Allein unter Männern – das war einmal. Immer mehr junge Frauen ergreifen ein Ingenieurstudium. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes immatrikulierten sich im Vorjahr 81 634 Männer und 24 618 Frauen für die Studiengänge Maschinenbau, Elektrotechnik und Co. Das Bild wandelt sich langsam, aber noch nicht schnell genug. In den nächsten zehn Jahren geht ein Großteil der Generation „Babyboomer“ in Rente und sorgt schon damit für eine steigende Nachfrage nach Ingenieursabsolventen. Überdies geht der Branche weiterhin jeder zweite Studienanfänger bis zum Abschluss verloren. VDMA-Präsident Reinhold Festge appelliert deshalb, sich verstärkt dem Massenphänomen Studienabbruch anzunehmen. Erst recht brisant kann es werden, wenn Wettbewerber auf den Weltmärkten – wie jüngst die USA – die Ausbildung von Ingenieuren zu einer nationalen Priorität erheben. Gewiss bringen auch solche Kraftakte das innovative Herz Deutschlands nicht so schnell aus dem Takt. Handlungsbedarf besteht aber nicht nur mit Blick auf die Ausbildung von Forschern, Entwicklern und Konstrukteuren. Auf die Facharbeiter, ohne die Ingenieure allein auch nicht weiterkommen beim Konstruieren neuer Maschinen und Verfahren, trifft dies gleichermaßen zu. Auch die Leistungsfähigkeit des dualen Ausbildungssystems leidet darunter, wenn der Anteil der Ausbildungsbetriebe sinkt, was seit Jahren zu beobachten ist. Engpässe bei beruflich Qualifizierten auf allen Ebenen aber treiben den Ersatzbedarf schon in wenigen Jahren in die Höhe und könnten sich zu einer Wachstumsbremse entwickeln. Mehr als nur zu begrüßen wären deshalb vergleichbare Bestrebungen über den ersten nationalen „MINT-Gipfel“ hinaus, der sich der Mathematik- und Technikbildung angenommen hat. Ein nur mäßig steigender Frauenanteil im Technikbereich wäre für das innovative Herz Deutschlands ein Gesundheitsrisiko.
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