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Die Midest will Nummer eins in Europa sein

Zuliefermesse in Paris hofft auf mehr Besucher
Die Midest will Nummer eins in Europa sein

Nach dem Besuchertief im letzten Jahr will die Midest in diesem Jahr wieder zur alten Form auflaufen. Ob das gelingt? Aus Deutschland dürfte sich der Ansturm in Grenzen halten. Zumindest bleibt die Anzahl deutscher Aussteller nahezu gleich.

Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Baumgärtner

Andreas Schmidt ärgert sich jedes Jahr aufs Neue: Die nach eigenen Angaben größte Zuliefermesse zeigt provinzielle Mängel in der Organisation: „Der Auf- und Abbau ist eine Katastrophe”, so der Geschäftsführer der Gebr. Schmidt Federnspezialfabrik, Wuppertal. Schmidt fertigt Spezialfedern und weiß, wie man sich nach Kundenanforderung richtet. Was die Midest ihren Kunden, den Ausstellern, vor und nach der Ausstellung zumutet, ist ihm deshalb unverständlich.
Mit dem Messeverlauf ist er hingegen weitgehend zufrieden – wie fast alle deutsche Aussteller. Nach einer Umfrage des Industrieanzeiger unter Zulieferbetrieben, die Erfahrungen mit der Midest haben, sind die Kontakte, die dort geknüpft oder gepflegt werden können, nicht schlecht ( s. Umfrageergebnisse auf Seite 79).
Doch Midest-Veranstalter Miller Freeman muß sich ins Zeug legen, wenn er weiterhin Erfolg haben will. Denn 1998 mußte er einen Einbruch bei den Besucherzahlen bekanntgeben: Mit rund 44 000 war die Zahl unter die von 1995 gerutscht. Lediglich der letztjährige Streik bei den öffentlichen Verkehrsmitteln sei für den rückläufigen Besucherstrom verantwortlich gewesen, beeilten sich die Verantwortlichen um Schadensbegrenzung. Ob tatsächlich nur widrige Bedingungen für einen Knick in der sonst stets nach oben weisenden Besucherkurve vergangener Jahre sorgten, oder ob 1998 eine Trendumkehr eingeleitet worden ist, soll sich nun auf der 29. Ausstellung erweisen.
Einfach wird es jedenfalls nicht. Während im vergangenen Jahr in einer der Midest-Hallen noch die Werkzeugausstellung Outilexpo veranstaltet wurde und den einen oder anderen Besucher anzog, muß es in diesem Herbst ohne Schützenhilfe von Parallelausstellungen klappen. Denn die Outilexpo wurde im April vom französischen Messeveranstalter Exposium aufgekauft, um sie mit der Fachmesse Inter Outil zu fusionieren. Die neue Fachmesse nennt sich nun Inter Outil Expo und findet Ende März statt.
Miller-Freemann will Midest weiterentwickeln
Fieberhaft wird beim Veranstalter Miller Freeman an Verbesserungen gearbeitet. Doch eine wichtige Veränderung wird erst im Jahr 2000 greifen. Denn dann wollen die Freeman-Manager die Carrefour de la Sous-Traitance in Eigenregie durchführen. Bislang wurde diese Kontaktbörse auf der Messe von den französischen Volksbanken organisiert. 1988 fanden in diesem Rahmen rund 600 Gespräche statt, 27 große Auftraggeber trafen mit 174 mittelständischen Zulieferbetrieben zusammen.
Viele Entscheider besuchen die Midest
Das ist Miller Freeman offensichtlich nicht genug. Man übernehme die Organisation dieser Kooperationsbörse mit dem Ziel, „die Teilnehmerzahlen und die Effizienz zu steigern“, so Holger Glang, der auf deutscher Seite für die Midest verantwortlich zeichnet. Wie verlautet, soll sich mit dem Wechsel der Organisatoren auch die Ausrichtung etwas verändern – die Midest-Macher favorisieren derzeit den Begriff „Problemlösungen“ als Leitlinie.
Von deutschen Ausstellern – rund 60 Zulieferer werden dieses Jahr über den Rhein an die Seine aufbrechen – wurde dieser Anbahnungs-Service allerdings wenig in Anspruch genommen. Sie bevorzugen ausführlichere Gespräche auf dem Stand. Und die sind, wie die Umfrage des Industrieanzeiger zeigt, in der Regel hochkarätig. „Wir konnten feststellen“, freut sich auch Midest-Manager Glang, „daß die Qualität der Besucher, das heißt deren Position im Unternehmen und deren Entscheidungskompetenz, immer mehr zugenommen hat.“ Und sie seien schließlich die interessantesten Besucher für die Aussteller.
Facts & Figures: Die Zulieferindustrie in Frankreich Hauptabsatzmärkte
Automobilindustrie und
Ausstatter 37 %
Luftfahrt, Rüstungsindustrie 12 %
Elektrische und
elektronische Konstruktionen 14 %
Bahn-, Landwirtschaftliche
und Erdbaugeräte 9 %
Maschinenbau 7,5 %
Textil, Bekleidung, Leder 6 %
Haushaltsgeräte 5 %
Chemie, Parachemie,
Nahrungsmittel 4,5 %
Verpackung 2 %
Messe & Meinung: Aufschlüsselung der Aussteller (Anzahl der Stände)
1996 1997 1998 1999
Französiche Aussteller 1627 1668 1238 1532
Internationale Aussteller 432 484 381 572
Gesamt 2059 2152 1619 2104
Nettostandfläche in m² 32922 33021 32254 32171
Aussteller und Besucher
1994 1995 1996 1997 1998
Aussteller* 2039 2048 2059 2152 2211
Besucher 45255 44912 47591 48918 44026
Kommentar: Frankreich ist ein schwieriges Pflaster
Wenigstens wird in diesem Jahr der deutsche Gemeinschaftsstand nicht wieder am Hallenende vor den Besuchern versteckt bleiben. Er rückt etwa in die Mitte der Hall 4 vor. Doch für deutsche Zulieferbetriebe bleibt der französische Markt ein schwieriges Pflaster. Ohne eigene Vertretung und ohne gute Verbindungen sind im Nachbarland kaum Geschäfte zu machen. Und auch wenn sich die Midest gerne mit internationalem Flair schmückt – sie ist und bleibt praktisch eine Messe für den französischen Markt. Die Hoffnung auf Kontakte zu Unternehmen anderer europäischer Länder bleibt sehr vage.
Deutsche Zulieferer sollten also nicht aufs Geratewohl nach Paris aufbrechen. Sie würden enttäuscht werden.
Dringend empfiehlt es sich, Kontakt zu Unternehmen zu suchen, die bereits Erfahrungen mit Frankreich haben. Vorsicht ist beispielsweise bei der Suche nach Vertretern geboten. Da bieten oft Scharlatane ihre zweifelhaften Dienste an.
Thomas Baumgärtner
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
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