Unermessliches Leid haben das Erdbeben, der Tsunami und die Reaktorkatastrophe über tausende japanische Familien, ja über die ganze Nation gebracht. Die amtlich geschätzte Hochrechnung der Schäden von bis zu 220 Mrd. Euro verkommt fast zur Fußnote. Erst allmählich sendet das Fukushima-Desaster seine Schockwellen in die Weltwirtschaft aus. In Europa und anderen Teilen der Erde führen die Stromausfälle, die so manche Produktion in Japan unterbrechen, bisweilen zu Lieferengpässen. Opel ist beim Modell Corsa betroffen. Peugeot fehlen Teile für Dieselmotoren. Toyota gar hat den Start seines neuen Hybrid-Mini-Vans Prius+ verschoben. Hierzulande rechnet die Bundesagentur für Arbeit aus dem Automobilbereich, der teilweise auf japanische Zulieferer angewiesen ist, mit ersten Anträgen auf Kurzarbeitergeld. Unmissverständlich zeigt das katastrophale Ereignis, wie rasch weltweite Lieferverflechtungen Unternehmen rund um den Globus in Bedrängnis bringen können. Wenn dann im Zuge des Wiederaufbauprogramms die Kapazitäten Nippons bevorzugt für den heimischen Markt vorgehalten werden, helfen auch keine statistischen Verfahren, um die Risiken in den Lieferketten besser einzuschätzen. Vor diesem Hintergrund sollten Phänomene wie die China-Euphorie etwas kritischer betrachtet werden. Wer zu viel auf eine einzelne Länder-Karte setzt, könnte schnell Gefahr laufen, bei sich ausweitenden nationalen Katastrophen à la Vogelgrippe, Vulkanasche, Ölpest oder Konflikten mit großer gesellschaftlicher Sprengkraft wie die gegenwärtigen Umbrüche in der arabische Welt von der Versorgungskette abgeschnitten zu werden. Immer öfters globalisiert die Vernetzung auch die Risiken. Zwar steht die weltweite Arbeitsteilung nicht in Frage, diskutiert werden sollten ihre Auswüchse dennoch.
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