Lange Zeit galt die Slowakei als Außenseiter unter den mittel- und osteuropäischen Staaten. Doch Ende der 90er-Jahre begann sie eine Aufholjagd – erfolgreich. Heute hat das Land die einstigen Spitzenreiter der Region erreicht und fährt ganz vorn unter den attraktivsten mittel- und osteuropäischen Investitionsstandorten mit.
Dennoch findet das Land unter deutschen Investoren bislang nur wenige Anhänger. Viele ziehen weiterhin die slowakischen Nachbarn, die Tschechische Republik oder auch Polen, als Investitions- und Produktionsstandorte vor. Die Slowakei wird dabei – zu Unrecht – oft außer Acht gelassen. Lediglich die deutsche Automobilbranche hat das Land in breitem Maße als Standort erschlossen: Nicht nur große Kraftfahrzeughersteller wie Volkswagen unterhalten hier Produktionsstätten, auch Zulieferbetriebe sprießen reihenweise aus der grünen Wiese, um die Hersteller vor Ort bedienen zu können. Die Nähe zu den Montagewerken sowie die gute Zusammenarbeit mit der Regierung locken die Unternehmer an.
Dabei bietet das Land nicht nur im Takt der vier Räder Vorzüge. Auch für andere Hersteller sind die Standortbedingungen attraktiv: Das wirtschaftliche Umfeld ist stabil, das Lohnniveau niedriger als in den Nachbarländern – im nationalen Durchschnitt erreichen die Lohnkosten in der slowakischen Industrie mit rund 430 Euro nur etwas mehr als ein Sechstel des Niveaus in Deutschland –, die Steuersätze sind auf einen einheitlichen Satz von 19 % reduziert, und der Staat fördert Betriebsansiedlungen im Rahmen seiner Industrieparkinitiative. Zudem gewährt er finanzielle Anreize für Investitionsprojekte. Diese reichen von der Befreiung von der Körperschaftsteuer über die finanzielle Förderung der Schaffung neuer Arbeitsplätze bis zur Unterstützung bei Mitarbeiterumschulungen. Die staatliche Förderung konzentriert sich insbesondere auf infrastrukturschwache Gebiete sowie Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit. Das sind vor allem die Landesteile im Osten, weit ab der Hauptstadt.
Das mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen. Denn: Werden rund um Bratislava die Arbeitskräfte bereits rar – die Sogwirkung der Autoclusters erschwert es Investoren anderer produzierender Gewerbe, gut ausgebildete Fachkräfte, vor allem Ingenieure, zu finden –, ist in der Ostslowakei der Pool an vorhandenen Arbeitskräften nahezu unerschöpflich. Schließlich ist die Arbeitslosenquote in einigen Ostregionen mehr als vier Mal so hoch wie in der Hauptstadt. Hinzu kommen unschlagbar niedrige Miet- und Standortpreise.
Doch ein zweiter Blick offenbart auch die Schwächen des Ostens. Die Arbeitskräfte sind hier meist schlechter qualifiziert als im Westen. Zeichnen sie sich um die Hauptstadt durch Mobilität aus, ist im Osten kaum einer bereit, für seine Arbeit Haus und Hof aufzugeben. Hinzu kommen Infrastrukturmängel, noch immer gibt es keine Autobahnanbindung von Ost nach West. Diese Nachteile sollten bei der Standortwahl berücksichtigt werden. Gut beraten ist ohnehin, wer einen fachkundigen Vertrauten vor Ort um Rat fragt. Denn die Seilschaften sind stark, und ein enges Beziehungsflechtwerk kann Gold wert sein.
Nicht nur im Takt der vier Räder bietet das Land Vorzüge
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