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Deutschland investiert in Maschinen statt in Köpfe

Humankapital: IW Köln beziffert erstmals den Wert des Wissens
Deutschland investiert in Maschinen statt in Köpfe

Der Bestand an Humankapital, also Qualifikation, entwickelt sich in Deutschland mager. Laut einer Studie des IW Köln investierten die Unternehmen deutlich mehr in Sachkapital.

Unwort des Jahres oder nicht – um das Humankapital müssten sich die deutschen Unternehmenslenker Sorgen machen. Zumindest, wenn man einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln folgt: Demnach hat der Bestand an Humankapital von 1992 bis 1999 nur moderat zugenommen. Deutlich mehr Geld steckten die Firmen in moderne Maschinen.

Die IW-Forscher haben den Versuch unternommen, den Wert der Qualifikationen, also das Humankapital, mit Hilfe einer Kostenrechnung zu bestimmen. Dabei werden die Kosten ermittelt, die entstünden, wenn alle in der erwerbstätigen Bevölkerung vorhandenen Schul- und Berufsabschlüsse heute wieder erworben werden müssten: von der Grundschule bis zur Uni. In die Kalkulation fließen direkte Ausbildungskosten ein und indirekte Ausbildungskosten, also der Einkommensausfall während der Lehre oder des Studiums.
Das Know-how der voll erwerbstätigen Bevölkerung hatte im Jahr 1999 preisbereinigt einen Wert von 3 750 Mrd. Euro; 1992 waren es 450 Mrd. Euro weniger. Damit hat sich nach Meinung der IW-Experten die Humankapital-Ausstattung in der deutschen Volkswirtschaft eher mager entwickelt. Das schwache nominale Plus von durchschnittlich 1,8 % pro Jahr sei auch darauf zurückzuführen, dass zwischen 1992 und 1999 quer durch die Republik fast 2,4 Millionen Vollzeit-Jobs verloren gingen.
Noch deutlicher werde die schwache Humankapital-Performance in realer Rechnung und im Vergleich zum Trend in der Sachkapitalausstattung, also den Maschinen und Anlagen.
Darüber hinaus hat sich die Struktur des realen Humankapitals verschoben.
  • Grund-, Haupt- und Realschulabschlüsse hatten 1999 einen Anteil von 29,2 % am Humankapitalvermögen; sieben Jahre zuvor waren es noch 31,5 %.
  • Der Anteil von Abitur, Berufsausbildung, Meister- und Technikerabschlüssen schrumpfte um 0,5 % auf 57,3 %.
  • Fachhochschul- und Universitätsabschlüsse konnten kräftig Boden gewinnen. Ihr Anteil am Humankapital stieg um fast drei Prozentpunkte auf 13,5 %.
Auch die monetäre Betrachtungsweise bestätigt, dass gering Qualifizierte im Beschäftigungssystem weniger gefragt sind. Höhere Qualifikationen werden wichtiger – und sind vielfach ein Engpass.
Um gegenzusteuern, müsse laut IW an mehreren Hebeln angesetzt werden. So sei es erforderlich, die Ausbildungszeiten zu verkürzen und das Renteneintrittsalter zu erhöhen, damit Qualifikationen dem Arbeitsmarkt länger zur Verfügung stehen. Um die Zahl der Hochschulabsolventen zu erhöhen, müsste die Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungssystemen größer sein. Auch die Anreize für die Aufnahme eine Studiums ließen sich verbessern. Nicht zuletzt solle nicht erwerbstätigen Akademikerinnen mit Kindern eine Brücke in den Arbeitsmarkt gebaut werden, beispielsweise durch eine bessere Kinderbetreuung. tv
Immer mehr besser Qualifizierte dringend gesucht
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