Präsentation von Hardware verzichtete und nur mit einem Informations- und Beratungsstand vertreten war. Dies galt jedoch nicht für die Mehrheit der Unternehmen, und so gab es doch eine ganze Anzahl an Produkt- und Verfahrens-Premieren. Dies trifft besonders für den Bereich des Umformens zu, wo unter anderem wirtschaftliche Lösungen für kleine und mittlere Losgrößen vorgestellt wurden.
Umformen
Der italienische Pressenbauer Mossini SpA, Pescate/Italien, präsentierte erstmals sein innovatives Desmodrive-Antriebssystem für mechanische Pressen. „Damit lassen sich Kinematik und Bewegungsabläufe der Pressen nach Bedarf modifizieren“, erläuterte Exportmanager Virgilio Illarietti. Die Neuentwicklung basiert auf einem variabel einstellbaren Hebelsystem, das dem Anwender erlaubt, individuelle Bewegungsabläufe entsprechend seines Fertigungsprozesses zu gestalten. „Desmodrive kann mit einer automatischen Hubverstellung kombiniert werden“, merkt Illarietti an. „In diesem Fall lässt sich der Bewegungsablauf für jeden Hub einstellen.“
Die F. Post GmbH, Bad Säckingen, stellte ihr neuartiges Multiservo-Transfer-Umformzentrum MTU für computergesteuertes Mehrstufen-Tiefziehen vor. „Das System eignet sich besonders für problematische Teilegeometrien mit hohen Genauigkeitsanforderungen sowie für problematische Werkstoffe wie hochfeste Stähle oder Leichtbaumaterialien“, erklärte Geschäftsführer Dieter Abel. Die computergesteuerten Ziehstufen in weitgehend beliebiger Anzahl lassen sich unabhängig voneinander frei programmieren und können unterschiedliche Hübe, Kraftprofile und Geschwindigkeiten realisieren. „Die in den einzelnen Ziehstufen zur Verfügung stehenden Kräfte sind vorbestimmt und wirken ohne Kipp-Beeinflussung durch benachbarte Stufen, da kein Pressenstößel vorhanden ist, der kippen könnte“, hebt Abel hervor. Da die Einrichtzeiten sehr niedrig seien, eigne sich das System speziell für kleine und mittlere Lose.
Nachdem hydraulische Gesenkbiegemaschinen insbesondere im unteren Nennkraft-Bereich zunehmend Konkurrenz durch servoelektrische Systeme bekommen, stellte die belgische LVD Company n. v., Gullegem, nun eine elektro-hydraulische Variante vor: Dank des hybriden Antriebsprinzips sollen sich mit der 350-kN-Presse PPRM 35 speziell kleine bis mittelgroße Präzisionsteile besonders schnell fertigen lassen. Bei Arbeitsgeschwindigkeiten von bis zu 25 mm/s „sind Produktivitätssteigerungen von bis zu 15 Prozent möglich“, versicherte Verkaufsleiter Marc Lietaer. „Der Energieverbrauch liegt um rund ein Drittel niedriger als bei einer hydraulischen Maschine.“ Die kompakte Einrichtung bietet eine Kantlänge von 1250 mm.
Kompakt ist auch die pneumatische Tischpresse des Typs EPPB, mit der die Placke GmbH, Melle, vertreten war. Bei 25 oder 30 kN Presskraft und 120 kg Gewicht bietet die funktionell einfache C-Gestell-Presse eine maximale Kantlänge von 220 mm und einen einstellbaren Hub von 0 bis 50 mm. Das einfach zu bedienende und schnell einzurichtende System „eignet sich speziell für die Fertigung einfacher Teile in kleinen Serien“, so Geschäftsführer Günther Placke. „Der auf einer Kugelumlaufführung verstellbare Hinteranschlag ist leicht einzustellen.“ Die Biegetiefe kann für den gewünschten Kantwinkel manuell eingestellt werden. Durch die rein pneumatische Ablaufsteuerung ist kein elektrischer Anschluss erforderlich.
Trennen
Eine neuartige, modulare Stanzeinheit für CNC-Präzisions-Stanzwerkzeuge feierte bei der Peschke & Kainz GmbH, Ebersberg, Premiere. Konzipiert ist die Stanzeinheit Variopunch für Exzenter- und Hydraulikpressen sowie für hydraulische Gesenkbiege- und Ausklinkmaschinen. Sie soll die Fertigung deutlich flexibler und präziser gestalten – und dies bei niedrigen Kosten. „Musterbauteile und Kleinserien lassen sich schnell und einfach herstellen, CNC-Stanzplatinen oder -Bauteile schnell und einfach nachbearbeiten“, sagte Thomas Keck, Mitglied der Geschäftsleitung. „An bereits gerichteten und entgrateten Stanzplatinen können Prägungen und Schlaufen angebracht werden.“
Ihren weiterentwickelten, hochproduktiven Kompakt-Bandstanzautomaten PXN easy zeigte die Dalcos S.r.l., Castelfranco Veneto/Italien. Die einfach zu bedienende und zu programmierende Monoblock-Anlage für Bandbreiten zwischen 20 und 600 mm und Materialdicken zwischen 0,3 und 2 mm soll innerhalb eines Tages aufgestellt und einsatzbereit sein. Sie bearbeitet unter anderem Stahl, Edelstahl und Aluminium – beschichtet oder unbeschichtet – mit bis zu 600 Hüben/min. Eingesetzt werden Standard-Werkzeuge mit einem Durchmesser von maximal 50,8 mm von Anbietern wie Wilson, Mate und dergleichen.
Hohe Flexibilität soll das Merkmal der für das Präzisionsplasmaschneiden und High-Speed-Markieren konzipierten Stromquelle EPP 200 mit integrierter Gas- und Hochfrequenzkonsole sein, die die Esab GmbH, Karben, vorstellte. Mit nur einer EPP 200 lassen sich zwei Brenner betreiben. Dies soll Umrüstzeiten deutlich verkürzen. Mit den entsprechenden Werkzeugen ausgerüstet, eignet sich die Stromquelle für das Schneiden von Blechen aus hoch- und niedriglegierten Stählen sowie Aluminium mit Dicken zwischen 1 und 50 mm sowie für die Schweißkantenvorbereitung in Fasenwinkeln bis 45°.
Fügen
Unter dem Namen EPK C hat die Bielefelder Böllhoff Verbindungstechnik GmbH ein Einbauwerkzeug zum Verarbeiten von Rivkle-Blindnietmuttern und -schrauben entwickelt, wie sie unter anderem im Automobilbau und in der Hausgeräteindustrie eingesetzt werden. Das druckgeregelte, kraftüberwachte Werkzeug verfügt über eine integrierte Qualitätsüberwachung. Setzhub- und Setzkraftsensoren sollen dabei für eine prozesssichere Kontrolle der Vernietung sorgen. Das Werkzeug wird überall dort verwendet, wo besondere Qualitätsstandards zu erfüllen sind. Mit einer Taktzeit von 20 Stück/min ist es ausgelegt für den Einsatz in der Großserie.
Die von der EWM GmbH, Mündersbach, gezeigte volldigitale MIG/MAG-Schweißgeräteserie Phoenix Expert Puls ist jetzt serienmäßig mit der neuen Forcearc-Technik ausgestattet. Damit sollen besonders im Sprühlichtbogenbereich höhere Schweißgeschwindigkeiten und bessere Ergebnisse erzielt werden. Charakteristisch für Forcearc ist ein konzentrierter, eingeschnürter Lichtbogen. Dies bewirkt eine konzentrierte Wärmeeinbringung für kleine Wärmeeinflusszonen und geringen Verzug. Durch den hohen Lichtbogendruck soll der Prozess sehr gute Einbrand-Eigenschaften erreichen, wobei der kurze Lichtbogen keine Einbrandkerben verursacht.
Die nächste Blechexpo soll vom 13. bis 16. Juni 2007 – ein letztes Mal – in Sinsheim stattfinden, bevor sie nach Stuttgart umzieht.
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