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Desina an der Schwelle zum Durchbruch

Standardisierte Installation im Maschinen- und Anlagenbau
Desina an der Schwelle zum Durchbruch

Desina, die dezentrale, standardisierte Installationstechnik für Werkzeugmaschinen, bringt bei konsequenter Anwendung nur Vorteile. Doch immer noch wartet die Branche auf Pilotanlagen, die die Schlüssigkeit des Konzeptes und die Zuverlässigkeit der Komponenten nachweisen.

Von unserem Redaktionsmitglied Werner Möller

Am Konzept von Desina liegt es nicht, dass eine Breitenanwendung noch auf sich warten lässt,“ ist sich VDW-Experte Detlef Hagemann sicher: „Wir haben einen großen Anwenderkreis, der sich zur dezentralen Installationstechnik bekennt und den Standard aktiv fördert,“ unterstreicht der Obmann vom Verband Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken. Als Hemmschuh erweist sich allerdings, dass einerseits noch nicht alle Produkte aus dem Desina-Konzept am Markt verfügbar sind. Andererseit gilt als zweiter kritischer Faktor beim Einführen eines gänzlich neuen Konzeptes an Installationstechnik der Zeitpunkt, an dem eine neue Maschine oder eine neue Maschinengeneration auf den Markt kommt. Das ist wohl der Grund dafür, dass die auf der Branchen-Leitmesse EMO im Jahr 1997 prognostizierte zweijährige Einführungsphase länger geworden ist als angenommen.
Hinzu kommt: Der Erfolg des Installationsstandards Desina hängt zwangsläufig von der Dezentralisierung in der Automatisierung ab. Dazu kommen noch die Auflagen, die bei hoher Schutzart zu erfüllen sind. Wichtig ist hier: Es muß die umfassende Verkabelung betrachtet werden und es müssen für diese gesamte Installationstechnik entsprechende Komponenten zur Verfügung stehen.
Standard wird sich mittel- bis langfristig am Markt durchsetzen
In dem Gesamtkonzept für die Installationstechnik sieht auch Verbandsmanager Detlef Hagemann den besonderen Nutzen für den Anwender: „Desina bietet für den Werkzeugmaschinenhersteller den Vorteil der Durchgängigkeit, das die herkömmlichen, vielfältigen Varianten in der Dezentralisierung reduziert.“ Die Busproblematik ist für Spezialist Hagemann solch ein typischer Fall: „Wir haben es heute auf dem Markt mit einer Vielzahl von Feldbussystemen zu tun, die sehr stark durch viele Wettbewerber geprägt ist. Für den Werkzeugmaschinenhersteller bedeute dies, dass wenn er im internationalen Markt tätig sei, er spezifische Produkte oder Busprotokolle einsetzen müsse. Im Umkehrschluss dürfe dies aber nicht dazu führen, so Hagemann, dass die Installations- und Montagekosten sowie die Planung für die Montage jedesmal zur Einzelfertigung geraten würden.
Auch Komponenten dürfen nicht isoliert betrachtet werden: Jeder Steckverbinder im Desina-Konzept muß an oder in ein Gerät integriert werden. Egal, ob es ein dezentraler Motorabgang ist, ein Motor selbst, der steckbar ausgeführt wird, oder die hybride Feldbusschnittstelle, die im Gerät implementiert werden muss. Von Anbieter Siemens ist zu hören, dass die Desina-Spezifikation eine Art Mindestanforderung darstellt, um konform zu sein. Das heisst, es bleibt jedem Anwender überlassen, ob er noch zusätzliche Features in die Produkte einbringen will, die dem Hersteller zusätzlichen Nutzen bringen. So sind sich Siemens-Produktmanager sicher, dass sich bei aller Desina-Gleichheit die Produkte auch künftig unterscheiden werden.
Das ist auch bei den Steckverbindern so, schließlich werden ja nur die Steckgesichter festgelegt. Wie innovativ die Anschlusstechnik oder die Features des eigentlichen Steckverbinders sind, das spezifiziert Desina nicht ausführlich. Jeder Hersteller hat also die Möglichkeit, sich in dem noch offenen Bereich zu profilieren.
Den einheitlichen Feldbus, für den sich alle entscheiden, wird es auch bei Desina nicht geben. Detlef Hagemann: „Wir haben mit dem Hybrid-Feldbusstecker eine Lösung gefunden, die für alle derzeit im Maschinenbau gängigen Bussysteme eine tragfähige physikalische Basis darstellt. Insofern haben wir bewußt gesagt: Diese Lösung kann nicht von einem bestimmten Lieferanten kommen, es sei denn, er führt für alle Feldbussysteme die entsprechenden Komponenten oder die entsprechende Technik im Programm.“ Die marktgängigen Feldbussysteme würden heute spezifische Ausprägungen in der Montage- und Anschlußtechnik besitzen, die über herstellerspezifische Varianten noch weiter vervielfältigt würden, stellt Hagemann fest. Da wir international unsere Werkzeugmaschinen vermarkten müssen, können wir uns an dieser Stelle nicht einschränken. Der Endanwender, insbesondere die Automobilindustrie, spricht hier noch ein gewichtiges Wort mit.
Auch Volker Huber, Produktmanager bei der Stuttgarter U.I. Lapp GmbH, unterstützt den Installationsstandard Desina, weil es für ihn derzeit das einzige herstellerunabhängige Konzept in Deutschland ist. Gerade die Verkabelungstopologie erfährt nach seiner Meinung einen Wandel auf Grund der informationstechnischen Möglichkeiten. Die neuen Strukturen erfordern mehr und mehr Abstand zu nehmen vom zentralen Schaltschrank mit den typischen sternförmigen Verkabelungswegen. Der Trend geht eindeutig zu dezentralen Verkabelungsstrukturen. Nach Hubers Worten eröffnet allein der Desina-Ansatz Einsparpotenziale auf grob geschätzt 1 Mrd DM. Huber sieht diesen Ansatz aber ganz klar ausschließlich auf den Werkzeugmaschinenbau bezogen. Er wünscht sich von den daran beteiligten Firmen und Verbänden allerdings noch mehr Engagement. Huber: „Nur so kann dieses weitestgehend ungenutzte Potenzial der Kostenersparnis über die gesamte Betriebsdauer von Maschinen genutzt werden.“
Desina auf der Fachmesse Metav: Sicherheitsfunktionen sind mit an Bord
Mit erweiterten Funktionalitäten zur Sicherheit und Diagnose präsentiert sich der Installationsstandard auf der diesjährigen Metav in Düsseldorf.
Konsequent angewandt verbessert Desina die Wettbewerbsfähigkeit der Werkzeugmaschinenhersteller. Erweiterte Funktionen wie durchgängige Diagnosefähigkeit der Feldgeräte, die zur wesentlich schnelleren Fehlererkennung beiträgt, stützen den Ansatz der dezentralen Installationstechnik. Ausserdem führen jetzt frei konfigurierbare E/A-Kanäle zu einer universellen Nutzung. Die Standardisierung von Schnittstellen, Funktionen und Kontaktbelegungen vereinfacht das Systemdesign auch über die Grenzen der elektrotechnischen Planung hinaus. Durch den vorausschauenden, konzeptionellen Ansatz sind bei Desina auch die Anforderungen einer sicheren Funktion im Sinne der Maschinenrichtlinie integriert. Damit wird erstmals ein durchgängiges Installationssystem realisierbar, das antriebs- und steuerungsintegrierte Sicherheitsfunktionen in sich vereint. Mit Hilfe von vier Betriebsarten, die von Wissenschaftlern des Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften der TU München spezifiziert wurden, ist ein sicherer Betrieb von Werkzeugmaschinen möglich. Das Sicherheitskonzept trägt damit den Anforderungen der praxisgerechten Bedienung und den Anforderungen des Personen- wie Maschinenschutzes gleichermaßen Rechnung. Die Verknüpfung der sicherheitsrelevanten Signale erfolgt dabei steuerungsintegriert. Erstmals ist in diesem Zusammenhang die Übertragung sicherheitsrelevanter und nicht-sicherheitsrelevanter Daten über den Standard-Feldbus AS-Interface im Einsatz an Werkzeugmaschinen zu sehen. Damit lassen sich Vorteile durch die sicherheitstechnisch erweiterten Desina-E/A-Module nutzen. Diese Integration wird im Juni auf der Düsseldorfer Metav, Fachmesse für Fertigungstechnik und Automatisierung, an einem Bearbeitungszentrum auf dem Desina-Stand B5 in Halle 15 gezeigt.
Industrieanzeiger
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