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„Das ist kein Monopoly“

Der neue MAG IAS-Chef Dr. Wassmer will den Konzern konsolidieren
„Das ist kein Monopoly“

„Das ist kein Monopoly“
Der Investor Maxcor hat in den vergangenen zwei Jahren ein Werkzeugmaschinen-Imperium mit 4500 Mitarbeitern zusammengekauft. Dr. Robert A. Wassmer, neuer Präsident von MAG Industrial Automation Systems, äußert sich zu den Zielen des Firmenverbundes.

Cincinnati, Hessapp, Hüller Hille, Ex-Cell-O, seit Januar Boehringer, um nur einige zu nennen: Wie kriegen Sie all diese aufgekauften Firmen unter einen Hut?

Wir befinden uns nach der Akquisitionsphase in einer Phase der Konsolidierung. Auf der EMO wird man beeindruckt sehen, wie wir mit einem einheitlichen Erscheinungsbild auftreten. Wir werden dort unser gesamtes Produktportfolio ausstellen und über einen der größten Stände verfügen.
Sie stehen im Ranking der Hersteller von spanenden Werkzeugmaschinen ganz weit vorne. Welche Ziele verfolgen Sie?
Wir spielen im Konzert der Großen mit. Wir beschäftigen 4500 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von 1,5 Mrd. US-Dollar. Aber die Position im Ranking ist für uns kein entscheidendes Kriterium. Bei uns lautet die Frage: Sind wir profitabel oder nicht? Wir stellen zum Teil sehr komplexe Anlagen her, und sehen dort einen Schwerpunkt: ein Beispiel ist der Bereich MAG Powertrain, wo wir mit Lamb, Ex-Cell-O und Cross Hüller vertreten sind, und mit unseren Transferlinien sehr große Projekte realisieren. Deshalb sind wir mit Herstellern von Serien-Maschinen nur schwer vergleichbar.
Sieht sich MAG IAS als US-amerikanisches oder europäisches Unternehmen?
Wir verstehen uns nicht als Amerikaner oder Deutsche, sondern als internationale Gruppe. Die Firma MAG IAS ist in den USA entstanden, weil die US-Marken Lamb und Cincinnati zuerst dazugekommen sind. Daraus ist dann die Führungsmannschaft entstanden, aber wir durchlaufen eine dynamische Entwicklung. Wir sind jedenfalls kein US-Unternehmen, das irgendwelche Firmen in Europa aufkauft.
Wie wollen Sie die neue Gruppe international aufstellen?
Wir wollen den Unternehmensverbund so organisieren, dass wir über ein flächendeckendes regionales Netzwerk verfügen. Dort sollen die Mitarbeiter so trainiert sein, dass sie alle Kunden der Region bedienen können, das heißt, dass ein Techniker für Hessapp-Kunden sich auch bei Boehringer-Maschinen auskennt. Das stellt hohe Anforderung an die Mitarbeiter, aber so können wir die Größe der Organisation nutzen.
Werden die traditionsreichen Marken erhalten bleiben?
Wir haben nicht vor, die Marken verschwinden zu lassen. Sie existieren rechtlich als eingetragene Firmen, wobei sie operativ einen Produktionsverbund bilden werden: Wenn einer sehr gut Spindeln bauen kann, warum sollen wir das dann an fünf Standorten tun?
Ist das ein Patentrezept?
Es gibt natürlich Überlappungen und Redundanzen. Alle Marken des Verbundes werden ihr Spezial-Know-how haben, sie müssen aber in der Lage sein, flexibel andere Aufgaben zu übernehmen, wenn es aus Kapazitäts-, Kosten- oder Synergiegründen nötig wird.
Wie wird der Vertrieb auftreten?
Die Bereiche formen jeweils einen zentralisierten Vertrieb, der sich mit den anderen Geschäftsbereichen abstimmt. Wenn sich ein Kunde von MAG Advanced Technologies für Drehmaschinen interessiert, hat der Vertriebsmitarbeiter die Broschüren von Boehringer und Hessapp in der Tasche. Interessiert sich ein deutscher Kunde für Giddings & Lewis-Maschinen, muss er in Zukunft nicht mehr am US-Firmensitz in Fond du Lac anrufen. Das sind große Vorteile. Und: Ist eine Wartung notwendig, muss nicht extra ein Servicemann aus Amerika anreisen, denn unsere Servicetechniker werden cross-geschult auf sämtliche Maschinentypen.
Wie soll das Produktportfolio aussehen?
Wir sorgen dafür, dass das Portfolio komplementär ist, sich also keine Konkurrenz macht. Die Gruppenzugehörigkeit zu MAG IAS soll klar erkennbar sein, mit starken Marken, die dann als „MAG Boehringer“ oder als „MAG Hessapp“ auftreten. Überschneidungen im Portfolio gab es lediglich bei Bearbeitungszentren von Cincinnati, die ähnlich waren wie die von Hüller Hille. Damit können wir gut umgehen, da wir in der nächsten Maschinen-Generation eine Gleichteiligkeit schaffen können.
Ihr Eigentümer hat mittlerweile viel Routine im Aufkaufen von deutschen Werkzeugmaschinen-Herstellern. Planen Sie weitere Akquisitionen?
Wir schließen es nicht aus, aber das ist nicht unser zentrales Anliegen. Unser Fokus liegt jetzt im operativen Management, in der Konsolidierung, um Synergien zu realisieren. Meine Aufgabe ist es, das Tagesgeschäft so gut es geht zu managen. Wir bieten jetzt dem Kunden verschiedene Lösungen an, wie er sein Werkstück herstellen kann, um die beste Lösung für ihn herauszufinden. Das erfordert ein Umdenken – und das geht nicht von heute auf morgen.
Wie lange will der neue Eigentümer Maxcor Inc., hinter dem der Investor Mo Meidar steht, die Anteile halten?
Unser Eigentümer denkt sehr langfristig. Dass wir mit MAG IAS derzeit einen integrierten Verbund aufstellen, ist Beweis genug dafür. Das ist kein Monopoly: Wir investieren viel Geld in Entwicklungsprojekte. Vielen dieser Marken haben wir dadurch, dass sie heute zu MAG IAS gehören, komplett neues Leben eingehaucht. Nach der Unsicherheit und Restrukturierung haben die Mitarbeiter jetzt wieder ein klares Ziel vor Augen.
Ist der Firmenverbund profitabel?
Die meisten dieser Firmen sind in einem Zustand übernommen worden, in dem sie nicht sehr profitabel waren. Sonst wären sie nicht verkauft worden. Wir erwarten dieses Jahr ein Umsatzwachstum von plus 10 Prozent. Ohne weitere Zahlen zu nennen: Gehen Sie davon aus, dass wir kein Geld verlieren.
Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de

Auf Einkaufstour
Unter dem Dach MAG Industrial Automation Systems entstand innerhalb von zwei Jahren ein weltweiter Werkzeugmaschinen-Konzern:
April 2005: Kauf von Cincinnati Lamb von Unova mit den Firmen: Lamb Technicon, Cincinnati Machine, Cincinnati Lamb Plus, Lamb Assembly & Test (alle USA), Honsberg (D)
Oktober 2005: Kauf der ThyssenKrupp Metal Cutting-Gruppe mit Cross Hüller, Hüller Hille, Hessap (alle D), Witzig & Frank (D + USA), Giddings & Lewis, Fadal (USA)
Februar 2006: Kauf von Ex-Cell-O von der IWKA mit Ex-Cell-O in Geislingen, Stirling Heights (USA) und Changchun (CHN)
Dezember 2006: Kauf der Boehringer-Gruppe von der IWKA mit Boehringer Werkzeugmaschinen (D), FMS Drehtechnik (CH), George Fischer – Boehringer (USA), UBJ – Boehringer (CAN)

Zur Person
Dr.-Ing. Robert A. Wassmer, 43, ist seit 1. Februar Präsident bei MAG Industrial Automation Systems. Der studierte Maschinenbau-Ingenieur promovierte am Institut für Werkzeugmaschinen an der Universität Karlsruhe, arbeitete für Mercedes-Benz in den USA, für Adtranz und zuletzt für Bombardier.
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