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Der Natur über die Schulter geschaut

Bionik: Tipps und Ideen für neue Produkte
Der Natur über die Schulter geschaut

15 Aussteller zeigen auf der ersten Sonderschau Bionik, dass der Forschungsbereich auch für industrielle Anwendungen interessant sein könnte.

Von unserem Redaktionsmitglied Simone Reimann – simone.reimann@konradin.de

Der Wüstensandfisch Sandskink, eine Glatt-echse, bewegt sich pfeilschnell unter den turm-hohen Sanddünen der Sahara. Weil die Evolution auf Energiesparen setzt, sind die Schuppen der Echse so beschaffen, dass die Reibung am Körper des Tieres minimal ist. Davon, dass seine Oberfläche wie poliert aussieht, können sich die Messebesucher auf der Bionik-Veranstaltung in Halle 18 überzeugen.
Für die Bioniker, die sich mit der technischen Umsetzung von Konstruktions-, Verfahrens- und Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme befassen, ist die Messe kein neues Pflaster. Aussteller wie die Universität Saarbrücken oder die Technische Universität Ilmenau präsentierten ihre Exponate bereits in der Vergangenheit. Die Bündelung des Fachbereiches könnte die Bionik aber vom Image der sporadischen Ideenfindung befreien, meint Prof. Cornelius Schilling von der TU Ilmenau. Gerade aus einer solchen Perspektive wäre die feste Einrichtung der Veranstaltung wünschenswert.
Angesprochen sind auf der Messe vor allem Entscheider, die auf der Suche nach neuen Produktideen sind. „Wir wollen Forschung und Wirtschaft zusammenbringen, um die Zusammenarbeit anzukurbeln“, meint Dr. Thorsten Knoll von der TU Berlin. Sein großer Wunsch ist es, die Bionik zu einem Messeforum ähnlich der Mikrosystemtechnik auszubauen, das aus finanzieller Eigen-leistung existieren könnte. Derzeit wird die Schau vom Messeveranstalter unterstützt.
Der Forschungsbereich sieht sich als „Technik zum Anfassen“. „Wir wollen, dass die Besucher die Dinge sinnhaft erfahren“, so Knoll. Für ihn ist dies der richtige Weg, um die Brücke zwischen Natur und Technik zu begreifen.
Den Forschern der Evologics GmbH, Berlin, eine Ausgründung der TU Berlin, ist dieser Brückenschlag gelungen. Angestoßen von der Frage, wie Menschen bei Arbeiten unter Wasser kommunizieren könnten, haben die Wissenschaftler das Sonarsystem der Delfine nachgebaut. Im Wasser ist Kommunikation nur über Ultraschall möglich. Probleme, die durch Signalverzerrungen oder -rauschen entstehen, lösen die Tiere, indem sie mit ihren Oberschwingungen morsen. „Das Tirillieren und Zwitschern, mit dem Delfine sich verständigen, dürfen die Besucher der Messe sogar selbst am Mikrofon ausprobieren“, gibt Dr. Rudolf Bannasch, Geschäftsführer von Evologics, einen Ausblick auf die Messe.
Für die Entwicklung neuer Bewegungsprinzipien für die Manipulation bei Robotern haben Forscher der TU Ilmenau die Anatomie von Gliedertieren untersucht. Besonders eindrucksvoll ist der hydraulische Antrieb beim Sprung der Spinne. Die Längen der Beinsegmente liegen in einem optimalen Verhältnis zueinander, der kurze Absprungzeiten möglich macht. Angeregt durch den hydraulischen Antrieb, entwickeln die Wissenschaftler stoffschlüssige Gelenke mit steuerbarer Nachgiebigkeit, die kleiner sind als die bisher üblichen Techniken. Damit werden sie für Anwendungen in der Mikrotechnologie interessant. Auf die Bewegungsmöglichkeiten der Greifer und Gelenke dürfen die Besucher gespannt sein.
Von hexagonalen Strukturen aus der Natur – zum Beispiel Bienenwaben – haben Wissenschaftler der TU Berlin unter Prof. Frank Mirtsch gelernt. Das Verfahren des Wölbstrukturierens nutzt das Prinzip der Selbstorganisation. Dünne Bleche oder Folien versteifen sich, wenn sie sich unter minimaler hydraulischer Belastung in die dritte Dimension verformen und so regelmäßige Strukturen erzeugen. Die Erkenntnisse werden beim Waschmaschinenhersteller Miele & Cie GmbH & Co., Gütersloh, in der Architektur sowie im Verpackungs- und Automobilbereich eingesetzt. Auch auf Beispiele aus diesem Bereich dürfen sich die Besucher freuen.
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