In der Region Ostwestfalen Lippe (OWL) sind rund 250 Maschinenbaubetriebe angesiedelt. Die Initiative Pro Maschinenbau soll nun den Bekanntheitsgrad der Region erhöhen. Dr. Rüdiger Kapitza, Vorstandsvorsitzender der Gildemeister AG in Bielefeld, unterstützt die Initiative.
Das Gespräch führte Chefredakteur Dr. Rolf Langbein rolf.langbein@konradin.de
Herr Dr. Kapitza, aus der Bielefelder Initiative Pro Mittelstand ist die Initiative Pro Maschinenbau OWL hervorgegangen. Welches Interesse hat Gildemeister als Global-Player an einer Initiative, die einen regionalen Standort stärken soll?
An der Initiative Pro Mittelstand engagieren wir uns in vollem Umfang, weil die Beteiligten voneinander lernen können. Jeder hat andere Schwerpunkte und jeder mittelständische Maschinenbauer macht Dinge besonders gut. Bei diesem Bench entdecken wir viele Parallelen und schaffen es auch hier und da, miteinander ins Geschäft zu kommen. Die Initiative bringt Leute und Firmen zusammen, die eins gemeinsam haben, nämlich den Maschinenbau. Wenn sie auch unterschiedlichen Zwecken dienen, so sind doch Logistik, IT, Vertrieb, Internationalisierung und Servicefragen bei vielen Maschinenbauern sehr ähnlich.
Welche Aspekte werden Ihrer Meinung nach im Vordergrund stehen, wenn rund 250 Unternehmen des Maschinenbaus mit unterschiedlicher Orientierung eine gemeinsame Plattform suchen?
Wir haben die Themen ein wenig aufgefächert. Eines betrifft Forschung und Entwicklung. Moderne Elektronik und Steuerungstechnik und ihr effizienter Einsatz sind ein Schwerpunkt. Ein anderer ist die Linearmotor-Technik. Zu klären ist, wo es sich lohnt, sie einzusetzen und wo nicht? Und wo das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt oder wo konventionelle Technik noch ihre Bedeutung hat. Oder nehmen Sie IT-Fragen oder das große Feld der Logistik, wo jeder auch einiges vom anderen lernen kann. Und last but not least die großen Fragen zu Vertrieb und Service. Das gilt besonders für kleine Unternehmen, die nicht global aufgestellt sind.
Auf Veranstaltungen der Initiative ist von Netzwerken die Rede, die es aufzubauen gilt. Was ist darunter zu verstehen?
Wir haben in OWL vor fünf Jahren Zulieferer-Netzwerke aufgebaut und gute Erfahrungen gemacht. Da hat die Landesregierung mitgeholfen. Gildemeister arbeitet wegen der geringen Fertigungstiefe mit vielen kleinen Zulieferanten. Die sind direkt an das Netzwerk angeschlossen. Wir sparen Zeit, sind flexibel in der Belieferung und die Geschwindigkeit des Teileflusses steigt. Jetzt wird überlegt, innerhalb der Maschinenbaufirmen ähnlich vorzugehen. So können auch komplette Komponenten von Spezialisten geliefert werden, wie Hydraulik, Schlittenteile und andere.
Könnte aus der Initiative Ähnliches entstehen wie in Italien die Konsortien oder ein Kompetenzzentrum Werkzeugmaschinen in Chemnitz?
Diese Initiative wurde von der Politik ins Leben gerufen und hat daher eine freiwillige Basis. Wir werden uns zwar regelmäßig treffen, aber keinen offiziellen Zusammenschluss beschließen. Wünschenswert wäre, nicht nur Netzwerke untereinander zu schaffen, sondern auch bestehende Netze, die den Globus umspannen, und Service- oder Intranetze zu nutzen, die bei Firmen vorhanden sind. Netze, auf die andere Firmen eventuell zugreifen könnten, um spezielle Märkte in Amerika oder Asien zu bearbeiten. Das würde Sinn machen.
Marketing für den Standort soll die Region über die Grenzen hinaus bekannter machen. Was haben die Unternehmen davon, wenn die Region bekannter wird?
Das ist vor allem im Ausland ein naheliegendes Thema. Denn wer kennt schon all die schönen Städte wie Bielefeld, Gütersloh, Lippstadt oder Detmold. Es wäre interessant, die vielen Markenfirmen mit Weltruf, die es in OWL gibt, zusammenzubringen. Würde jeder mit Ostwestfalen-Lippe werben, könnte OWL ein Kürzel werden, das eine größere Bekanntheit hätte als einzelne Städte oder gar kleine Dörfer oder Stadtteile, in denen diese Unternehmen meist zu Hause sind.
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