Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit. Und manchmal sind fünfzehn Jahre sogar eine Ewigkeit. Im Frühjahr 1996 wurde ich – nicht das erste und auch nicht das letzte Mal – ins kalte Wasser geworfen. In diesem Fall von unserem stellvertretenden Chefredakteur Hajo Stotz. Der sagte zu mir: „Wir brauchen eine Anwenderreportage über das Internet!“ Ich schaute ihn an und fragte: „Also so richtig mit Anwender?“ Ich bekam keine Antwort mehr, Hajo musste in eine Besprechung.
Wissen Sie, wie viele Rechner in Deutschland im Frühjahr 1996 mit einem Internet-Anschluss ausgestattet waren? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich drei Tage brauchte, um unseren ersten Web-User aufzuspüren. Er hieß Axel Weber und war Chef der Weber-Bausysteme GmbH in Reutlingen. Das Unternehmen war spezialisiert auf so genannte Raumfachwerke. Ich packte Diktiergerät und Kamera ein und fuhr nach Reutlingen.
Axel Weber war so Mitte vierzig. Sein großdimensionierter Farb-Monitor war von einem kleinen, kugelartigen Gebilde gekrönt, das sich bei genauerem Hinsehen als Kamera für Videokonferenzen entpuppte. Hier bist du richtig, dachte ich, hier hat die Zukunft schon begonnen. „Man muss rechtzeitig den Einstieg ins Internet finden“, sagte Weber. „Alles was man braucht ist ein Monitor und eine Maus, die Bedienung ist für die breite Masse ausgelegt.“
Über den kommerziellen Online-Dienst Compuserve hatte Weber bereits eine Homepage für seine Firma angelegt. Die Resonanz war gigantisch. „In der letzten Woche erreichten uns sechs Anfragen über E-Mail, darunter sogar eine aus Brasilien“, trumpfte Weber auf. Der Web-Pionier fuhr mit der Maus über den Bildschirm hin und her, etwas ruckartig, wie ich fand: „Ich übe viel, sehen Sie, wenn der Handschuh kommt, dann weiß ich, dass ich weiterklicken kann“, sagte er. Weber gab seine Maus wieder frei und schaute zum Fenster hinaus. Er suchte nach einer zentralen Formulierung. Und dann kam es, das Internet in einem Satz: „Wissen Sie, plötzlich wird eine Kommunikationsart so billig, dass man es sich einfach nicht mehr leisten kann, sie nicht zu nutzen.“ Weber lächelte stolz – und lehnte sich entspannt zurück. ub
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