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Der Blaumann ist Schnee von gestern

Arbeitskleidung: Spagat zwischen Mode und Sicherheit
Der Blaumann ist Schnee von gestern

Was eine Stewardess mit einem Schweißer verbindet? Beide tragen jeden Tag bei ihrer Tätigkeit Berufskleidung. Aber während bei der einen eher Stil, Farbe und Mode eine Rolle spielen, steht bei dem anderen der Schutz vor Gefahren im Vordergrund.

Gabriele Müller ist freie Journalistin in Wuppertal

Berufsmode muss viele Anforderungen erfüllen: Schutz, Tragekomfort, Mode und hohe Belastbarkeit wollen unter einen Hut gebracht werden. Das ist auch der Grund, warum sich gleich eine ganze Branche mit diesem komplexen Thema beschäftigt. Von A wie Alsco bis P wie Profitex – die Anbieter von Mietberufsbekleidung haben ein ausgeklügeltes Dienstleistungssystem entwickelt, dass möglichst viel Komfort bieten will.
Zum Vollversorgungssystem gehören die Anfertigung und Bereitstellung, Anlieferung, Abholung, Reinigung und erneute Anlieferung – und das alles im Miet- oder Leasingverfahren. Das soll sich in den nächsten Jahren immerhin einen Marktanteil von rund 40 % am Gesamtmarkt für Berufskleidung sichern.
Doch bevor das erste Kleidungsstück überhaupt geliefert wird und der Arbeits-alltag mit der neuen Kleidung beginnen kann, gehen viele aufwendige Arbeitsschritte voraus. Daran ist auch Silvia Mertens, Diplom-Bekleidungs- und Wirtschaftsingenieurin und verantwortlich für die Produktentwicklung der Mewa Textil-Service AG & Co. in Wiesbaden beteiligt.
Twinstar Protect, eine neue Schutzkleidungslinie von Mewa, kennt Silvia Mertens zum Beispiel bestens. „Bei der Auswahl solcher Textilien war immer der Schutz das Kriterium Nummer eins”, weiß sie aus Erfahrung. Das soll nun ein rasches Ende finden: Die Mewa AG bietet Bund- und Latzhose, Bundjacke, Overall und Herrenkittel der neuen Schutzkleidungslinie jetzt auch in Farbkombinationen wie Royal-blau/Poppyrot, Asphaltgrau/Brombeerrot und Royalblau/Marineblau an. Und das Farbe oder Mode auf Kosten der Sicherheit geht – gehört damit in das Reich der Gerüchte. Das antistatische Gewebe erfüllt die Normen EN 470-1, EN 531 A, B1, C1, E1 und EN 1149-3 und ist damit für den Einsatz bei hitzeexponierten Arbeiten, gelegentlichem Schweißen und verwandten Verfahren geeignet. „Mode spielt seit etwa zwei Jahren für uns eine immer größere Rolle“, sagt Silvia Mertens.
Mut zur Mode? Nur bedingt. Die Farbwelten bleiben wohl doch eher zurückhaltend. Die wenigsten Unternehmen scheinen zu glauben, dass gerade Schockfarben Eigenschaften wie Kompetenz und Seriosität vermitteln – aber genau das wollen die meisten Firmen mit ihrer Corporate Identity ja signalisieren. Leuchtende Töne werden von den Designern schon eher als „Stimmungsfarben und Hingucker“ eingesetzt, also als kleine, aber gut sichtbare Applikationen oder bei Accessoires, wie Westen, Tüchern oder Krawatten.
So jedenfalls in Deutschland. Untersuchungen des Freiburger Farbpsychologen und Soziologen Dr. Joachim Mensing zeigen im internationalen Vergleich deutliche Unterschiede. Während in Amerika Besinnung, Selbstbestimmung und innere Werte als Ideal im Vordergrund stehen, wünschen sich eine Mehrzahl von Japanern mehr Lebendigkeit und Spontaneität. In Deutschland zählen ähnliche Idealwerte wie in den USA. Zusätzliche Aspekte sind jedoch der Wunsch nach Erfolg, Respekt und Eigenverantwortung. „Diese Unterschiede in den Erlebenswünschen spiegeln sich sehr stark in den jeweiligen Farbwelten wider. In Deutschland stehen dunkle Töne, vor allem Blau, stark im Vordergrund, in Japan sind es anregende Farben wie Orange oder Hellblau, in Amerika sind „Violett-Fuchsia-Töne oder Pink sehr beliebt“, so Mensings Fazit.
Praktisch und schick, so soll moderne Arbeitskleidung sein
Das von ihm entwickelte Moodform-Verfahren, das Auswirkungen von Farben und Formen auf Emotionen untersucht, wird heute schon weltweit als strategisches Marketinginstrument eingesetzt. Und immer mehr Unternehmen haben auch in Deutschland klare Vorstellungen von dem, wie ihr Corporate Design als Teil ihrer Marketingstrategie auszusehen hat. Das macht sich auch bei der Arbeitskleidung bemerkbar. Doch nicht immer lassen sich Vorgaben hinsichtlich Farbkombination oder Schnittdetails auch wirklich realisieren. Oft sind die Wünsche was Schnitt, Gewebe und Details angeht, nicht praxisgerecht. Und bestimmte Stoffe oder Accessoires halten die Waschvorgänge, die notwendig sind, um starke Verschmutzungen wie Maschinenöl aus der Kleidung zu bekommen, nicht aus. Da ist kompetente Beratung angesagt, um zwischen Wunsch und Wirklichkeit vermitteln zu können. Und auch hier sehen die Anbieter von Mietberufskleidung einen Ansatzpunkt für ihre Dienstleistung. Bei allen Ansprüchen an Mode und Komfort spielen eben auch betriebswirtschaftliche, steuerliche und technische Fakten eine große Rolle. Immer mehr Firmen scheinen sich deshalb auf das Know-how der Profis zu verlassen. Die großen Anbieter im Mietberufskleidungsmarkt melden steigende Umsatz- und Kundenzahlen.
Auf rund 45 000 konnte zum Beispiel die DBL- Deutsche Berufskleider- und Textil-Leasing GmbH, selbst ein Verbund aus mittelständischen Unternehmen, im vergangenen Geschäftsjahr die Kundenzahl steigern – das ist ein Zuwachs von rund 6 %. Am stärksten vertreten ist der DBL-Verbund bei kleinen und mittelständischen Unternehmen bis 20 Mitarbeiter – rund 70 % aller Verträge werden mit entsprechenden Firmen abgeschlossen. Ein weiteres Indiz dafür, dass das Thema Mietberufskleidung auf dem Vormarsch ist.
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