Die Vorteile und spezifischen Besonderheiten der Lithium-Ionen-Technik für die Akkus von Elektrowerkzeugen erläutert Dr. Egbert Schneider. Er ist bei Bosch für die Entwicklung von Elektrowerkzeugen verantwortlich.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Haider Willrett haider.willrett@konradin.de
Herr Dr. Schneider, warum setzen sich Lithium-Ionen-Akkus bei Elektrowerkzeugen erst jetzt langsam durch? Andere Geräte nutzen diese Energiequellen schon länger.
Die Akkus von Handys und Notebooks sind für hohe Kapazitäten und kleine Spitzenströme ausgelegt. Elektrowerkzeuge benötigen große Ströme. Dazu müssen die Batterien ganz anders aufgebaut sein. Mit dieser grundlegend neuen Technologie haben wir zuerst den Konsumer-Akku-Schrauber Ixo mit einem integrierten 3,6-V-Akku auf den Markt gebracht. Die Erfahrung aus über einer Million verkaufter Geräte zeigte uns schon 2004, dass die Technik ausgereift und dem harten gewerblichen Einsatz gewachsen ist.
Welche Vorteile bietet die Lithium-Ionen-Technik gegenüber herkömmlichen Nickel-Akkus?
Ich sag´s mal so: Mit der ersten Generation von Akku-Geräten haben wir die Elektrowerkzeuge von der Kette genommen, ihnen aber eine schwere Eisenkugel angehängt. Mit der Lithium-Technik verschwindet nun diese Eisenkugel. Bei gleicher Energiedichte sind Lithium-Akkus etwa 40 Prozent leichter, oder – alternativ – die Geräte bei gleichem Gewicht erheblich leistungsstärker. Neben der besseren Ergonomie möchte ich als weitere Vorteile nennen: Es gibt keinen Memory-Effekt und keine Selbstentladung, und auch das Laden der Batterie geht viel schneller. Die Voraussetzung dafür ist, dass bei der Entwicklung des Geräts einige entscheidende Spezifika berücksichtigt werden.
Welche Besonderheiten sind das?
Man braucht eine gute Elektronik, die die Akkus vor Tiefentladung schützt und die maximalen Ströme begrenzt. Beides würde die Zellen schädigen. Zudem ist ein grundsätzlich anderes Ladeverfahren erforderlich, damit die Zellen nicht überladen werden. Ist das gegeben, sind Lithium-Ionen-Akkus mindestens so langlebig und robust wie die besten Nickel-Batterien.
Angesichts dieser Vorteile: Wird die Lithium-Technik die Nickel-Batterie bald ersetzen?
Das ist eine Frage des Zellen-Preises. Derzeit ist die Lithium-Technik noch etwas teurer. Deshalb werden sich Nickel-Akkus im unteren Preissegment behaupten. Aber bei hochwertigen Geräten sehe ich einen eindeutigen Trend zur Lithium-Batterie. Hier muss man auch berücksichtigen, dass die Lithium-Technik – sowohl was den Preis angeht, als auch in Sachen Leistung – noch deutlich größere Spielräume bietet. Das zeigt sich auch in der zweiten Generation von Lithium-Akkus, die wir bald auf den Markt bringen werden. Diese Batterien haben eine um 30 Prozent höhere Kapazität.
Worauf muss ein Anwender achten, der ein Gerät mit Lithium-Ionen-Akku kaufen will?
Wichtig ist, dass Werkzeug, Batterien und Ladegerät aufeinander sowie auf die Technologie abgestimmt sind. Die beschriebenen elektronischen Schutzmaßnahmen müssen vorhanden sein. Dann gilt es, die Frage nach dem Wärmemanagement des Akkus – ist er passiv oder aktiv gekühlt – zu klären. Sobald der Eindruck entsteht, dass lediglich eine Nickel- gegen eine Lithium-Batterie ausgetauscht wurde, wäre ich sehr vorsichtig. In einem solchen Fall wird weder die Performance noch die Lebensdauer die Erwartungen erfüllen.
Sind bereits noch bessere Lösungen in Sicht?
Mittelfristig könnte die Lithium-Polymer-Batterie durch die Möglichkeit der freien Formgebung Vorteile bieten, langfristig könnte die Brennstoffzelle zum Thema werden. Aber diese Techniken befinden sich noch im Laborstadium.
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