Es ist ein Trauerspiel: Sobald einer in Berlin das Wort Mittelstand in den Mund nimmt, schalten Journalisten ihre Mikrofone aus. Jürgen R. Thumann, Chef des neuen Verbandes WSM, hat recht, wenn er die geringe Wahrnehmung des industriellen Mittelstands in der Öffentlichkeit beklagt (S. 22).
Ein Stück weit tragen die Mittelständler selbst dazu bei: Lange war die Verbandslandschaft in der Industrie neben den großen Organisationen wie VDMA, ZVEI oder VDA zersplittert. Zudem scheut der traditionelle Familien-Unternehmer die Öffentlichkeit.
Dabei ist für die Kleinen ein schlagkräftiger Verband ungleich wichtiger als für die Großen. Die Fusion der Verbände EBM und WSU zum WSM lässt deshalb hoffen. Denn eine Organisation mit 4400 Mitgliedern, die fast eine halbe Millionen Menschen beschäftigt, kann nicht mehr so leicht übersehen werden. Es darf nicht mehr sein, dass Politiker wirtschaftspolitische Entscheidungen treffen, die – oft aus Unkenntnis – lebenswichtige Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen verletzen.
Den Machern beim WSM und in seinen Fachverbänden kann man nur eine glückliche Hand wünschen. Und der Mittelstand muss lauter werden.
Tilman Vögele-Ebering
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