Ganzheitliches Denken bei der Suche nach Lösungen für Kundenwünsche steht im Mittelpunkt künftiger Fachkräftearbeit. Dr. Hella Lüth vom DIHK erläutert das Konzept der Neuordnung.
Das Gespräch führte Peter Becker
Die Ausbildung der Industriekaufleute hat eine Neuausrichtung erfahren. Weshalb?
Die alte Ausbildungsordnung war aus dem Jahre 1978. In den 24 Jahren seitdem hat sich die Arbeitswelt enorm gewandelt: veränderte Marktverhältnisse, technische Veränderungen im Kommunikationsbereich sowie Veränderungen in den Unternehmensstrukturen haben dazu geführt, dass an künftige Mitarbeiter andere Anforderungen gestellt werden. Dem wurde Rechnung getragen.
„Geschäftsprozessorientiertes Handeln“ ist das Schlagwort der Neuordnung. Was ist mit dem Wortungetüm gemeint?
Die Fachkraft bewegt sich bei der Erarbeitung einer kundengerechten Problemlösung nicht mehr nur innerhalb eines abgegrenzten Aufgabenbereichs, sondern muss ganzheitlich und übergreifend denken. Dafür muss sie auch lernen, Teilprozesse selbstständig zu verknüpfen und die einem Lösungsweg vor- und nachgelagerten Arbeitsschritte im Auge zu behalten. Prozessorientierung tritt hier an die Stelle von Funktionsorientierung.
Was ändert sich in der Berufsschule?
Wie bei allen neuen Ausbildungsordnungen wird bundesweit das Lernfeldkonzept eingeführt: Unterrichtsfächer wird es nicht mehr geben, dafür sind zwölf Lernfelder konzipiert worden. Diese orientieren sich an den typischen Geschäftsprozessen. Das Ziel ist auch hier die ganzheitliche Sichtweise.
Wieder gab es bei der Neuordnung eine große Verzögerung. Muss das so sein?
Die Diskussionen um die Prüfungsgestaltung haben im Wesentlichen zu der Verzögerung geführt. Das Finden eines Konsenses, dem auch die Länderseite zustimmt, war ein zähes Ringen. Das ist bei den letzten Neuordnungsverfahren aber keineswegs typisch gewesen. Die meisten Verfahren konnten in einem Jahr durchgezogen werden.
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