Werner Brinkhoff, Key-Account-Manager der Beko Technologies GmbH in Neuss, erläutert die viel zitierten Einspar-Potenziale in der Drucklufterzeugung. Beko versteht sich als einer der Technologieführer in der Aufbereitungs- und Kondensattechnik und nimmt an der VDMA-Aktion „Druckluft effizient“ teil.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Olaf Stauß
? Herr Brinkhoff, wie wollen Sie die anvisierten Energieeinsparungen mit Hilfe der Aktion „Druckluft effizient“ umsetzen?
! Unser Ziel ist es, dem Betreiber das Medium Druckluft näher zu bringen. In vielen Betrieben steht die Drucklufterzeugung immer noch als Stiefkind schmutzig und ungepflegt in der Ecke. Wahr genommen wird sie in der Regel erst bei Störungen und Ausfällen. Ansonsten weiß man bestenfalls, dass Druckluft ja sehr teuer ist. Allerdings nur, weil bereits in der Planung mit dem Kaufpreis kokettiert wird. Die Folge sind oft viel zu hohe Betriebskosten.
? Gilt dies auch für die Komponenten der Aufbereitungstechnik?
!Hier besonders: Aus Kostengründen werden zum Beispiel Aufbereitungskomponenten wie Trockner und Filter einfach eine Nummer kleiner ausgelegt. Die Folge ist, dass die Druckluft nicht mehr die benötigte Qualität hat und deutlich mehr Energie für die Erzeugung verbraucht wird. Das gilt analog auch für bereits bestehende Anlagen und deren Wartung.
? Sind Energieeinsparungen von 30 % in der Druckluftversorgung realistisch, wie sie eine umfangreiche EU-Studie ermittelt hat?
! Man sollte nicht mit Pauschalaussagen zu hohe Erwartungen beim Betreiber wecken. Auch heute gibt es Kompressorenanlagen, die sehr gut ausgelegt sind. Das Hauptproblem liegt darin, dass häufig nur einzelne Komponenten betrachtet werden. Um aber das Sparpotenzial voll auszuschöpfen, muss die Anlage ganzheitlich vom Kompressor bis zur Druckluft-Steckdose betrachtet werden. Ich bin sicher, dass dann selbst bei sehr gut konzipierten Anlagen noch Energie eingespart werden kann.
? Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf, um Energie in der Druckluftversorgung einzusparen?
! Sicherlich bei älteren, gewachsenen Anlagen: Steigt der Luftverbrauch im Unternehmen, wird erst mal schnell der Netzdruck erhöht. Dann kommt ein Kompressor hinzu, dann dies und das, so dass am Ende nichts mehr zueinander passt. Die Verdichter beliefern dann Leckagen, zu enge Leitungen oder eine zu klein bemessene Aufbereitung und benötigen dafür viel zu viel Energie. Hier fehlt ganz einfach das Wissen über den Umgang mit der Druckluft. Kein Elektriker käme auf die Idee, einen Durchlauferhitzer mit 18 KW elektrischer Leistung an eine Leitung mit 0,75 mm² Querschnitt anzuschließen.
? Können Sie dafür ein Druckluft-typisches Beispiel nennen?
! In jeder Kompressorenanlage gibt es drei bis vier Kondensat-Ablassstellen. Man will Geld sparen und benutzt zeitgesteuerte Magnetventile zum Ableiten. Unter dem Strich ergeben sich dadurch vielleicht um 400 Mark geringere Anschaffungskosten. Weil das Kondensat aber nicht kontinuierlich anfällt, wird die Energie im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft geblasen. Demgegenüber sparen elektronisch niveaugesteuerte Kondensatableiter jährlich über 500 Mark Energiekosten allein an einer Ablassstelle ein. Bei einer normalen Kompressorenstation ergeben sich also bis zu 2000 Mark. Wird die gesamte Anlage so betrachtet, sind sicherlich Einsparungen von 30 % und mehr möglich.
? Welche Schritte kann der Betreiber unternehmen, um die Druckluftanlage auf Vordermann zu bringen?
! Das Beispiel zeigt, dass der Betreiber aus einer wirtschaftlicheren Anlage hohen Nutzen zieht. Doch dazu muss er Berater in seinen Betrieb holen. Basis für Einsparungen ist eine gründliche Analyse der Ist-Situation. In anderen Bereichen ist dies längst selbstverständlich. Kein Unternehmen würde versuchen, seine EDV ohne Systemhaus-Support selbst aufzubauen und zu pflegen. Dies könnte existenzbedrohend sein. Aber bei der Druckluft bastelt man halt. Oder es werden Plagiate für Ersatzteile verwendet, ohne zu bedenken, dass dabei sogar Zulassungen erlöschen können.
Teilen: