Seit Kriegsende treffen sich bulgarische und ausländische Unternehmer zur Plovdiver Herbstmesse, der größten Investitionsgüterschau Südosteuropas. Die deutschen Aussteller waren auch dieses Jahr wieder zufrieden. Die Schau stand ganz im Zeichen des EU-Beitritts im Jahr 2007.
Frank Stier ist Fachjournalist in Berlin
Die in diesen Tagen zu Ende gegangene 61. Internationale Technische Messe Plovdiv stand ganz im Zeichen des für 2007 geplanten EU-Beitritts des Landes. Die seit einigen Jahren spürbare wirtschaftliche Dynamik auf dem Balkan schlug sich in einer steigenden Nachfrage nach Ausstellungsfläche nieder. So konnte der Direktor der Internationalen Messegesellschaft EAD, Jordan Radev, eine um 11 % auf 3170 gestiegene Zahl ausstellender Unternehmen aus 47 Ländern (2004: 43) verbuchen. Da die ihm zur Verfügung stehenden 95 000 m² Fläche so gut wie vollständig belegt waren, musste Radev erstmals über hundert Unternehmen abweisen und plant nun, bis zum nächsten Jahr die Kapazität seines Messegeländes durch den Bau einer neuen Ausstellungshalle zu erhöhen.
Mit 1314 Ausstellern kamen die meisten Unternehmen aus Bulgarien. Aus dem traditionell größten Gastland Deutschland waren 480 Firmen und damit fünfzig mehr als im Vorjahr angereist. Der diesjährige Offizielle Partner Italien war mit 374 präsent und Tschechien mit 116 Unternehmen; danach folgten die USA, Österreich, die Türkei, Frankreich und Polen in der Reihe der größten Ausstellerländer.
Der Maschinenbau war mit 931 Unternehmen aus 31 Ländern wieder die am stärksten repräsentierte Branche vor dem Bauwesen (527), der Autoindustrie (460) und der Elektrotechnik (345). Als für westliche Unternehmen besonders interessant kann die den Bereichen Umwelt und Energie gewidmete Ausstellung Eneco gelten: In Bulgarien existieren gewaltige Umweltprobleme, zu deren Lösung in den nächsten Jahren große Summen aus den Fördertöpfen der Europäischen Union bereitstehen.
Hauptstützpunkt deutscher Unternehmen und Wirtschaftsförderungs-Gesellschaften ist stets Halle 11. Dort befanden sich die Gemeinschaftsstände der Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, Bayern, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Während der gesamten Messe veranstalteten die mitteldeutschen Länder dort ihre Kooperationsbörsen. Monika Stein, Messeprojektleiterin der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, zeigte sich mit dem Verlauf der Gespräche zufrieden und berichtete von positiven Eindrücken der teilnehmenden sächsischen Unternehmen.
Zum ersten Mal auf der Messe vertreten war die Recyclinganlagen herstellende MHG Maschinenfabrik Hombak GmbH aus Zweibrücken. MHG-Projektmanager Walter F. Weber schätzt Bulgarien und Südosteuropa aufgrund der dortigen akuten Entsorgungsprobleme als perspektivreiche Märkte ein und erhoffte sich, in Plovdiv Vertriebspartner für diese Region zu finden.
Bereits seit vielen Jahren in Plovdiv präsent ist dagegen die Seba KMT Mess- und Ortungstechnik GmbH aus dem bayerischen Baunach. Auch sie verspricht sich angesichts der in allen südosteuropäischen Ländern mittelfristig notwendigen Sanierung der Infrastruktur gute Absatzmöglichkeiten für ihre Technologie zur Überprüfung von Lecks in Leitungen.
Deutschland wird voraussichtlich 2005 wichtigster Außenhandelspartner Bulgariens bleiben. Die bilaterale Außenhandelsbilanz 2005 soll Prognosen zufolge das Ergebnis von 2004 (2,5 Mrd. Euro) übersteigen und an die 3 Mrd. Euro heranreichen.
Das Spektrum
Seit vergangenem Jahr unterteilt sich die Plovdiver Herbstmesse in zehn Spezialmessen:
- Autotech (Transport- und Autozubehör)
- Chemie-Industrie
- Eltech (Elektrotechnik)
- Eneco (Energie- und Umwelttechnik) Infotech (Informationstechnologie)
- PC World (Software)
- Maschinenbau
- Stroytech – The City (Bau und Architektur)
- Motor Show (Automobil-Verkauf)
- Neu: Aquatech (Wassermanagement)
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