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Die Kleinen ticken anders als die Großen

BDI-Mittelstandspanel: Viele falsche Vorstellungen über Industrie
Die Kleinen ticken anders als die Großen

Die Kleinen ticken anders als die Großen
Engagements im Ausland sind in erster Linie Sache der größeren Unternehmen. Die Kleineren profierieren demnach auch weniger vom Boom im Auslandsgeschäft
Das neue BDI-Mittelstandspanel räumt mit einigen Vorurteilen über kleine und mittlere Unternehmen auf. Aber eines steht fest: Die Mittelständler werden immer effizienter, die Politik kriegt aber schlechte Noten.

Rund 2500 Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes haben sich am ersten BDI-Mittelstandspanel beteiligt. Die Ergebnisse dieser Pilotumfrage von BDI, IKB Deutsche Industriebank Bank sowie Ernst & Young zeigen aber: Vieles ist doch anders, als man gemeinhin denkt:

Beispiel Produktionsverlagerung:
Deutschland drohe sich zur Basarökonomie, sprich zum reinen Marktplatz ohne eigene Fertigung, zu entwickeln, befürchten viele Wirtschaftswissenschaftler. Die BDI-Umfrage relativiert dieses Szenario. So besitzt bisher nur ein knappes Drittel der befragten Unternehmen Fertigungsstätten im Ausland. Bei über der Hälfte beschränkt sich die Auslandsaktivität auf den Export.
Es planen längst nicht alle Industrieunternehmen, Betriebe oder Betriebsteile zu verlagern. Von den Großen mit über 500 Beschäftigten gab etwa die Hälfte an, einen Teil des Geschäfts verlagert zu haben oder gerade dabei zu sein. Von den ganz Kleinen mit weniger als 20 Mitarbeitern tut dies nicht einmal ein Zehntel. Rund ein Fünftel der deutschen Industriebetriebe plant, im Laufe der nächsten zwei Jahre Produktions- und Vertriebsstätten außerhalb Deutschlands aufzubauen – auch, um am dortigen Markt präsent zu sein.
Beispiel Beschäftigung: Der Mittelstand stellt bekanntermaßen den Löwenanteil der Arbeitsplätze. In den Köpfen der Bundesbürger dürften aber in erster Linie die Schlagzeilen von Großunternehmen haften bleiben, die weiter Stellen streichen, so die IW-Forscher.
Laut dem BDI-Mittelstandspanel für 2004 hat aber im vergangenen Jahr fast jedes zweite mittelständische Industrieunternehmen mit 100 bis 250 Mitarbeitern Personal abgebaut. Die Großunternehmen mit über 500 Beschäftigten haben hingegen eingestellt und die Zahl ihrer Beschäftigten um 5 % aufgestockt. Dahinter stecken nach Meinung der Kölner IW-Forscher zwei Gründe. Die Großindustrie hat in den zurückliegenden Jahren bereits die nötige Konsolidierung vorgenommen, während die Mittelständler ihre Belegschaften konstant hielten. Nun sind diese gezwungen, die Zahl ihrer Arbeitskräfte an die schwache heimische Auftragslage anzupassen. Das Inlandsgeschäft ist für die kleinen und mittleren Industriebetriebe nach wie vor das wichtigste Standbein. Sie profitieren oft nur indirekt als Zulieferer vom Export.
Beispiel Kapitalinvestoren:
Die als Heuschrecken titulierten Finanziers aus dem Ausland jagen nach den Umfrage-Ergebnissen den meisten Mittelständlern keineswegs Angst ein. Im Gegenteil – sie seien vielerorts als Alternative zum Bankkredit hoch willkommen, urteilen die IW-Experten. Laut BDI-Panel denkt fast jedes dritte Unternehmen als Folge der neuen Basel-II-Richtlinien zur Bankenregulierung über neue Finanzierungsmöglichkeiten nach – ausländisches Beteiligungskapital ist eine davon.
Politische Rahmenbedingungen:
Was jedoch mit der öffentlichen Wahrnehmung übereinstimmt: Das Zeugnis, das die 2500 befragten Unternehmen der Politik ausstellen, fällt schlecht aus. Knapp drei Viertel der mittelständischen Industriefirmen halten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland für ungenügend – besonders vernichtend ist das Urteil der ganz kleinen.
Der Fokus der Wirtschaftspolitik lag womöglich zu stark auf den Bedürfnissen der Konzerne, vermutet nun das IW. So sagten knapp 70 % der Großunternehmen, dass die Agenda 2010 ein erster richtiger Schritt sei. Von den Industriebetrieben mit weniger als 100 Beschäftigten hielt dagegen jeder zweite das Reformwerk für wirkungslos oder sogar falsch. Der Mittelstandsoffensive des Wirtschaftsministers wird ebenfalls nur ein recht geringer Nutzen zugestanden.
Die Firmen haben laut der Umfrage hingegen ihre eigenen Hausaufgaben gemacht. Fast alle arbeiteten nach eigenen Angaben an einer Steigerung ihrer Effizienz und führten dazu Neuerungen ein. Auch auf Aus- und Weiterbildungen setzten drei von vier befragten Betrieben, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. tv
Die mittelständische Industrie hat ihre Hausaufgaben gemacht
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