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„Die Kühlung einfach abzuschalten, geht nicht “

Klaus Toellner: Stimmt die Technik, rechnet sich Trockenbearbeitung
„Die Kühlung einfach abzuschalten, geht nicht “

Bislang wagten sich meist nur Großunternehmen ans Trockenzerspanen. Klaus Toellner von dem Essener Werkzeug- und Kühlmittelanbieter Widia erklärt, wieso Klein- und Mittel-betriebe hier Chancen vertun.

Von Chefreporter Wolfgang Filì chefreporter@fili.net

Herr Toellner: Widia ist einer der wenigen Hersteller, die in der Trockenbearbeitung ähnlich intensiv forschen wie bei der Entwicklung von Kühlschmiermitteln. Geht das auf Dauer gut?
Da sehe ich keinen Widerspruch. Das Spanen ganz ohne Kühlschmierstoffe oder mit Minimalmengen ist unter Gesundheitsaspekten wie auch wirtschaftlich interessant. Insofern sind wir hier engagiert. Ebenso sicher ist jedoch, dass das Kühlen und Schmieren von Zerspanungsprozessen in bestimmten Bereichen unverzichtbar bleiben wird. Ergo mischen wir auch hier mit.
Welche Bereiche wären dies beispielsweise?
Wenn die beim Zerspanen entstehende Wärme nicht abgeführt wird, können sich das Werkstück oder die Maschine verformen. Spült nicht ein Kühlschmierstoff die Späne aus oder bindet er beim Bearbeiten von Guss nicht den Staub, ist der Prozess und ist auch die Funktion der Maschine gefährdet. Beim Spanen brennbaren Materials wie Magnesium ist Kühlschmierstoff Pflicht.
Wo wird denn am zügigsten trockengelegt?
Bei der Bearbeitung von Stahlwerkstoffen: Sie entwickeln keinen Staub. Ferner bei Buntmetallen und teilweise bei Aluminium. Aber auch hier wird nicht einfach die Pumpe abgestellt, sondern vielmehr geschaut, ob die Technik insgesamt stimmt. Und dies trifft bei Drehmaschinen mit ihrem freien Spänefall häufiger zu als im verwinkelten Raum von Bearbeitungszentren. Mit Blick auf die Branche stellen wir fest, dass die Automobilindustrie sich am ehesten vom Nassspanen verabschiedet.
Und wo kommt die Bearbeitung ohne Kühlschmierstoff nur langsam voran?
Einfach überall dort, wo es Probleme gibt: beispielsweise in der Bearbeitung von Teilen aus der Luftfahrtindustrie. Hier werden vermehrt Leichtmetalle eingesetzt, die – trocken bearbeitet – in ihren Randzonen verhärten und ihre Eigenschaften ändern.
Gibt es so etwas wie den typischen Trocken-bearbeiter ?
Vor allem große Unternehmen stellen ihre Fertigung um.Aber auch kleinere Betriebe verzichten bei Neuplanungen und -investitionen immer öfter auf Kühlschmierstoffe. Kunden, die diese gezielt weiterhin einsetzen, stellen allerdings höhere Anforderungen als das altbekannte Öl/Wasser-Gemisch erfüllen kann. High-Tech-Produkte wie Widacool erfüllen heute sehr viel mehr Funktionen.
Wo nicht gekühlt wird, sinkt in der Regel die Werkzeugstandzeit. Kann sich das rechnen?
Auf jeden Fall. Sie müssen sehen, dass die Kosten für die Bereitstellung, Pflege und Wartung von Kühlschmierstoffen nahezu gleichauf mit denen für die Präzisionstools selbst liegen. Auch wenn deren Standdauer ungeschmiert leicht sinkt, bleibt das Trockenspanen immer noch lohnend. Aber wie gesagt: Die Technik muss stimmen.
Stahlharte Fakten zu Widia
  • 1926 in Essen gegründet als Krupp Widia-Fabrik für Hartmetall, ist die Widia GmbH seit 1995 Teil der Gruppe Widia Valenite Metalcutting Tools&Fluids des US-amerikanischen Milacron-Konzerns. Sitz ist nach wie vor Essen. Tätigkeitsbereich ist die Entwicklung und Herstellung sowie der Vertrieb von Hartmetallen und -stoffen, Werkzeugen, Systemen und Schmiermitteln nebst zugehörigenDienstleistungen.
  • 2001 setzte Widia in der EU 199 Mrd. Euro um. Dies entspricht 10 % Marktanteil bei den Zerspanungstools. Damit sehen sich die Essener als die Nummer vier im Europa-Ranking. Etwa 3 % vom Umsatz fließen in die Forschung. Die Hälfte des Geschäfts macht das Unternehmen mit Schneidplatten, 29 % mit Stahlprodukten, 15 % mit Verschleißteilen sowie 5 % mit Kühlschmierstoffen und anderen Erzeugnissen. Hauptkunde mit 40 % Anteil ist die Automobilindustrie, gefolgt vom Maschinenbau mit 19 %, dem Werkzeug- und Formenbau mit 6 % und der Werkzeugmaschinenbranche mit 5 %. Widia beschäftigt in Europa 1300 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist zertifiziert nach QS9000 TES, Q1 und VDA 6.4.
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